Ein kleiner Sprachvergleich
Über Ähnlichkeiten und Unterschiede im Englischen und Deutschen
Spätestens beim Vokabellernen wird der gemeinsame Sprachursprung des Englischen und Deutschen deutlich: Es reicht oft ein kurzer Blick auf die Vokabeln und es sitzt (zumindest am Anfang). Für das Einprägen der bspw. französischen Wörter brauchen wir Schüler oftmals ein wenig länger, auch die Lateiner: Mann - man (nicht homme), Brot - bred (nicht pain) und er/sie/es kann – he/she/it can (nicht elle/il peut).
Neben diesen sehr ähnlichen Schreibweisen weist das Englische eine weitere Reihe von Ähnlichkeiten zum Deutschen auf: Verblüffend ist etwa die Ähnlichkeit in der Konjugation einiger unregelmäßiger Verbformen zueinander: schwimmen-swim, schwamm-swam, geschwommen-swum. Oft ähnelt sich auch die Aussprache der Wörter, wie etwa: stool und Stuhl, hound und Hund, was das Erlernen und Einprägen erheblich erleichtert. Bei anderen Wörtern hingegen sich erst beim näheren Betrachten Gemeinsamkeiten; das Wort „besichtigen“ etwa: zunächst hat es wenig mit dem englischen „sightseeing“ zu tun, wenn man aber beginnt die Wörter aufzudröseln, wird der gemeinsame Wortursprung im übrigbleibenden Stamm deutlich: „be/sicht/igen“ und „Sight/seeing“.
Die Unterschiede zwischen den beiden Sprachen werden etwa dann gut sichtbar, wenn man einem Engländer einen deutschen Text vorlegt. Die erste Frage: „Why are these words so long?“ Eine typisch deutsche Eigenart. Die Verwendung von „unendlich lang erscheinenden zusammengesetzten Worten“, auch „Bandwurmwörter“ genannt, wie etwa die Grundstücksverkehrsgenehmigungszuständigkeitsübertragungsverordnung, die Gleichgewichtsdichtegradientenzentrifugation oder die Nahrungsmittelunverträglichkeit, ist im Deutschen vor allem in juristischen und wissenschaftlichen Kontexten, aber auch in der Alltagssprache üblich. Verständlich, warum manch ein Deutschschüler sich kopfschüttelnd abwendet. Auch die Verwendung von Lauten wie ö, ü, ä und ß ist etwas Deutsches, allein in diesem Text befinden sich bereits 35 Sonderbuchstaben. Diese Unterschiede sind aber wohl eher belanglos und Gewöhnungssache - ganz im Gegensatz zu unserer Grammatik:
Die Artikel: maskulin, feminin und neutral (die unbestimmten Artikel seien an dieser Stelle mal ausgelassen). Die Systematik hinter dieser Zuordnung, die nur Widersprüche und Paradoxes in sich enthält, ist von noch Niemandem erkannt worden. Mark Twain bezweifelt, dass sie existiert und Genderwissenschaftler wünschen sich die Einführung eines einheitlichen Artikels: Die Frau ist weiblich, das Mädchen neutral – die Brust, der Busen - dAS MessER, nicht dER MessER – die Hecke, aber der Busch - . Deutschschüler macht euch nichts draus! Es ist doch eine Zumutung!
Die vier Fälle: Fordert man einen Deutschen auf, etwa „das Haus“ zu deklinieren, zögert er kurz, aber sagt dann intuitiv richtig: „Das Haus, des Hauses, dem Haus, das Haus; die Häuser, der Häuser, der Häuser, die Häuser“. Er kann auch ohne große Mühe ein Adjektiv voranstellen, dann wird es eben: „Das schöne Haus, des schönen Hauses, dem schönen Haus, das schöne Haus; die schönen Häuser, der schönen Häuser, der schönen Häuser, die schönen Häuser“. Überlegt mal, wie sich die Endungen erneut verändern würden, wenn jetzt noch ein Pronomen hinzukommt: „Das schöne Haus“ -> „Dein schönes Haus“… Im Englischen hingegen ändern sich einzig und allein die Präpositionen of und to. That’s it!
Gibt es im Deutschen auch etwas Hilfreiches für den Lernenden? Ja, dreierlei Dinge: 1. Die Großbuchstaben: Sie zeigen immer gleich um wen es geht! Da muss nicht lang gerätselt werden. 2. Kommas oder Kommata (möge das Besserwissern beginnen!), Klarheit und kein englischer Brei kommt in den Satz. 3. Die phonetische Aussprache: Wörter können schlicht und ergreifend abgelesen werden. Klar, auch hier gehört ein wenig Übung dazu, aber man kann sich wenigstens darauf verlassen. Französisch oder eben auch Englischschüler haben bereits das Gegenteil kennengelernt. In diesem Sinne: Practice makes perfect!
Denen, die etwas aus der Sicht der Engländer erfahren wollen, sei Mark Twains Aufsatz „The Awful German Language“ empfohlen!