Die Opernpremiere
Endlich! Nach all der Arbeit erlebt mojo_jojo die Premiere der Oper, bei der sie mitgeholfen hat. Und es ist ein ganz besonderer Gast geladen: Die Königin von Norwegen.
Liebe Leute!
Leider habe ich schon lange nicht mehr geschrieben, wofür ich mich entschuldigen möchte, weil ich’s lang vor mir her geschoben habe und jetzt langsam wieder alles aktualisieren möchte.
Seit dem letzten Beitrag ist viel Zeit vergangen und natürlich habe ich wieder einiges erlebt, auch wenn der Alltag doch schon eingekehrt ist.
Zunächst einmal waren wir drei (Martin, Valerie und ich) auf unserem On-Arrival-Training, auf dem ich so viel erlebt habe, dass ich einen eigenen Beitrag darüber schreiben möchte.
Nach der Woche On-Arrival-Training ist schon wieder viel passiert, denn es war die Woche der Opernpremiere. Da wir am Sonntag erst von unserem Training nach Hause gekommen sind, haben wir das offizielle “Drilling” für die Bühnenarbeit versäumt, weswegen wir leider die Generalprobe am Montag nicht sehen konnten sondern eben dort eingeführt wurden.
Unsere Aufgaben während der Vorstellungen (insgesamt acht) sollten die Reinigung der Bühne vor der Vorstellung (Boden wischen und die Tribünen, die wir selbst gebaut haben, absaugen, weil je mehr Staub, desto schlechter für die Sänger und ihre Stimmen) und in der Pause, währenddessen mussten wir den Vorhang hinten (schwarzer Vorhang vor weißer Wand) je nach Akt passend öffnen, da ein Akt eine ganz andere Vorhang-Position hatte. Das klingt jetzt seltsam, aber das ist wohl so ein kleiner Part eines großen Ganzen (zumindest hoff ich das doch hahaha). Außerdem durften wir vorher und in der Pause mit einem orangenen Sprüh-Kanister herumlaufen und ganz viele kleine Wassertropfen in die Luft sprühen. Das wiederum war gegen die staubige Luft, weil die Vorhänge auch auf den Seiten, ja ganz neu sind und immer noch sehr stauben uns Fusel abgeben. Diese Arbeit war eigentlich immer die lustigste hihi. : )
Unsere Aufgaben waren also festgelegt, und so viel hatten wir ja nicht zu tun.
Ich war bei der Generalprobe viel nervöser als bei der Premiere, weiß gar nicht warum. ;)
Naja also die Premiere (7.10.): Das war was ganz, ganz besondere für uns, weil ja die norwegische Königin dabei war und das Dorf besuchte. Vielleicht werdet ihr euch fragen, warum kommt die Königin zur Opern-Premiere aber es ist so, dass in diesem 3000 Seelendorf das zweite Opernhaus in ganz Norwegen steht. Ja seltsam aber wahr. : )
Dronning Sonja ist am Mittwochnachmittag gekommen und wurde von der Bürgermeisterin und vielen anderen Leuten herzlich willkommen geheißen. Zu dieser Zeit waren wir schon in der Oper bei Vorbereitungen, wobei man uns aber nicht wirklich gebraucht hat. Die Sänger haben für mich total entspannt gewirkt, zu meiner Überraschung, so als würden sie gleich nur vor ein paar Kindern singen und nicht vor ihrer Königin, die ja in Norwegen wirklich verehrt wird.
Als ich wegen der entspannten Atmosphäre ein paar Leute gefragt habe, meinten die alle nur, dass sie schon etliche Jahre dabei sind, und es zwar immer viel Spaß macht, aber nicht mehr so etwas Besonderes ist. Hut ab!
Nun gut, nicht alle waren entspannt. Oddleif, unser wirklich herziger Chef der Bühnenbaugruppe, war äußerst nervös. Und zwar wegen einem Live-Interview für das Regionale Fernsehen. Hahaha er war wirklich süß, wie er nicht stillstehen konnte und seine Sätze durchgegangen ist. Kurz vor dem Beginn sollte er eben sein Interview haben. Nachher hat er unter Panik erzählt, dass der Typ vom Fernsehen, den Sprecher der Königin, die zur gleichen Zeit die Eingangshalle betreten hat, überhört hat, und Oddleif einfach weiter interviewt hat, der, in seine Erzählungen über den Bau der Kulissen so vertieft war, selber nichts mitgekriegt hat, was um ihn herum so passiert. Anschließend ist der Kamermann der Königin halb nachgerannt, und Oddleif meinte nur, dass der wahrscheinlich knapp dran ist seinen Job zu verlieren.... (hoffentlich meinte er das nur als Scherz). Er selbst wiederum hatte ein sehr schlechtes Gewissen, weil er der festen Überzeugung war, die Königin sei ihm jetzt bestimmt böse, weil er die ganze Aufmerksamkeit bekommen hätte, die ihr gebührt. Einfach nur herzig und süß und verzweifelt war er in dem Moment, also mussten Valerie und ich ihn trösten. : )
Und dann begann die Premiere von Carmen, bei der die norwegische Königin in Publikum saß! Alles ist gut über die Bühne gelaufen, Pannen gab es nur in kleinerem Maße und das Publikum war sichtlich begeistert. In der Pause durfte ich herumsprühen und dann kam die Königin Backstage!
