Die schönsten Orte Südenglands – Hastings
Nachdem im letzten Artikel über das Seebad Brighton erzählt wurde, geht es diesmal um eine andere und nicht weit entfernte Hafenstadt – Hastings.
Saphirblau war der Himmel, als wir mit dem Auto den letzten Hügel vor Hastings überwunden hatten und einen ersten Blick auf das verträumte Hastings werfen konnten. Unser erster Eindruck: Der Ort ähnelt bis auf die zahlreichen „Stadthügel“ doch sehr an Brighton. Manche Engländer sagen deshalb unbegründet abwertend es handle sich um die „fade Schwester von Brighton“.
Fade finden wir diesen Ort aber bestimmt nicht. Allein ein Blick auf die Stadtchronik zeigt, dass Hastings eine sehr lebsame Vergangenheit hatte. Nach dem Aufstieg von einem Fischerort zu einem Seestädtchen wurde Hastings, unter anderem durch den „Hundertjährigen Krieg“, von französischen Truppen zweimal niedergebrannt, wodurch der Ort wieder zu einem Fischerdorf verkam. Hastings war nämlich vor den Attacken der Franzosen führendes Mitglied in der Konföderation „cinque ports“, welche aus Handel- und Militärszwecken gegründet wurde. Bis zum nächsten Aufstieg zur Stadt dauerte es um die 300 Jahre.
Mit Feuer scheint Hastings schon einige schlechte Erfahrungen gemacht zu haben: 2010 brannte der 300 Meter lange historische Pier aus dem Jahre 1872 mit allen Geschäften und Cafés nieder. An diesem Pier soll Wilhelm der Eroberer 1066 seinen Fuß erstmals auf englischen Boden gesetzt haben. Wenig später kam es zum berühmten „battle of hastings“, welches einige Meilen von der Stadt entfernt stattfand: Auf seinem Eroberungszug gegen die Angelsachsen war diese Schlacht der erste und wichtigste Erfolg von Wilhelm. Theodor Fontane kommentierte Wilhelms Ankunft in folgenden Zeilen:
Die Klippe von Hastings, wohl war sie steil
Und das Meer, wohl hat es gebrandet
Vergebens die Brandung, vergebens der Stein
Herzog Wilhelm ist gelandet
Hastings hat aber nicht nur historisch einiges zu bieten. Parallel neben dem Strand erstrecken sich hölzerne Speicherschuppen. Man hat zunächst den Eindruck, dass Holzboote senkrecht in den Boden gerammt wurden. Diese „Boote“ sind Schuppen und dienen als Lagerort für nasse Fischernetze. Außerdem bestreichen die Fischer ihre Netze mit schwarzem Teer, um diese Wetterfest für die raue See zu machen.
Gleich neben diesen charakteristischen Lagerhäusern gibt es einige Imbisse, die hervorragende „fishermanrolls“ anbieten. Ein bisschen „vinegar“ darf dabei nicht fehlen; immerhin sind wir in den UK. Hinter dem Imbiss findet man das „fisherman museum“, welches am Anfang als Kapelle für Fischer in Hastings geplant war, dann aber als Museum umfunktioniert wurde – ist man an Ritualen und Traditionen von Fischern interessiert, dann ist man hier richtig.
Es braucht nur einen kleinen Fußmarsch, um von dort in die im Osten liegende Altstadt zu gelangen. Kleine verwinkelte Gassen bilden das Zentrum. Hier erwartet einen eine gemütliche und ruhige Atmosphäre mit vielen kleinen Läden – vor allem „candyshops“ scheinen hier sehr beliebt zu sein.
Eines der Highlights von Hastings ist sicherlich „smugglers-adventure“. Nicht weit vom Zentrum liegen die St. Clements Höhlen, wo man ein riesiges labyrinthisches Höhlensystem auffindet. Dieses wurde früher als Versteck von Schmugglern genutzt, und während des zweiten Weltkrieges dienten die Höhlen als Luftschutzbunker.
Wie auch in Brighton hat Hastings einen riesigen Rummel in der Nähe des Strandes. Hier findet man alles von Spielautomaten über Minigolfanlagen bis hin zu einer kleinen Eisenbahn, die einen durch ein Labyrinth von Booten fährt. Leider hat man dank der vielen am Strand liegenden Fischerboote nur eine begrenzte Sicht auf das Meer. Will man das Meer in voller Pracht sehen, so ist die Kabinenzahnradbahn zu empfehlen. Sie bringt einen auf den „west hill“ - ein Hügelplateau - welches Hastings überragt und auf dem man eine alte normannische Burg und einige Liegewiesen findet.
Einen Tagesausflug ist Hastings allemal wert. Sollte man sich mehr für mittelalterliche Gebäude und große Kirchen im gotischen und romantischen Stil interessieren, so würde ich eher Canterbury empfehlen – auf diese Stadt werde ich in meiner nächsten Reportage eingehen.