Die Lügen der Forstwirtschaft
Kann man einen Wald sich selbst überlassen? Oder müssen wir uns um ihn "kümmern". Und wie notwendig ist eigentlich das Jagen von Wild? Im Gespräch mit Peter Wohlleben habe ich einige interessante Denkanstöße bekommen, die sich jeder mal durch den Kopf gehen lassen sollte.
In meinem letzten Artikel habe ich beschrieben, wie der Förster, und Autor des Buches „Das geheime Leben der Bäume“ Peter Wohlleben die Welt der Bäume sieht, und das Leben von Bäumen mit dem von Tier und Mensch vergleicht. Ich betrachte Pflanzen, Bäume und Wälder nun mit einem anderen Blick. Doch bin ich nach dem Gespräch mit Peter Wohlleben auch ziemlich erschrocken darüber, wie viel Lügen uns über Wälder und die Notwendigkeit diese zu bewirtschaften, erzählt werden.
Die Forstwirtschaft „kümmert“ sich um unsere Wälder, greift so in die Natur ein und begründet das damit, dass der Wald sonst verwildern würde und letztlich kaputt ginge. Man glaubt also, es sei nötig, dass Förster Wälder bewirtschaften, sie ausdünnen, Bäume fällen und künstlich neue Bäume pflanzen. Doch nach den Erklärungen von Peter Wohlleben wurde mir bewusst, dass das doch eigentlich wieder eine dieser Lügen ist um das Wirtschaften mit der Natur zu rechtfertigen. Bei der Forstwirtschaft geht es in erster Linie nicht darum, den Wald gesund zu halten, sondern darum, schnell, viel Holz zu produzieren. Dazu werden Bäume in großen Abständen gepflanzt, so dass sie viel Nahrung bekommen und schnell wachsen - Ein bisschen wie Viehzucht-. Zwar hat langsam gewachsenes Holz eine viel bessere Qualität, aber hier geht wohl Quantität vor Qualität und Natur. Durch das Fällen von Bäumen, also durch einen „aufgeräumten Wald“, tun wir der Natur also keinen Gefallen. Auch die schweren Maschinen, mit denen der Wald bewirtschaftet wird, stellt ein großes Problem dar. Die Erde wird, durch das Gewicht der Maschinen, bis zwei Meter tief verdichtet und eine Erholung wird, laut Biologen, 10 000 Jahre dauern. In der Erde lagern Bäume Wasser für den Sommer. Doch durch die von uns verursachte Verdichtung, vernichten wir die Lager dieser Bäume, für immer.
Nur, ein geschütztes Waldstück, wie das von Peter Wohlleben, hat es die Chance, sich selbst zu regulieren. Doch nicht nur die Forstwirtschaft, auch das Jagen hat einen negativen Einfluss auf die Wälder. In Deutschland ist Jagen verpflichtet. Auch in einem geschützten Waldstück wird mit der Begründung gejagt, der Wildbestand müsse reguliert werden. Denn Wild hat hier in Deutschland ja keine (oder nur wenige, wir haben ja wieder Wölfe,) natürlichen Feinde. Und würde der Wildbestand nicht reguliert, würden die Tiere Felder und Wälder zerstören.
Die zweite Seite des Blattes wird verschwiegen. Würden Jäger das Wild nämlich nicht füttern, würde sich der Bestand, laut Peter Wohlleben, von alleine regulieren. Durch das zu Füttern jedoch, vermehrt sich das Wild zu sehr. Das führt wieder dazu, dass es zum Beispiel mehr Rehe gibt, die dem Wald schaden.
Wenn Jäger jagen, ist das nicht mit einem natürlichen Feind, wie mit einem Wolf zu vergleichen. Der Wolf erlegt die schwachen oder jungen, unerfahrenen Tiere. Der Jäger aber schießt häufig Tiere, die für eine Herde eine wichtige Rolle spielen und bringt so die soziale Struktur und Ordnung unter den Tieren durcheinander.
Außerdem braucht Wild dreimal so viel Futter wie industrielles Fleisch. Für ein Kilogramm Wildschweinfleisch wird bis zu 12Killogramm Mais verfüttert. Ist das nicht ziemlich verschwenderisch wenn man mal darüber nachdenkt, dass wir auch den Mais essen könnten?
Laut Peter Wohlleben ist gejagtes Fleisch zudem oft schlechter Qualität, zum einen wegen der Spuren die die Munition hinterlässt, zum anderen wegen der widrigen Hygieneumstände im Wald. Ein Metzger muss sich an strenge Hygienevorschriften halten, während geschossenes Wild schon auch mal ein paar Stunden in der Sonne liegt, bevor der Jäger es findet, verarbeitet und verkauft.
Oft tötet der Schuss das Tier auch nicht direkt und es muss qualvoll verenden. Ich frage mich, warum wir das Jagen von Wild so einfach hinnehmen, ja sogar befürworten, aber so wehement gegen die Waljagd kämpfen, auch, wenn viele Walarten nicht mehr unter Naturschutz stehen.
Natürlich müssen wir essen (wir können leider keine Photosynthese betreiben) und brauchen wir Rohstoffe. Wir Menschen, sind auf die Natur angewiesen. Aber gerade deswegen sollten wir uns doch darüber bewusst werden, welche Auswirkungen unser Konsum hat und unser Konsumverhalten entsprechend verändern. Der Mensch wird immer in die Natur eingreifen und das ist in Ordnung. Aber wir müssen ehrlich sein. Wir dürfen unseren Konsum zum Beispiel nicht damit entschuldigen, dass wir ja nur den Wald aufräumen und den Bäumen Platz zum Wachsen geben oder den Wildbestand regulieren.
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