Die letzten Wochen meines EFDs
Saumur, Cognac, Le Marais Poitevin, La Rochelle, Bordeaux, Volleyballturniere und Fußball – die Tage sind gezählt, die Zeit läuft davon.
Meine Deutschschülerin hat mich als Dank für den „Unterricht“ zu einem Ausflug in ihre Heimatstadt Saumur eingeladen. Da sie etwas außerhalb Niorts wohnt, habe ich bei ihr übernachtet und am Abend ein typisch französisches „Dîner“ mit zahlreichen Spezialitäten wie fromage au chèvre, mousse au chocolat oder einem Broyé de Poitou genießen können. Am Morgen machten wir uns dann also auf den Weg in das ca. 2h entfernte Saumur. Dort besichtigten wir ein Champignon-Museum, aßen in einem alten Weinkeller zu Mittag, schauten uns die Innenstadt, das Schloss, Weingüter und ein kleines Dorf an der Loire an. Es war sehr interessant, die Stadt von einer Einheimischen gezeigt zu bekommen. Leider reicht ein Tag nicht aus, um alles zu sehen, aber ich habe dennoch einen guten Einblick von der Region erhalten.
Das zweite Juni-Wochenende habe ich dann dazu genutzt, Freiwillige in Cognac zu besuchen. Nach einem Stadtrundgang und einer Führung in einer Cognac-Brennerei war es schön meine Freunde wiederzusehen. Wir unterhielten uns lange über unsere Projekte, unsere Zukunft…. Leider hat es am zweiten Tag die ganze Zeit geregnet, sodass wir die meiste Zeit im Haus blieben. Ich habe trotzdem ein nettes Wochenende in Cognac verbracht. Die selbst Stadt ist recht klein und gemütlich, aber vor allem im Sommer auf jeden Fall einen Besuch wert.
In meiner vorletzten Woche habe ich einige Ausflüge mit einer Freundin aus Belgien unternommen. Wir machten zwei Fahrradtouren durch den Marais Poitevin (Sumpflandschaft in der Nähe von Niort). Leider hatten wir kein Glück mit dem Wetter. Das hielt uns jedoch nicht davon ab, unsere Touren von bis zu 60km durchzuführen. Die Landschaft war sehr schön und ich bin froh, dass ich es nun endlich geschafft habe, Coulon und Umgebung zu sehen.
An einem anderen Tag sind wir mit dem Bus nach La Rochelle gefahren. Dort haben wir uns Fahrräder ausgeliehen, mit denen wir dann auf die Île de Ré geradelt sind. Auf der Brücke kam uns dann sogar der Bus der spanischen Nationalmannschaft entgegen, die ihr Quartier in einem Hotel auf der Île de Ré einbezogen haben. Wir haben es uns auch angeschaut, aber leider sieht man vor lauter Sicherheitsabsperrungen nicht viel. Dieses Mal hat uns das Wetter etwas überrascht, wir hatten nach Regen in Niort nicht mit Sonne und strahlend blauem Himmel gerechnet und kamen am Abend mit einem ordentlichen Sonnenbrand in das graue Niort zurück. Die Île de Ré ist zu einem meiner Lieblingsorte in Frankreich geworden. Die breiten Strände, das klare Wasser und die Urlaubsatmosphäre sind wirklich unglaublich! Ich bin mir sicher, dass ich noch das ein oder andere Mal wieder kommen werde.
Aber sie bekommt Konkurrenz durch die Nachbarinsel, die Île d’Oléron. Sie ist etwas weniger touristisch, was man direkt an der kostenlosen Brücke bemerkt. Dafür gibt es dort unberührte Strände, Wälder und Felder. Wir haben hier einen super entspannten Sonntagnachmittag mit Picknick am Strand verbracht. Ich war sogar das erste Mal seit ich in Frankreich bin im Meer baden!
Da sich mein Freiwilligendienst dem Ende entgegen neigte, habe ich an einem Freitagabend eine Abschiedsgrillparty bei mir im Garten gemacht. Bei gutem Wetter haben wir einen tollen Abend zusammen verbracht. Es war echt super, dass all meine Niorter Freunde da waren und wir so ein letztes Mal in großer Runde zusammen waren. Ich werde solche Abende vermissen, da die Atmosphäre einfach einmalig ist.
