Die letzten Wochen waren...voll
Chaosqueen lässt die letzten Wochen Revue passieren und da ist viel passiert. Sie hat nicht nur einige Ausflüge quer durch Frankreich gemacht, sondern denkt auch über die Zukunft nach und ging auf Schnitzeljagd.
Ja, wie schon erwähnt und erwartet, hatte ich tatsächlich in den letzten Wochen nicht allzu viel Zeit, um hier von meinen Erlebnissen zu berichten. Jetzt versuche ich mal ein wenig, meine Zeit zu ordnen und möglichst chronologisch vor zu gehen. AAAlso:
Ostern
Über Ostern bekam ich Besuch von einer Freundin von mir, mit der ich zusammen das Vorbereitungsseminar überstanden habe (unter fleißiger Mithilfe von unserem Freund Kaffee, der uns auch dieses Mal wieder zur Seite stand). Auf machten wir uns also, einige Loire-Schlösser zu besuchen, die ja nun hier alle paar Meter stehen, die ich mir aber bis dahin noch nicht angeguckt hatte. Am Samstag fuhren wir nach Chenonceau, eines der bekanntesten und schönsten Schlösser hier. Genannt wird das auch "Das Schloss der Frauen". Eigentlich eine sehr lustige Geschichte, zunächst gebaut wurde es von Catherine Briconnet, die auch eine Brücke über den Cher plante, sie jedoch nicht bauen ließ. Nach dem Tode des Ehemannes Catherines kam der Besitz in die Hand der Krone. Heinrich II. schenkte es seiner Geliebten Diana von Portiers, die die Brücke über den Cher bauen ließ und die ersten Gärten anlegte. Nach dem Tod Heinrichs II. forderte seine Ehefrau Katharina von Medici das Schloss zurück und ließ die Brücke mit einer Galerie überbauen. Lustig sind auch die Initialen, die überall in Pfeilern und an der Decke zu finden sind: Denn die verschlungenen Anfangsbuchstaben Heinrichs und seiner Frau (mit C geschrieben), ergeben die Initial H und D - also die von seiner Geliebten und ihm. Vielleicht finde ich noch ein Foto, weil man sich das nicht so gut vorstellen kann. (Diese Initialen findet man übrigens noch in vielen anderen Schlösser). Hier hatten wir dann Spaß am Foto machen, da wir uns in jedem Zimmer vor dem Kamin fotografierten (den es ja überall gab). Geärgert haben wir uns später nur, als wir erfuhren, dass es in Chambord ein paar mehr Kamine gegeben hätte. Aber die 365 nehmen wir uns dann das nächste Mal vor... Der Tag in dem Dörfchen war dann echt ein wenig zum ärgern - das Schloss und die Gärten waren wirklich traumhaft schön, einen Besuch kann ich jedem nur empfehlen, der "zufällig" mal in der Nähe ist. Aber das Dorf... ist klein. Und es hat gegossen. Und wir hatten nicht viel Geld. Netterweise haben wir noch einen Bekannten aus Tours mit seinen Freunden getroffen und verbrachten eine ähm, entspannte Zeit im Touristenbüro - dort war es warm, trocken und wir mussten nichts bezahlen. Am Ostersonntag kochten wir erst sehr nett (mit einer Freundin von hier) und verbrachten dann den Tag im Amboise. Dort war es wirklich sehr schön, es regnete nicht und es war gerade ein Ostermarkt, mit Musikern und vielen schönen Ständen. Amboise ist an sehr altes Städtchen mit einem Schloss, das über der Stadt thront, wirklich sehr süß, verwinkelt und mit schönen alten Fachwerkhäuschen. Den Ostermontag fuhren wir nach Orléans, was ziemlich sch... war. Es regnete den ganzen Tag, wir konnten uns kaum umgucken, sahen zwar die Kathedrale und insgesamt ist die Stadt auch sicher schön. Wir hatten aber viel für die Tickets bezahlt und waren nach kurzer Zeit trotz Regenkleidung und -schirmen vollkommen durchnässt.
Das Osterwochenende rächte sich dann auch und wir wurden alle ziemlich krank. Was ziemlich unpraktisch war, da am Mittwoch mein Freund kommen wollte und ich jetzt nicht nur arbeiten musste während er hier gelangweilt rum saß, sondern auch abends, wenn ich fertig war, nicht die beste Laune hatte... Am Samstag war zu allem Überfluss auch noch Tag der offenen Tür. Was eine komische Idee ist, wenn man bedenkt, dass wir immer noch nicht wissen, ob es den Kindergarten nächstes Jahr überhaupt noch gibt. Der Besitzer möchte ja zurück in die Schweiz und will das gesamte Gelände verkaufen. Naja, arbeiten musste ich also auch am Samstag.
