Die Realität der Unempfänglichkeit
Nach 3-wöchigem Aufenthalt zuhause und einer ersten Woche zurück auf Zypern habe ich nun wieder ein bisschen Material für einen weiteren Beitrag gesammelt.
Nach 3-wöchigem Aufenthalt zuhause und einer ersten Woche zurück auf Zypern habe ich nun wieder ein bisschen Material für einen weiteren Beitrag gesammelt.
Was soll ich sagen? Dass es zuhause ja irgendwie doch am schönsten ist, ist ja eigentlich allgemeinhin bekannt. Es war sogar so schön, dass ich um eine Woche verlängert habe, als mich die Nachricht erreicht hat, dass ich anstelle des 3. Januars erst am 9. Januar wieder bei der Arbeit erscheinen muss. Ich habe alle Pläne, die ich für meinen Urlaub in Deutschland hatte, erfolgreich abgearbeitet und mich ansonsten, wie das im Urlaub manchmal so ist, viel auf die Befriedigung meiner Grundbedürfnisse konzentriert und natürlich die Zeit mit Familie, Freunden und Freund genossen.
Die Rückreise verlief problemlos, abgesehen von den zusätzlichen Ausgaben, die ich hatte, weil ich den Taxifahrer in Nikosia bitten musste zurück zum Flughafenshuttle zu fahren, weil ich meinen Koffer im Bus vergessen hatte. Er hat mir während dieser Extrarunde zehnmal versichern, dass das ja alles überhaupt kein Problem ist (was ich mir angesichts des laufenden Taxameters durchaus vorstellen konnte) und er keine Tränen in seinem Taxi möchte.
Zurück in unserer Freiwilligen-WG hat mich dann erst mal wieder die Realität eingeholt: Vorbei war es mit den schönen Tagen inmitten meiner Liebsten, die mich verwöhnen und unterhalten. Das Kind ist wieder auf sich allein gestellt.
Immerhin war während meiner Abwesenheit ein weiteres Geburtstagspäckchen von meiner lieben Oma Elle angekommen. Und, oh Wunder, nach fast zweimonatiger Reise durchs Nirgendwo kam am Donnerstag auch das Monster-Paket von meinen Eltern mit Adventskalender, Wärmflasche, Socken & Co an. Vielen Dank noch mal! ☺
Im Kulturzentrum begann das neue Jahr (Καλή χρονιά! übrigens) mit Workshops und einer Filmvorführung zum Thema „Nachhaltige Mobilität“. Vier Gäste aus Bosnien Herzegowina und Italien, die sich in dem Gebiet in ihren Ländern engagieren, kamen zur Unterstützung und mussten feststellen das bei den Zyprioten Hopfen und Malz verloren ist. Der erste Workshop mit dem Titel „Bicycles – another set of wheels?“ war für Angestellte der Stadtverwaltung gedacht, also Leute, die in der Position sind etwas in Nikosias fahrradunfreundlichen Straßen zu verändern. Die Wenigen die kamen haben wenig bis gar kein Interesse gezeigt und sind teilweise nach 15 Minuten wieder abgehauen. Ziemlich traurig. Nach einer kurzen Fahrradtour, bei der wir der Stadtbevölkerung ein so ungewöhnliches Bild geboten haben dass wir angestarrt wurden, mit der örtlichen Fahrradgruppe, die leider auch nicht wirklich Bereitschaft gezeigt haben, sich für die Sache zu engagieren, sollte es einen zweiten Workshop („Cycling – a matter of Life or Death?“ ) für alle Interessierten geben, der aufgrund von fehlenden Teilnehmer nicht stattfand. Wirklich niemand ist gekommen, und das lag nicht an fehlender Werbung für die Workshops, die übrigens kostenlos waren und für die Massen an Kuchen besorgt wurden, den wir nun leider selbst essen mussten. Zur Filmvorführung am nächsten Tag kamen immerhin fast 10 Besucher von außerhalb, das konnte dann aber auch nicht mehr verhindern, dass die ganze Unternehmung ziemlich deprimierend verlaufen ist. Es tut mir echt leid für diejenigen, die sich die Mühe gemacht haben, aber auch für diese Stadt, die es mehr als jede andere Stadt, die ich bis jetzt gesehen habe, nötig hätte, dass Fahrrad- und Fußwege (aus-) gebaut werden oder zumindest dass den Autofahrern mal klar gemacht wird, dass die Straßen nicht nur ihnen gehören. Die Unempfänglichkeit der Zyprioten für dieses Thema zeigt allerdings mal wieder deutlich: Zyprioten lieben ihr Auto mehr als alles andere.
Erst gestern hatte ich mit einem ortsansässigen Autofahrer eine Diskussion darüber, dass man als Autofahrer hier bei reinen Fußgängerampeln auch bei Rot rüberfährt, wenn man grad keinen Fußgänger sieht und er hat wirklich und mit vollster Überzeugung nicht eingesehen, dass das falsch ist und ein Risiko darstellt.
Wenn man nicht eines Tages überfahren werden möchte, muss man als Fußgänger und Fahrradfahrer immer und überall klein beigeben, auch wenn man kurz vorm Ziel nachdem man den ganzen Weg alle Pfützen umfahren hat durch eine Pfütze durchfahren muss, um dem Auto in der für Autos eigentlich nicht geeigneten, weil viel zu engen Straße Platz zu machen und danach die (okay, es war meine) weiße Jacke braun besprenkelt ist.
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