Des Weiteren gab es nun jedes Wochenende ein Volleyballturnier in Niort oder einem kleinen Dorf in der Nähe. Leider spielten wir nicht im Sand, sondern auf Rasen. Es hat aber trotzdem viel Spaß gemacht mit Freunden in lockerer Atmosphäre zu spielen. Bei einem Turnier wurde sogar eine Kombination aus Volleyball und Pétanque (Boule, Boccia) angeboten. Man spielte also gegen jedes einen Satz Volleyball und danach eine Partie Boule. Das war sehr lustig, da das Ergebnis nach den beiden Partien oft überraschend war.
Die Volleyballsaison ist nun beendet. Die letzten Trainings und damit verbunden ersten Abschiede standen an. Für mich bedeutete das dann eine Woche Ferien vor der endgültigen Heimfahrt.
Ich nutzte die Zeit, um die Freiwilligen in Bordeaux noch einmal zu besuchen und um EM-Stimmung in einer großen Stadt zu erleben. Denn in Niort haben wir zwar fast jedes Spiel zusammen in einer Bar geschaut, aber es war dennoch etwas merkwürdig, die einzige zu sein, die bei deutschen Toren jubelt. So machten wir uns in Bordeaux ausgestattet mit Deutschland Fahnen, Trikots, Schminke… auf den Weg in die Fan-Zone, um das Spiel gegen Nordirland auf den großen Bildschirmen zu schauen. Es war total heiß und leider war die Stimmung auch hier nicht vergleichbar mit einem Public-Viewing in Deutschland, aber wir freuten uns trotzdem gebührend über den Sieg der deutschen Mannschaft.
Das absolute Highlight meines Aufenthaltes in Bordeaux war jedoch, dass ich das Spiel Spanien gegen Kroatien im Stadion gesehen habe! Wir haben kurzfristig relativ günstige Tickets bekommen und die einmalige Chance genutzt, bei solch einem Event live dabei sein zu können. Es war ein gutes Spiel, die Stimmung war großartig und für mich ist der Wunsch in Erfüllung gegangen, bei einem EM-Spiel im Stadion sein zu können.
Da es immer noch total heiß war, beschlossen wir, vor der Hitze in der Stadt zu flüchten und fuhren zum Strand. Wir waren am „Bassin d’Arcachon“ gegenüber der „Dune du Pilat“, gingen baden und brutzelten vor uns hin. Da es abends immer noch sehr warm war, beschlossen wir spontan, über Nacht zu bleiben. So sahen wir einen sehr schönen Sonnenuntergang und bestaunten den Sternenhimmel, bevor wir am frühen Morgen den ersten Bus zurück nach Bordeaux nahmen. Für mich stand dann am Nachmittag die Rückfahrt nach Niort an und die letzten 4 Tage waren angebrochen.
Nun standen für mich zahlreiche Abschiede und „letzte Male“ auf dem Programm. Am Freitagmorgen war der letzte Kochkurs, bei dem ich mit einem signierten Kochkurs von den Damen sehr nett verabschiedet wurde. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, neue Rezepte und Kochmethoden kennenzulernen und werde sicher einiges in Zukunft noch einmal ausprobieren.
Außerdem musste ich mich von meiner Tutorin, meinen Kollegen, Bekannten und Freunden verabschieden. Es fiel mir nicht leicht, meine liebgewonne Umgebung zu verlassen, da ich vor allem in der letzten Zeit ganz viele Dinge unternommen habe. Die Zeit lief mir am Ende ein Wenig davon. Ich habe mir oft gesagt: „ Das musst du unbedingt noch machen!“, einiges habe ich geschafft, anderes nicht. Nichtsdestotrotz bin ich sehr zufrieden mit meinem Aufenthalt in Frankreich. Nun geht es zurück in die Heimat. Ich habe es noch gar nicht so richtig realisiert, dass ich Niort nun wirklich endgültig verlassen habe! Aber ich hab mir fest vorgenommen, bald wiederzukommen!