Die Zeit vergeht -sie weiß es nicht besser
Über sechs kurze lange Wochen in Frankreich...
Nun bin ich schon über sechs Wochen in Frankreich und das kommt mir einerseit sehr lang vor, andererseits habe ich das Gefühl gerade erst angekommen zu sein.
Ich beginne so langsam mich einzuleben und trotzdem ist kein Tag wie der andere und ich erlebe ständig Neues.
Auf meiner Arbeit gefällt es mir immer besser; so ich lerne z.B. langsam die Namen der Schüler, auch wenn es wohl noch etwas dauern wird, bis ich alle kenne. Nicht nur das alle zwei Wochen die Schüler wechseln, auch haben viele sehr ähnliche und häufig die selben Namen (finde ich zumindest), wie Marine, Morgane, Maxime, Céline oder Cécile. Andere haben wiederum Namen, die ich noch nie gehört habe, wie Océane, Orphélie oder Delphine.
Alles in allem versteh ich mich sehr gut mit den Schülern, die meisten sind sehr nett und fragen mich oft Dinge über Deutschland, besonders begeistert sind sie von der Tatsache, dass man bei uns kaum Nachmittagsunterricht hat, hier in Frankreich endet der Unterricht nie vor 17, bzw. 18:30 Uhr.
Das finde ich schon ziemlich lang, vorallem, für die Jüngeren, die ja gerade mal 14 Jahre alt sind. Auch einige andere Regeln finde ich sehr streng, so dürfen die Schüler z.B. tagsüber nicht in ihre Zimmer und bekommen jeden Abend ihre Handys abgenommen, die sie dann erst am späten Nachmittag nach dem Unterricht wieder bekommen.
Eine weitere Sache, an die ich mich erst gewöhnen musste, war mit "Madame" angesprochen zu werden. Manche Schüler nennen mich zwar auch Luisa, aber vorallem die Jüngeren (oder die die meinen Namen noch nicht wissen) sprechen mich immer mit Madame an.
Was meine Arbeit mit den Schülern betrifft bin ich also soweit zufrieden, natürlich ist es auch manchmal anstrengend, vorallem abends vor dem Zubettgehen, wenn ich alleine Aufsicht auch dem Mädchenflur habe und dafür sorgen muss, das alle pünktlich in den Betten liegen. So bin ich meistens erst abends gegen 10 zuhause, aber dafür muss ich ja auch nicht so früh anfangen.
Mit den anderen Lehrern, oder Monitoren, wie die hier heißen, verstehe ich mich nach wie vor sehr gut.
Inzwischen konnte ich auch schon ein paar mal mit in den Unterricht. Im Englisch Unterricht fand ich leider alle Vorurteile über Franzosen und Englisch aufs Schilmmste bestätigt; die Jügeren, die "erst" vier Jahre Englsich haben, lernen gerade die Zahlen und die Daten, die Älteren bereiten sich auf eine Prüfung vor, die daraus besteht, dass sie einen Text auf Englisch vorgelesen bekommen, zu dem sie dann Fragen auf Französisch gestellt bekommen, die sie dann wiederum auf Französisch beantworten müssen. Englisch scheint hier wirklich keiner so richtig zu mögen, weder die Schüler noch die Lehrer, kein Wunder also, dass man kaum einen Franzosen trifft, mit dem man sich auf Englisch unterhalten könnte...
Ein anderer Unterricht, der mir besser gefallen hat, war der Kochunterricht. Ich sollte mit den Schülern einen typisch Deutschen Kuchen backen, der aber einfach sein sollte. Da man in Deutschland ja viel mit Äpfeln macht, hab ich mich für Apfelmuffins (Möffin, wie die hier sagen) entschieden, was jetzt vielleicht nicht typisch deutsch ist, aber immerhin Äpfel enthält.
Das Backen hat dann auch ganz gut geklappt, auch wenn alle drei Sekunden einer "Madame, je fais quoi après?" gerufen hat, weil irgendwie niemand das Rezept gelesen hat, was ich doch extra auf französisch übersetzt hatte (dabei hab ich dann so nützliche Wörter wie entkernen oder Backpulver gelernt).
Mein Sprachkurs, den ich ja zweimal die Woche in Laval habe, gefällt mir weiderhin sehr gut. Unsere Gruppe ist mir total sympathisch und sie wächst dauernd, inzwischen sind wir über zwanzig, als letztes ist ein Au-Pair Mädchen aus Weißrussland hinzu gekommen...jaja so trifft man beaucoup du monde und es wird nie langweilig.
Den Weg dorthin finde ich inzwischen ohne Probleme mit dem Auto, auch zur Post und zum Bahnhof finde ich und ich kann mich so langsam aber sicher ganz gut orientieren in all den Kreiverkehren, die einem "Toutes Directiones" als Richtung weisen.
Mit meinem alten Auto komm ich inzwischen auch ganz gut zurecht, auch wenn gestern schon wieder etwas kaputt gegangen ist; diesmal geht der rechte Scheibenwischer nicht mehr und der rechte machte seltsame Geräusche.
An den Wochenenden mache ich Unterschiedliches, bisher war ich aber noch nicht viel hier, sondern fast immer unterwegs.
Zweimal habe ich meine Schwester in Le Mans besucht, eine wunderschöne Stadt übrigens, mit toller Kathedrale, einmal war ich in Rennes und hab eine andere Freiwillige aus Russland besucht, die ich auf meinem On-Arrival-Trainig kennen gelernt hatte. Von dort aus haben wir einen Ausflug ans Meer gemacht und noch den Mont-Saint-Michel besichtigt, der zwar etwas touristisch überlaufen war, aber trotzdem sehr schön, vor allem die Aussicht von oben.
Jetzt habe ich 10 Tage Ferien, in denen ich nach Hause fahren werde, worauf ich mich schon sehr freue!
Bisous d'Ise