Die letzten Tage des alten Jahres
Die Zeit zwischen Weihnachten und Silvester verging recht schnell, da ich noch Besuch von Maria aus Elche bekam. Sie ist – wie ich – über Weihnachten nicht nach Hause geflogen, war aber ab dem 27.12. allein in ihrer Wohnung. Allein sein ist nicht schön, also kam sie flugs per Bus nach Madrid. Hier war sie übrigens schon mal, nachdem ich sie wiederum in Salamanca besucht hatte. :)
Die Zeit zwischen Weihnachten und Silvester verging recht schnell, da ich noch Besuch von Maria aus Elche bekam. Sie ist – wie ich – über Weihnachten nicht nach Hause geflogen, war aber ab dem 27.12. allein in ihrer Wohnung. Allein sein ist nicht schön, also kam sie flugs per Bus nach Madrid. Hier war sie übrigens schon mal, nachdem ich sie wiederum in Salamanca besucht hatte. :)
Nun ja, da es ja ab Neujahr für mich und meinen Freund nach Marokko gehen sollte und ich bisher wirklich fast nichts über dieses doch recht große (wenn man Marokko als Teil des gesamten afrikanischen Kontinents betrachtet, dann erscheint es winzig, vor Ort werden einem dann aber wirklich die Distanzen klar, spätestens nach ewigen Bus- und Zugfahrten...) Land wusste, hieß es für mich, stundenlang im Internet nach Informationen zu suchen. Einen Reiseführer hatte ich ja bis dato nicht.
Zur deutschen Botschaft musste ich zwischendurch auch zweimal stiefeln, da ich als EU- Bürgerin noch nie einen Pass besessen hatte. Ja ehrlich! War ja auch nie nötig... Jitka und Elina mussten wegen dieser Tatsache übrigens ziemlich lachen beziehungsweise staunen, sie sind es ja gewohnt, immer ihren Pass mitzuführen. Sowieso – es ist wohl leider so, dass sie auf Grund der erst „frischen“ Mitgliedschaft ihrer Länder in der EU anders behandelt werden, als zum Beispiel Westeuropäer. Nach dem Motto: „Hiiiiilfe – die Osteuropäer kommen und wollen uns unsere Arbeitsplätze wegnehmen!“ Elinas Kommentar mit bitterem Beigeschmack dazu: „Of course you don’t know that, you’re German!“
Gerade vorgestern hat sie einen Behördenspießrutenlauf absolviert, um eine tarjeta de residencia (Karte, die belegt, das man einen vorübergehenden Wohnsitz in Madrid hat) zu beantragen. Nachdem das Ayuntamiento von Leganés ihren Antrag nicht bearbeiten wollte – simple Begründung: „Wir wissen nicht wo Lettland liegt, das gehört nicht zur EU!“ – schickte man sie zum Ayuntamiento von Madrid Zentrum. Dort durfte sie dann erstmal ewig in einer endlosen Schlange von Südamerikanern, Afrikanern et cetera, anstehen, um dann nach ihrer Herkunft gefragt zu werden. Antwort? Lettland! „Ach, dann stellen sie sich bitte in der nächsten Schlange an!“ So wie’s ausschaut, wird dort echt eine Zweiklassenpolitik betrieben, Westeuropäer besser behandelt, als der Rest.
Hier wurde mir mal wieder klar, wie viel Glück ich habe, einen Freiwilligendienst in so internationalem Umfeld ableisten zu dürfen. Viele Dinge werden einem durch den Austausch mit Menschen aus anderen Ländern erst bewusst. Eigentlich sollte so ein EFD als Ersatz für den Zivildienst eingeführt werden! Ich bin mir sicher, der zwischenmenschliche Umgang und auch die Ansichten eines manchen würden sich erheblich verbessern und toleranter werden.
Ich bin also zur Botschaft, um mir einen horrend teuren, vorläufigen Pass machen zu lassen, der nur ein Jahr gültig ist. Was ich bei meinem ersten Besuch in der Botschaft noch nicht wusste: auf Grund der neuen biometrischen Pässe darf man auf Passfotos nicht mehr lachen. Super! Also vier weitere Euro in den Wind geschossen, weil mein Passbild ungültig war. Als mir der gute Beamte am Schalter dann noch erklärte, er könne mir den Pass nicht sofort ausstellen, weil er erst im öffentlichen Amt meiner Heimatstadt anrufen müsse, um zu fragen, ob gegen mich nichts vorliege, was dann nochmal drei weitere Euro zusätzlich kosten würde, beschloss ich, dass einfach nicht mein Tag sei. Puuuh. Ich glaube Behörden gleichen sich überall auf der Welt...
