Dienstag, 02.09.2014: Reise und Ankunft
Jetzt ist die Zeit gekommen, um etwas zu schreiben. Das Internet ist endlich auch in unserer Wohnung in Kabaty angekommen. Mein Laptop zwar noch nicht, ab ich habe Hoffnung, dass er sich bald von seiner Krankheit erholt hat.
Genau zwei Wochen sind vergangen, seit ich hier in Warschau angekommen bin. Eine typische Urlaubsdauer, nur mit dem Unterschied, dass ich weitere 9,5 Monate hier bleiben werde. Ich wollte eigentlich ausführlich über meine ersten Tage und Wochen berichten, doch angesichts der verstrichenen Zeit werde ich die letzten Wochen und Ereignisse nur grob umreißen und nur das Wichtigste etwas ausführlicher schildern. Ich beginne mal mit der Reise und Ankunft. Wie gut, dass ich viele Bilder gemacht habe, die meine Erinnerung unterstützen:
Irgendwann am Morgen holte mich ein Freund von Zuhause ab. Ich hatte eine Menge Gepäck bei mir, eine Tasche, einen großen Rucksack und noch einen kleinen für die wichtigen Dokumente. Mit dem ICE ging es in zwei Stunden nach Berlin. Ich bin schon oft nach Berlin gefahren, aber noch nie verging die Zeit so schnell wie an jenem Dienstag. Ob es daran lag, dass mir eine noch viel längere Reise bevorstand? Oder daran, dass ich die müßigen Stunden nutzte, um so abstrakte Vokabeln wie Wochentage und Monate zu lernen? Unglaublicherweise hatten wir in Berlin kaum Verspätung und so musste ich nicht von ganz unten nach ganz oben hetzen, sondern in aller Ruhe eine kleine Sightseeing-Tour durch den Bahnhof machen, der übrigens von Meinhard von Gerkan verworfen wurde, wie ich später in noch mehr müßigen Stunden Bahnfahrt las. Um 13:37 Uhr fuhr dann der äußerst schnittige Berlin-Warschau-Express ein.
Mein Abteil in Wagen 269 teilte ich mir mit einem Asiaten, dessen schwierigen Namen ich mir leider nicht gemerkt habe, Alina und einer Polin, die gerade auf dem Heimweg nach Poznań war. Alina hatte letztes Jahr einen Freiwilligendienst mit kulturweit in Bosnien gemacht und wollte jetzt eine Freundin in Warschau besuchen. Wir sprachen so über dieses und jenes, lernten ein bisschen Chinesisch, stellten fest, wie ähnlich sich Polnisch und Bosnisch waren, und wurden sehr eindringlich vor polnischen Dieben gewarnt, obwohl ich gerade noch gelesen hatte, die Kriminalität würde in Polen abnehmen, ja die Polen hätten selbst ein Problem damit, aus östlicheren Ländern bestohlen zu werden. Wir passierten viele Bahnhöfe, die Landschaft war voller Wälder, Wiesen und Kühe. Und unterdessen las ich die passende Lektüre von dem bekanntesten Deutschen in Polen, Steffen Möller, "Expedition zu den Polen - Eine Reise mit dem Berlin-Warszawa-Express", übrigens ein sehr empfehlenswertes Buch, das ich nur zu lesen raten kann, denn alle Einzelheiten meiner Fahrt kann ich hier gar nicht wiedergeben. Ich kam also in Warschau an und wurde von Suzi, einer Freiwilligen, und Maja, Koordinatorin der Schuman-Stiftung, begrüßt. Wir machten uns auch gleich auf den Heimweg, immerhin war es schon halb 8 oder später, wir hatten etwas Verspätung gehabt, eine halbe Stunde etwa. Nennenswert ist aber der erste Eindruck von Warschau, der mich ganz unvorbereitet traf, als ich nichtsahnend aus dem Bahnhofsgebäude stiefelte: Direkt gegenüber ragte der einst stark polarisierende und heute von den meisten Einwohnern gern gesehene Kulturpalast, ein Geschenk Stalins, derart imposant in die Höhe, dass ich einen kleinen Moment baff war, als ich aufsah.
My journey started in the morning. A friend picked me up from home and brought me to the train station. A last view to the "paradise" and I left my home town for the next 10 months. I used the time to learn some abstract vocabulary such as days of the week or months. I never was that fast in Berlin or maybe it just felt like being fast because my trip should go on for 5 more hours. In Berlin I changes to Berlin-Warszawa-Express. In my section was a German girl that did an exchange last year with "kulturweit" to Bosnia and we had a lot to talk. Furthermore there was a Chinese guy and we tried some Chinese. An older woman that travelled back to Poznań warned us to be careful with our wallets because of Polish thieves.
In free moments I read a nice book of a German, Stefan Möller that has been living in Poland for a long time. I really recommend you to read this book, maybe it's available also in your language. The German title is "Expedition zu den Polen - Eine Reise mit dem Berlin-Warszawa-Express".
When I arrived at Warszawa Centralna, Maja, coordinator of the Schuman-Foundation, and Suzi, another volunteer, picked me and Martha up. Martha is from Würzburg and also volunteer. We left the train station and in front of it, there is the Cultural Palace, a gift of Stalin, and it was overwhelming to see it in the descending night.