Vor den Ferien
Der 1. April (Dienstag) wurde dann mit den traditionellen Aprilfischen begangen. Wir hatten also einen "Anglerbereich" vorbereitet und die Kinder klebten uns den ganzen Tag "unauffällig" Papierfische auf den Rücken - dabei kicherten sie so laut und freuten sich so offensichtlich, dass keiner es übers Herz brachte, die Fische ab zu nehmen. Am Mittwoch (meinem freien Tag) fuhren wir dann noch Blois, von wo aus wir eigentlich weiter Cheverny oder Chambord fahren wollten, weitere Schlösser in der Nähe. Hier wurden wir wieder Opfer der unzureichenden Verkehrsanbindung und Informationsversorgung - kurz gesagt, Busse die eigentlich fahren fuhren nicht und das auch nur, weil sie nicht fuhren wie sie fahren sollten. Oder so ähnlich. Auf alle Fälle hingen wir in Blois fest. Haben wir uns halt dort das Schloss angeguckt, was zwar nicht so bekannt, aber auch sehr schön und vor allem architektonisch sehr interessant war. Denn dank der drei Bauherren, hat das Schloss drei stilistisch vollkommen unterschiedliche Flügel - das Schloss Ludwigs des XII. (spätgotisch), der prunkvolle Bau Franz des I. (französisch gotische Tradition vermischt mit Merkmalen der italienischen Renaissance) und der unvollendete Bau Gastons von Orléans (17. Jhd.). War dann also doch noch ein ganz schöner Tag. Am Dienstag packte uns dann eine Mutter mit ihren beiden Söhnen ein (also hier aus dem Kindergarten) und wir sahen Schlösser - Azay-le-Rideau und Villandry, was mit seinen "Themengärten" und der dekorativen Bepflanzung wirklich umwerfend war. Hier profitierten wir dann von der Gastfreundlichkeit der Franzosen, da diese Schlösser ohne Auto praktisch unerreichbar sind.
Ferien
Am Donnerstag ging es dann ab nach Paris - war mal wieder super. Hatten bis auf den letzten Tag super Wetter und noch mal vieles gesehen, manches für mich neu, anderes nicht, aber alles super. Am Montag fuhr Tobi dann nach Hause und ich verbrachte noch eine Nacht in einer Jugendherberge (die ich am Morgen noch gebucht hatte). Ich war mit zwei Chinesinnen und zwei schnarchenden Amerikanerinnen untergebracht, die auch alle ganz nett waren. Trotzdem war an Schlaf nicht zu denken - die Heizung war nicht manuell regelbar und lief die ganze Zeit auf Hochtouren. Machte man das Fenster auf, befand man sich mitten im belebten Montmartre und hätte auch genauso gut direkt auf der Straße schlafen können. Da war dann das fast schon kleinste Problem, dass 6 6er Zimmer sich eine Dusche teilten. Am nächsten Morgen brach ich aber früh auf um meinen Flug zu meinen Großeltern zu kriegen. Dort und auch ganz kurz in HH machte ich dann meine Bewerbungen für Praktika während des Sommers fertig. Am Sonntagabend ging es dann zurück nach Paris.
TMS
Die nächste Woche und das Wochenende wusch ich dann hauptsächlich Wäsche und bereitet mich auf den Medizinertest vor, für den ich am Mittwoch nach Karlsruhe aufbrach und dort eine schöne Zeit verbrachte. Der Test lief nicht wirklich gut, das war schade... Aber es war super Wetter und ich genoss einfach mal wieder die Möglichkeiten, die sich bieten, wenn man nicht so weit außerhalb in der Pampa wohnt und außerdem ein funktionierendes Fahrrad zu Verfügung hat. Einen Tag fuhren wir auch nach Straßburg - soo eine wunderschöne Stadt! Am Donnerstag Abend kam ich dann wieder hier an, um nur den Freitag zu arbeiten und dann ein verlängertes Wochenende und nichts zu tun vor mir zu haben. Alle, einschließlich meines Mitbewohners, waren weg gefahren oder hatten Besuch, ich war also ganz auf mich gestellt. Ich habe geputzt, gewaschen, gekocht (ich habe mich überwunden und nur für mich alleine gekocht - alles ist schlecht geworden, also verschimmelt), mich über die Preise hier aufgeregt (nach einer Woche in Deutschland trifft es einen hier um so härter), gezeichnet und verzweifelt versucht, keine Depressionen zu bekommen. Den Dienstag musste ich wieder arbeiten, den Mittwoch hatte ich ja wieder frei - also wieder gelangweilt. Inzwischen verfolgt mich die Angst vor freien Tagen, weil ich einfach nicht mehr weiß, was ich mit mir anfangen soll. Eigentlich dachte ich immer, ich könnte gut alleine sein. Aber nach gut einem halben Jahr in einem alten, abseits stehenden Bauernhaus, bewohnt von zwei deutschen Freiwilligen, einem Marder und diversen Mäusen und umgeben von Schlamm und Wald revidiere ich diese Idee. Ich kann nicht gut alleine sein. Das Wochenende traf mich dann dementsprechend hart. Und die Aussicht auf das nächste Wochenende sollte nicht viel besser aussehen. Am Donnerstag stand noch die Schnitzeljagd an und dann stand mir eine Wochenende bevor, an dem keiner Zeit für mich hatte und ich aus Geldmangel ans Haus gefesselt (tja, wer erst soviel unternimmt...).