Die Opernchefin hat ihr alle wichtigen Personen von den verschiedenen Arbeitsbereichen vorgstellt, also Regisseur, Dirigent, Chorleiterin, Chefs der Maske, und der Kostüme, Kulissen (Oddleif) und Requisiten (meine Mentorin Sigrun), aber auch die Solisten und den Kinderchor, dem die Königin die meiste Aufmerksamkeit geschenkt hat. Zuerst haben wir gedacht, wir dürfen eigentlich nicht zugucken (wir haben uns hinter den aufstellbaren Wänden zum Umziehen versteckt und ein bisschen hervorgelugt, aber dann sind doch nochganz viel andere Stage-Arbeiter zu uns gekommen und haben die Königin aus nächster Nähe betrachtet. Und ich muss sagen, mit ihren 72 Jahren schaut sie wirklich sehr jung aus. ;)
Dann gings allerdings wieder weiter in dem vierten Akt und wir mussten wieder alle auf unsere Plätze und uns aus unserer Begeisterung herausreißen, denn: Wer trifft schon in seinem EFD die Königin vom Gastland?!
Nach der Premiere kam die Premierenfeier im schönsten Hotel hier. Feier kann man das eigentlich nicht nennen sondern eher Dinner. Bevor alles losgegangen ist, gab’s zunächst das Problem mit unsere Sitzplätzen (die es offiziell nicht gab, aber man fand trotzdem Platz für uns) und als dann alle da waren wurde es plötzlich ganz still, alle standen auf (und wenn mir mein lieber Sitznachbar nicht gesagt hätte, dass wir für die Königin aufstehen, die aus ihrem Zimmer gekommen ist und warten bis sie sitz, hätte ich gar nix verstanden, was grad abgeht) und setzten uns schließlich wieder und alle begannen zu reden hahahaha.... sehr seltsam.
Wir waren also 400 Leute und unter uns die Königin, der Direktor der Oper in Oslo (die es auch erst seit 2007 gibt) und diverse andere wichtige Leute, die mir aber natürlich nichts gesagt haben. Zu Beginn gab es also jede Menge Reden und Ansprachen (die Königin hatte ihre schon vor der Premiere auf der Opernbühne gehalten), die ich nicht ganz verstanden hab, weil ja auch nicht Nynorsk sondern das meiste Bokmal und dann noch so viele Leute, immer welche, die tratschen. Am Ende haben sie dann glaub ich die norwegischen Hymne gesungen, und drei Mal Prost auf die Königin oder so... Kam mir ein bisschen seltsam vor aber naja das ist halt eine ganz andere Kultur.
Schließlich wurde dann zum Essen geladen. Die wichtigen Leutchen saßen an Runden Tischen, die von den Kellnern das Essen bekamen, der Rest, quasi das Fußvolk, musste ans Buffett. Nun gut, es gab genug zu essen, aber 400 Leute? Alle wollen zur gleichen Zeit was zu essen?! Jaaaaa, da muss man sich anstellen, und als wir da so standen, und lieb und nett auf unser Essen warteten, wurde mir erklärt, dass in einer Schlange stehen und warten einer der Hauptdisziplinen der Norweger wäre, sprich, das machen sie gern, oft, und gut. Wäre ich nicht schon recht müde, und äußerst hungrig gewesen, hätte ich mich vielleicht besser drauf einlassen können aber in der Situation, fiel mir das schon ein bisschen schwerer. Das Essen selbst war wirklich sehr gut und sowohl norwegisch als auch international, und die Desserts waren auch nicht zu verachten. =) Irgendwann dazwischen wurde es wieder ganz still (es war schon fortgeschrittener Abend so ca. Mitternacht) und alle standen wieder auf und weilten in dieser Position bis die liebe Dronning Sonja den Raum verlassen hat und in ihr wohl eher bescheidenes Schlafgemach gegangen ist. =) Tolle Frau hahaha!
Auch wir haben uns dann bald verabschiedet, weil Sigrun, die unsere Mitfahrgelegenheit war, nach Hause wollte, nach dem ganzen Stress kann man ihr das verdenken. Und weil Valerie und ich, an unsere lieben Leute daheim denkend, keine Fotos vom Premierenabend gemacht haben, entschieden wir uns am nächsten Morgen, nach wenig Schlaf und viel Stress, die Valerie ausm Haus zu kriegen, zum örtlichen Kulturhaus zu gehen, wo der Dronning noch ein Konzert gegeben wurde und noch eine Konferenz stattfand, um Fotos von ihr zu machen.
Wir hamstern also durch die halbe “Stadt” und denken uns schon, kein Mensch auf den Straßen, haben wir sie verpasst (ach ja das Wetter war wieder mal ziemlich be*piep* und wir waren nach kürzester Zeit nass), aber als wir zum Kulturhuset kamen waren da schon ganz, ganz, ganz viele Kindergartengruppen und ihre Tanten, mit vielen kleinen Fähnchen, und zusammen mit einer Handvoll Erwachsenen hoben Valerie und ich den Altersdurchschnitt.
Also warteten wir geduldig bis die Polizisten kamen und Platz machten für den Mercedes und die schicke Königin, heute in einem sportlichen Trenchcoat und einem farblich dazupassenden Hut, der, als sie ihn abnahm, keine sichtlichen Spuren auf ihr perfekt sitzendes, voluminösen Haar hinterließ, was Valerie und mich völlig überzeugt hatte, dass sie eine wahre Königin war (und wohl einen Haufen guter Stylisten hatte)!
Die Kinder und der Rest waren begeistert, wir schossen ein paar Fotos um zu bezeugen, dass wir sie wirklich gesehen haben, und weil wir noch Zeit hatten, bis wir wieder arbeiten mussten, gingen wir in den gegenüberliegenden Kiosk, wo wir im Trocknen warteten, bis die Königin wieder aus dem Gebäude raus kam (wieder ein paar Fotos), und sich mit dem Auto auf den Weg zum Flughafen Richtung Home sweet Home machte.