Die Loveparade erschüttert Deutschland - und ich trauere
21 Menschen starben bei der Loveparade, aber Tausende sterben täglich an Hunger, Krankheit und verseuchtem Wasser. Nur nicht vor unserer Haustür, nicht in unseren Medien. Zoom hinterfragt unsere egozentrische Weltsicht...
Bei der Loveparade in Düsseldorf starben 21 Menschen. Millionen in Deutschland fragen sich warum. Millionen in Deutschland sind entsetzt, geschockt und erzürnt. Millionen in Deutschland suchen nach Antworten, nach Schuldigen, suchen nach Worten.
In Afrika sterben tagtäglich Tausende oder Millionen von Menschen. Sie sterben, weil es ihnen an Mitteln fehlt. Ihnen fehlt es an Krankenhäusern, an Schulen, an Geld, an Essen, an Wissen, ja selbst an Wasser fehlt es ihnen – dem Notwendigsten überhaupt.
Und es fehlt ihnen an Hoffnung. Denn niemand hier fragt warum. Niemand ist entsetzt oder geschockt oder erzürnt. Nicht darüber, dass Millionen von Kindern ihre Eltern wegen AIDS verlieren. Nicht darüber, dass sie selbst noch im Kindesalter daran sterben. Nicht darüber, dass sie allein und ohne Eltern aufwachsen und verhungern oder verdursten. Und ICH frage: Warum?
Sind wir wirklich so egozentrisch, dass das Schlimmste an einem Tsunami mit Tausenden und Abertausenden von Toten die fünf deutschen Opfer sind? Sind wir wirklich so unmündig, dass wir nur trauern, wenn die Zeitung auf der ersten Seite dazu auffordert? Und sind Flugzeugabstürze denn wirklich tragischer als Kindersterben in der dritten Welt?
Mir stellt sich die Frage, ob es Menschen gibt, die mehr wert sind als andere. Und ich frage mich, ob wir noch alleine in der Lage sind Mitleid zu empfinden und Emotionen zu zeigen.
Wie kann es sein, dass wir von Ungerechtigkeit sprechen, wenn 21 Menschen bei einer Massenpanik sterben, aber nicht, wenn tagtäglich unzählige Menschen verrecken, weil sie kein sauberes Wasser haben? Wie kann es sein, dass wir uns mit einer Pizza in der Hand die neuste Show von Schlag den Raab anschauen, während in anderen Ländern Menschen alles für den Knust eines Brotes gäben, ohne den sie verhungern? Und wie kann es sein, dass das einzige, was uns die Tränen in die Augen treibt, das ist, was wir im Fernsehen oder in den Tageszeitungen sehen?
Es gibt so viel Leid auf der Welt. Nur wir verschließen erfolgreich unsere Augen vor dem, was sich nicht verkaufen lässt. Vor dem, was uns scheinbar nichts angeht. Und wir vergessen, DASS es uns etwas angeht. Vergessen, dass nicht nur wir Deutschen Menschen sind. Vergessen, dass es etwas wie eine Menschheit gibt. Vergessen, dass kein Mensch mehr das Recht hat zu leben als ein anderer. Und wir vergessen, dass jeder Toter ein Verlust und ein Grund zur Trauer ist – egal ob Deutscher oder Afrikaner.
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