Schnitzeljagd
Die Schnitzeljagd ist dann wirklich gut gelaufen. Wir hatten uns eine Piratengeschichte ausgedacht, nicht zu grausam und keiner stirbt, die Kiddies gingen voll in der Geschichte auf und sowohl die Dreijährigen als auch die Fünfjährigen waren begeistert. Bis auf ein Mädchen, welches solche Angst vor dem Troll hatte, dass es die ganze Zeit weinte. Da hier die Aufgabe war, Blumen zu finden, um den Troll ab zu halten, philosophierte sie aber plötzlich darüber, woran das wohl liegen könnte. Der Arme! Und wunderte sich, dass sie ihn noch nie gesehen habe... Und fragte mich ununterbrochen, ob der Troll denn jetzt gestorben wäre. Nachdem sie sich seine gesamte Lebensgeschichte zusammen gereimt hatte, hatte sie aber keine Angst mehr vor ihm. Dann kam ihr die Idee, dass sie ja auch unseren Piraten (Capitaine Crochet) ja schon kenne, was mich stutzen ließ. sie konnte das Geheimnis aber schnell lüften: Disneyland (Peter Pan, Käpt´n Hook). Darauf kam ihr dann auch noch der Gedanke, dass der aber damals wirklich sehr gemein gewesen wäre. Aber vielleicht werde er ja im Alter weich, denn schließlich sei es doch außerordentlich nett vom ihm, uns seinen Schatz suchen zu lassen. Da konnte ich dann nicht anders, als ihr zu zu stimmen. Den Schatz fanden wir nach vielen Abenteuern schließlich auch - piratenuntypisch hing er an einem Baum und die Kinder mussten ihn mit Stöcken runter schlagen. Insgesamt war die Jagd ein voller Erfolg und an den nächsten Tagen Gesprächsthema Nr. 1. Doch mir stand wieder ein langes und einsame Wochenende bevor - bis die Freundin, die schon das Osterwochenende da war mich anrief und verkündete, sie wolle kommen - vorbei mit der Langweile! Die Zeit war dann auch sehr schön und entspannt, wenn auch kurz, da sie am Sonntagnachmittag schon wieder fahren musste. Da die Franzosen ja keine Querverbindungen kennen. Sie wohnt nicht weit von mir weg, ABER alle Wege führen über Paris.
Zukunft
Joah und diese Woche freue ich mich eigentlich auf die Zeit, die noch vor mir liegt. Mir bleibt jetzt nur noch einen Monat und es ist unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht. So sehr ich mich wieder auf Hamburg, meine Familie, meine Freunde und das Stadtleben freue, so sehr weiß ich doch auch, was ich alles vermissen werde. Vor allem die Kleinen sind mir unheimlich ans Herz gewachsen! Aber jetzt heißt es genießen und die Zeit nutzen. Was ich auch vor habe - alle Wochenenden bis zu meiner Abreise sind schon verplant. Gut, bevor ich jetzt einen Krampf in den Fingern bekomme, suche ich mal meine Sachen zusammen, denn morgen früh geht es - nach Bordeaux. Euch allen ein schönes Wochenende!!!
P.S.: Wir sind übrigens einigen Problemen aus dem letzten Eintrag Herr geworden (wie schreibt man das): 1. Die Mäuse wurden, nun, wie soll man sagen, aus Mangel an Lebendfallen in französischen Baumärkten zahlenmäßig stark reduziert. 2. Die Ameisen haben wir jetzt auch im Griff. 3. Der Zaun der Esel wurde repariert (ich war wohl nicht das einzige Opfer). 4. Da sind die ab und zu auslaufende Waschmaschine, der nicht funktionierende Kaltschalter der Dusche und die inzwischen kaputten Kochplatten eigentlich nicht mehr erwähnenswert. ;)