An Silvester sind wir alle, die da waren (Poyraz, Jitka, Oliver, Manuel, Yassin, Maria und Jitkas tschechischer Exfreund) zuerst zu Ben und Jacinta in die Wohnung gefahren, um dort vorzuglüh... äääh...feiern! Ben kommt aus Frankreich, Jacinta aus Irland. Sie waren letztes Jahr europäische Freiwillige in Leganés und haben in unserer Wohnung gewohnt. Nachdem sie ein Paar wurden, haben sie beschlossen, dieses Jahr auch noch in Madrid zu bleiben, um in Firmen Französisch und Englisch zu unterrichten.
Nachdem wir ziemlich rumgetrödelt hatten, ging es dann um viertel vor zwölf in einem heiteren Endspurt (Kreuz- und Quergerenne über die sechsspurige Gran Vía...) zur Puerta del Sol, dem geographischen Zentrum Madrids. Dort sind in einem Türmchen des Palacio de la Comunidad de Madrid Glocken angebracht, darunter eine riesige Uhr. Jedes Jahr versammeln sich tausende Menschen an Silvester davor, um um Punkt Mitternacht ihre zwölf Trauben zu essen. Bei jedem Glockenschlag eine. Diese Uhr wird übrigens stets gefilmt, sodass auch alle anderen, die nicht vor Ort sind, vor dem Fernsehen ihre zwölf Trauben essen können. Wenn man es schafft, alle zwölf Trauben zeitig zu essen, beziehungsweise sich in den Mund zu stopfen, darf man sich etwas wünschen und wird Glück im neuen Jahr haben. Das besagt zumindest der Brauch.
Da es so voll, eng und laut war, haben wir die Glockenschläge gar nicht gehört und nur nach gut Dünken die Trauben gegessen. Auch egal. Der Platz der Puerta del Sol war übrigens total herausgeputzt, zwei riesige Lautsprechertürme sorgten für Zwerchfelltanzen, an der Front des Palcacio de Madrid waren zwei überdimensional große Projektionsflächen heruntergelassen, wo passend zur Musik bewegte Animationen angebeamt wurden und oben um das Türmchen herum sorgten noch Laserstrahlen für Aufmerksamkeit.
Um ein Uhr haben mein Freund und ich uns dann verabschiedet und uns auf in den Norden Madrids zum Palacio Fortuny gemacht. So wie es Carlos und ich schon im Sommer ausgemacht hatten, feierten wir nun Silvester zusammen in einem Club. Carlos hat uns vorher schon die Karten besorgt (stolze 55 Euro pro Nase, die sich aber auch gelohnt haben) und so konnten wir einmal erleben, wie die jungen Madrileños in einer der wichtigsten Partynächte des Jahres Dampf ablassen. Jungs wie Mädchen super aufgestylt, die Metro voller Stöckelschuhe, Anzüge und Ähnlichem. Im Club galt übrigens barra libre das heißt: Alles trinken (und es gab wirklich restlos alles, was in eine gute Bar gehört) und so viel man will... Daher erklärt sich auch der teuere Eintritt. :)
Getanzt haben wir bis um 7 Uhr morgens, dann wurden nämlich alle rausgeschmissen. Die meisten machten sich anschließend auf zum nächstmöglichen Café, um Churros zu essen. Churros (sprich tschurros) werden aus einer Art Waffelteig gemacht und mit der Spritztüte in heißes Fett gedrückt. So entstehen lange Streifen oder Schleifen. Die werden wiederum in dickflüssige, heiße Schokolade getaucht. Nach einer durchgemachten Nacht - besonders nach Silvester - ist es hier Tradition, sie zu essen und so fanden sich recht viele Cafés zu der frühen Uhrzeit geöffnet. Manuel und ich zogen es aber vor - hundemüde wie wir waren - nach Hause zu gehen.
Viele Grüße
Elisa