Digitales Dänemark
In Sachen Digitalisierung sind uns unsere dänischen Nachbarn weit voraus.
Sobald alle Freiwilligen in Sønderborg angekommen waren, machten wir uns auf den Weg nach Aabenraa wo wir unsere CPR-Nummern beantragten. Eine solche Identifikationsnummer setzt sich aus dem Geburtsdatum und vier weiteren Ziffern zusammen. Man kann sie beantragen wenn man sich länger als drei Monate im Land aufhalten möchte und einen festen Wohnsitz vorweisen kann. Mit dem Erhalt der CPR-Nummer wird man automatisch im dänischen „Civil Regeneration System“ registriert. Hier finden sich unter Anderem der Name, die Adresse, der Familienstand und der Geburtsort aller Einwohner Dänemarks. Wer im Besitz einer CPR-Nummer ist, erhält eine „sundhedskort“, mit welcher man automatisch in Dänemark krankenversichert ist.
Eine CPR-Nummer benötigt man auch wenn man zum Beispiel ein Konto eröffnen, einen Handyvertrag abschließen oder einer Arbeit nachgehen möchte.
Will man sich an einer dänischen Uni bewerben, läuft der gesamte Bewerbungsprozess über eine staatliche Uniwebsite. Auf ihrem Profil laden die Bewerber ihre Unterlagen hoch, können einen Erst-, Zweit- und Drittwunsch angeben und erfahren dann von einer Zu- oder Absage. Dänemark ist außerdem das einzige Land in dem man sich über das Internet scheiden lassen kann. Dies bedarf ausschließlich einer „NemID“, eine Signatur zur Identifizierung, welch man zusammen mit der CPR-Nummer erhält.
Wenn ich im Supermarkt an der Kasse stehe und meinen Einkauf mit Münzen und Scheinen bezahle, werde ich von den meisten wohl als Tourist abgestempelt. Die Dänen zahlen nämlich fast ausschließlich mit Karte. Diese schieben sie teilweise schon ins Kartenlesegerät wenn der Kassierer noch gar nicht alles über die Kasse gezogen hat. Das Zahlen mit Karte ist auch in Cafés, Bars und Clubs selbstverständlich. Seit 2013 gibt es außerdem „mobile pay“. Die App, die zwei Millionen Dänen auf ihrem Handy haben, ermöglicht den Transfer von Geldbeträgen über das Smartphone. Sei es unter Freunden, im Café oder auf dem Flohmarkt, „mobile pay“ ist eine beliebte Alternative zum Bargeld.
Mit meiner CPR-Nummer konnte ich mir auch eine personalisierte „rejsekort“ kaufen. Eine „rejsekort“ ist eine Fahrkarte, auf die man einen beliebigen Betrag Geld laden kann. Beim Betreten eines Busses hält man die Karte gegen einen blauen Schalter und beim Verlassen des Buses wird der Vorgang wiederholt. Es wird dabei nur so viel Geld abgebucht wie man Zonen passiert hat. Wegen einer aktuellen Aktion finden sich in den Bussen gerade Plakate mit Selfies von Fahrästen. Denn wenn man in sozialen Netzwerken ein Foto aus einem der Busse mit dem Hashtag #gobuskarma hochlädt, nimmt man automatisch an einem Gewinnspiel teil und wird womöglich bald selbst ein Gesicht der Kampagne. Auch so spielt Social Media eine große Rolle im dänischen Alltag. Sogar in „Røde Kors" Läden, staatlichen Secondhandläden, findet man den Hinweis, dass man ihnen auf Facebook und Instagram folgen könne.
Am meisten beeindruckt hat mich jedoch der Umgang mit digitalen Medien an Schulen. Während in Deutschland Smartboards erst langsam zum Klassenmobilliar gehören, ist dies in Dänemark schon längst der Fall. Auch ist es hier kein Tabu als Schüler im Unterricht das Handy auf dem Tisch liegen zu haben. Ganz im Gegenteil. Smartphones werden teilweise sogar in den Unterricht integriert. Mit Hilfe von Apps, können Schüler auf Smartphones und Tablets zum Beispiel Wörter nachschlagen, Wissen festigen oder Unterrichtsstoff wiederholen. Will der Lehrer prüfen ob die Schüler den Stoff der Stunde verinnerlicht haben, kann er außerdem ein „Kahoot“ machen. Auf dem Smartboard sind Quizfragen zu sehen, zu denen Schüler dann in Echtzeit auf ihren Smartphones und Tablets die richtige Antwort auswählen können.Die älteren Schüler bringen entweder ihren eigenen Laptop mit zur Schule oder leihen sich welche aus dem Schulbestand. Auf diesen werden dann Texte, Unterrichtsnotizen und sogar Leistungskontrollen geschrieben. Auch Hausaufgabenhefte kennt man hier nicht. Die Hausaufgaben werden von dem jeweiligen Fachlehrer in ein schulinternes Intranet gestellt, auf das dann sowohl die Schüler als auch deren Eltern Zugriff haben.