Die Vergangenheit holt einen halt doch immer wieder ein…
Ich glaube, jetzt ist es einmal an der Zeit darüber zu schreiben, wie es so ist als Deutsche im Ausland zu sein…
Ich glaube, jetzt ist es einmal an der Zeit darüber zu schreiben, wie es so ist als Deutsche im Ausland zu sein…
Ja, die Betonung liegt auf „als Deutsche“, d.h. ich bin in Deutschland geboren, besitze die deutsche Staatsbürgerschaft und komme somit aus einem Land das früher einmal als 3. Reich bezeichnet wurde; als Nazideutschland.
Aber was habe ich damit zu tun? Natürlich bin ich mir voll und ganz bewusst, dass es ein Teil der Kultur meines Heimatlandes ist, einen Teil der Geschichte, der Deutschland wesentlich geprägt hat und es zu dem gemacht hat was es heute ist. Ich kenne diesen Teil der Geschichte nur zu gut, habe es mir mehr als nur einmal im Geschichtsunterricht anhören dürfen, ich kenne die Fakten, die Hintergründe, habe viele Bücher darüber gelesen… Und doch muss ich sagen, dass ich mich nicht selbst damit identifizieren kann. Ich weiß nicht wie es ist in dieser Zeit gelebt zu haben.
Für mich ist all dies bereits Geschichte. Eine Nacherzählung dessen, was früher einmal war aber heute nicht mehr ist. Es ist wichtig, sich darüber bewusst zu sein, was einmal gewesen ist und somit zu verhindern, dass es noch einmal geschieht, aber es ist mindestens genau so wichtig, nicht in der Vergangenheit zu leben, sondern nach vorne zu schauen.
Deutschland hat sich verändert! Deutschland ist nicht mehr Nazideutschland!
Und dennoch: Egal, wohin man geht, man nimmt diesen Teil der Geschichte seines Landes mit. Ich habe diesen Teil der deutschen Geschichte mit mir nach Portugal genommen. Die Frage, die ich mir stelle lautet: wie soll ich darauf reagieren, wenn andere mich damit konfrontieren?
Am zweiten Tag, den ich hier in Portugal war, bin ich mit meinen Tutoren und György nach Seixal in eine Bar und habe dort die Freunde meiner Tutorin kennen gelernt. Sie sind dagesessen und haben sich über etwas unterhalten, als auf einmal alle angefangen haben Hitler nachzuahmen und meine Tutorin hat mir dies damit erklärt, dass dies ganz normal sei und ich mich nicht darüber wundern solle, es sei normal und ihre Freunde würden sie gerne als Hitler bezeichnen, weil sie in mancherlei Hinsicht eben so wie er sei.
Ich war sprachlos, aber na ja, was will man machen? Wie soll man darauf reagieren? Und was soll man denn dazu sagen, wenn deine österreichische Mitbewohnerin nach Hause kommt und dir erzählt, dass sie heute mal wieder eine „Hitler-Nazi-Diskussion“ mit ein paar Schülern hatte: „Oh really? Hitler was Austrian?! But he wasn`t German?! So you are a Nazi, too!“ Oder wenn man an Weihnachten von dem Vater deiner Tutorin mit „Heil Hitler“ begrüßt wird… Äh ja, hallo, also normalerweise tun wir so was in Deutschland nicht, zum einen weil diese Zeit schon längst vorbei ist, zum anderen weil der Hitlergruß in Deutschland laut § 86 StGb verboten ist.
Für diese Leute ist das alles nur ein Witz. Andere haben nicht wirklich eine Ahnung davon und wissen nur, dass Hitler der Typ im 2. Weltkrieg war, der die ganzen Juden vergast hat. Traurig…
Aber was soll ich dazu sagen? Natürlich kann ich nicht lachen und finde diese Art von Humor auch nicht wirklich witzig. Aber mich darüber empören, wie man so was nur tun kann, kann ich mich auch nicht wirklich, immerhin ist es nicht ihre Geschichte und für sie hat das alles nicht die selbe Bedeutung wie für uns Deutsche…