Die letzte Woche...
Mo_bist bekommt am frühen Morgen Besuch. Völlig verpeilt führt er seine Vermieterinnen durch die chaotische Wohnung. Hoffentlich gibt’s keinen Ärger...
Nun, was in der letzten Woche los war?
Also, am Montag habe ich wieder meinen Intensiv-Spanisch-Sprachkurs, den wir Freiwilligen noch bis Mitte November genießen können: Dadurch, dass unser Sprachniveau so unterschiedlich ist, geht es etwas langsam voran, aber es macht Spaß, besonders weil sich unsere junge Sprachlehrerin „Maribel“ wirklich viel Mühe gibt. Am Dienstag Abend kommt mein griechischer Mitbewohner Avraam (also: Abraham) an und wir stellen zu zweit erst mal die Wohnung auf den Kopf. Wir haben zwar wahrlich kein Meisterwerk geschaffen ;), aber er ist zufrieden und meint, ich sollte Innenarchitektur studieren. Avraam wohnt jetzt in unserem ehemaligen Wohnzimmer und wir haben zwei (!!!) Gästezimmer, falls also jemand Lust hat, mich besuchen zu kommen: Ihr seid herzlich eingeladen! Am Mittwoch ist wieder Sprachkurs angesagt und am Donnerstag haben die Jungs aus meinem Jugendcenter ihr erstes Fußballspiel (alle zwölf Jugendcenter Elches stellen eine Fußballmannschaft und die Mannschaften konkurrieren in einer Liga): Leider gibt’s ne zwölf zu null Schlappe für unser Team, sodass die Jungs alle etwas geknickt sind. Ich kann das aus meiner eigenen „aktiven“ Fußballzeit allzu gut nachvollziehen. Wird Zeit, dass mein Spanisch so gut ist, dass ich sie trainieren kann. Am Donnerstag kommt mein zweiter Mitbewohner an, Gabor aus Ungarn. Wir machen erst mal eine kleine Welcome-Party und ziehen in Elche durch ein paar Bars. Am Freitag habe ich erst Sprachkurs und danach arbeite ich in meinem Jugendcenter: Ich helfe den anderen Freiwilligen alles für eine Halloween-Party zu dekorieren, die am kommenden Dienstag stattfinden wird…und spiele mal wieder Tischtennis und Billard mit „Bonet“.(Ein Sechzehnjähriger, mit richtigem Namen Antonio, der ein bisschen Englisch spricht und mit dem ich mich super verstehe.)
Und dann: Mein zweites Wochenende….
Samstag, 28.10.06 Avraam, Gabor und ich werden von der Klingel geweckt. Völlig verpeilt begeben wir uns zur Tür: Unsere Vermieterinnen, zwei „ältere“ (etwa 40)Schwestern besuchen uns, um uns zu erklären, wie die Waschmaschine funktioniert…und um nach dem rechten zu sehen. Tja, ist etwas peinlich, da wir erst mal über einen kleinen Müllberg (wir sammeln den Müll in Tüten, in Ermangelung eines Mülleimers) klettern müssen, um zur Waschmaschine zu gelangen…und ich (da ich als einziger von uns wenigstens ein bisschen Spanisch spreche) auch noch das Privileg habe, sie in Avraams bis zur Unkenntlichkeit umstrukturiertes Zimmer zu führen. Naja, die Vermieterinnen versuchen keine Miene zu verziehen und wir uns unser Lachen zu verkneifen. Alles geht glimpflich über die Bühne. Leider erfahren wir, dass eine Internetleitung erst von der Straße durch ein Loch in einem Fensterrahmen in unsere Wohnung verlegt werden muss. (Spanische Technik ;) Mal gucken wie wir das anstellen wollen…. Dann ziehen Avraam, Gabor und ich los, um eigentlich Handykarten und Waschpulver zu kaufen. Leider sind wir so spät dran, dass alle Geschäfte schon zu haben. Kurzentschlossen gehen wir in DIE Ausstellung in Elche (im Archäologischen Museum): Der Menschenandrang ist riesig, da jeder „la dama de Elche“ sehen will, eine steinerne antike Büste einer Frau. Sie soll von einer uralten Iberischen Kultur stammen. Sie ist das Wahrzeichen Elches und man sieht an fast jeder Ecke große Nachbildungen von ihr. Hierbei lernen wir noch allerhand über Elches Geschichte: Und zwar gab es hier zuerst besagte Iberische Kultur, später eine der bedeutendsten römischen Siedlungen (namens Ilici) auf der Iberischen Halbinsel. Dann wurde Elche ein wichtiger strategischer Punkt der Muslimischen Eroberer in Spanien. Und schließlich wurde Elche im Laufe der „Reconquista“ von den Christen zurückerobert. Tja wir lernen also wie ihr seht einiges über unsere neue „Heimat“…. Abends essen wir mit den Mädels zusammen und brechen dann gemeinsam auf zu einem Afrikanischen-Lateinamerikanischen Festival hier. (Die ganze Woche war „semana intercultural“ und es waren Gäste aus Argentinien, Ecuador, Kolumbien, Kamerun, Mali und Senegal hier.) In Elche, besonders in unserem Viertel „Carrus“ wohnen viele afrikanische Immigranten, sodass das Festival ziemlich groß ist. Alle Welt tanzt und Sangria fließt. Wir lernen ein paar Nordamerikaner kennen, die ein Auslandssemester in Alicante machen und ich plane mit Nathan, einem Studenten aus Colorado, (der natürlich der totale Snowboard-Fan ist) einen Trip in die Sierra Nevada. (Gebirge bei Granada, in dem man super Skifahren kann.) Hoffentlich klappt’s!
Sonntag, 29.10.06: Wir schlafen erst mal aus, Gabor und die Mädchen haben so einen Kater, dass wir leider nicht wie ursprünglich geplant an Elches Strand „Santa Pola“ fahren. Nachdem die Steckdose, an der unser Kühlschrank hängt, ihren Geist aufgibt und wir unseren Kühlschrank nun auch noch notdürftig umstellen mussten, (er versperrt die halbe Küchentür) bricht auch noch unser Geschirrständer zusammen. Wir lachen uns halb schlapp, nachdem wir auch noch feststellen, dass keiner von uns was annähernd Essbares zusammen köcheln kann. Was ein chaotischer Tag! Glücklicherweise nehmen wir alle es mit dem selben Humor, sodass die Lage in unserer WG zwar ziemlich chaotisch aber trotzdem einfach nur wahnsinnig lustig und entspannt ist. Ich erledige noch meine Spanisch-Hausaufgaben und abends gehen wir noch ein bisschen in Elche herum.