Die Magie der Bilder - Wie Instagram unser Leben veränderte
Während ich noch Facebook nutze, nutzen die meisten anderen Menschen bereits andere Plattformen: Und Instagram wird immer und immer beliebter. Was macht den Reiz dieses sozialen Mediums aus und wie verändert es unsere Gesellschaft?
Tatsächlich ist Instagram keine neue Erfindung - Es gab auch schon lange Zeit vor der Gründung der App andere Dienstleister und Applikationen, die Bildbearbeitung ermöglichten. Der große Unterschied, den Instagram aber machte, war die Verbindung von Bildbearbeitung und Social Network. Nutzer können nun ihre Bilder bearbeiten und direkt danach posten, was es anderen Menschen ermöglicht, sie zu liken und zu kommentieren.
Der Erfolg dieses Konzepts hat viele Bereiche unseres Lebens verändert: Urlaubsziele, Ausflugsorte und Restaurants werden nach dem Attribut „instagramable“ ausgewählt, es wird sich bewusst Zeit genommen „noch ein Foto für Instagram zu machen“ und viele Menschen verdienen durch die Plattform sogar Geld. Recruiter gucken sich die Instagram-Profile ihrer Bewerber an, viele bemühen sich, ein farbliches Konzept einzuhalten und regelmäßig (häufig täglich) zu posten. Die Anzahl an Follower und Likes bestimmt den Grad der Beliebtheit der Person. Da ich selber Instagram kaum nutze, scheint mir das alles noch sehr befremdlich, aber tatsächlich ist es unter meinen Freunden integraler Bestandteil des Alltags und ein völlig normaler.
Das Besondere an Instagram ist das Medium Photographie. Fotos und Videos sind unglaublich niedrigschwellig, ein Bild kann sich jeder ansehen und interpretieren, man kann den Inhalt direkt nachvollziehen und baut meisten auch direkt eine empathische Beziehung zu dem Bild auf. Ein Bild von einer blutenden Wunde weckt wohl in allen Menschen die Assoziation mit Schmerz und löst häufig auch ein bisschen Schmerz oder ein Kribbeln bei dem Betrachter aus. Fotos haben einen sehr hohen Realitätsanspruch: Wir nehmen automatisch an, ein Foto gibt exakt die Realität wieder, im Gegensatz beispielsweise zu einem Text oder einem Gemälde. Dieser Realitätsanspruch ist häufig kritisch, denn ein Fotos ist genauso subjektiv wie alle andere Medien: Ein Foto zeigt ja nur einen kleinen Ausschnitt der Realität, durch eine bestimmte Linse und einen Filter, unter bestimmten Lichtverhältnissen und es bildet auch nur das ab, was der Fotograf für wert hielt - damit ist ein Foto unglaublich subjektiv und nur ein Bruchstück der Realität. Die Möglichkeiten, die wir heute haben die Bilder noch zu bearbeiten, machen viele Fotos tatsächlich zu Kunst: Photoshop kennt keine Grenzen und kreiert unerreichbare Schönheitsideale.
Instagram ist eine Plattform der Selbstdarstellung und des Vergleichs: Man wird dauernd mit perfekten Bildern konfrontiert, die demonstrieren sollen, wie spannend das Leben der Anderen ist. Vergleichen ist ein menschlicher Instinkt, und daher wecken diese Bilder häufig Ehrgeiz, Neid und manchmal auch richtige Wut. Damit scheint Instagram perfekt in den modernen Trend hin zur Perfektion und Selbstdisziplin zu passen. Einer Studie der britischen Royal Society for Public Health zeigte klar, dass das starke Nutzen von Social Media negative Einflüsse auf die Psyche hat: Gerade junge Nutzer leiden häufig unter einer negativeren Körperwahrnehmung, Stress und einem verminderten Selbstwertgefühlt. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Appino gaben 32% der jungen Instagram-Nutzer an, häufig zu denken dass andere spannendere und schönere Leben haben, weitere 33% zumindest manchmal.
Viele wissen natürlich, dass die Bilder gestellt und bearbeitet sind, trotzdem setzt eine emotionale Reaktion ein, gegen die man sich kaum wehren kann. Um diese negativen Gefühle zu vermeiden, sollte man versuchen, mehr Distanz aufzubauen und diese Bilder als genau das zu betrachten, was sie auch sind: Inszenierte Kunst.
Neben diesen eher negativen Aspekten gibt es aber auch viele positive: Instagram bietet Einblicke in das Leben anderer Menschen und schafft damit auch viel Dialog. Viele Nutzer geben Tipps oder werben für einen guten Zweck, sie informieren und klären auf. Das macht klar, dass man die Plattform „richtig“ nutzen kann und auch einen großen Mehrwert davon haben kann. Um diesen distanzieren Umgang zu haben, ist es notwendig, jungen Menschen Medienkompetenzen zu vermitteln - Denn in einer Welt voller Informationen und Bildern ist man auch schnell überwältigt.
Studie: https://www.appinio.com/de/blog/instagram-negativ-psyche-umfrage
Sehr interessantes Buch über das Medium Fotografie: „Über Fotografie“ von Susan Sonntag