Die Filme "La paranza dei bambini - Piranhas" und "Selfie" am Wettbewerb der Berlinale
Ursprünglich bezeichnet der Begriff "paranza" die kleinen Fischboote, mit denen kleine Fische zum Frittieren von "paranza" gefischt werden, aber er ändert seine Bedeutung im Kontext der Camorra und bedeutet "kriminelle Gruppe".
Der Regisseur Claudio Giovannesi hatte in seinen bisherigen Filmen bereits mit Jugendlichen gearbeitet und schon mit Roberto Saviano für die Fernsehserie Gomorrha zusammengearbeitet: Tatsächlich ist der Film “La paranza dei bambini” dem gleichnamigen Buch des Schriftstellers entnommen, der am Drehbuch mitgewirkt hat.
Der Film spielt in Neapel und die Besetzung besteht aus jungen Debütanten, die die sechs Protagonisten Nicola, Tyson, Biscottino, Lollipop, O'Russ und Briatò spielten. Die jungen Protagonisten sind wie eine paranza: Anstatt Fische, fischen sie die Menschen zum Töten. Ihr Hauptziel ist es, in Rione Sanità, aus dem sie kommen, Macht zu haben: Das bedeutet, Geld zu haben und diesen Reichtum durch den Kauf von Rollern und Designe Klamotten zur Schau stellen.
Die jungen Verbrecher Neapels sind die einzige, die ihre Aktivitäten und Erreichen in sozialen Netzwerken zeigen: Sie wollen, dass man weiß, dass sie einem Clan angehören und dass sie in ihm eine besondere Stellung haben.
Es scheint, dass der einzig mögliche Weg für sie das Verbrechen war: Besitz von Waffen, Einschüchterung, Drogenhandel, Auftragsmorde. Dieses Phänomen gibt es in den Regionen Süditaliens seit den 1980er Jahren, als sich das Drogengeschäft zu etablieren begann. Erleichtert wird sie noch durch den hohen Prozentsatz der Jugendarbeitslosigkeit in Italien heute.
Tatsächlich findet die Einschreibung junger Menschen in die Camorra (die Mafia in Kampanien) nicht nur in Neapel, sondern auch in Rom statt: Es ist ein Problem, das sowohl junge Menschen betrifft, die danach streben, Angehörige der Camorra zu werden, als auch solche, die ab Familienclans stammen. Im letzteren Fall wird ihnen gelehrt, schon als Kind kriminelle Aktivitäten zu begehen.
Ein weiterer italienischer Film über Jugendliche und ihr Verhältnis zu Gewalt und social Network steht auf der “Berlinale” im Wettbewerb: der Dokumentarfilm "Selfie" von Agostino Ferrente. Es wurde auf einem iPhone 7 gedreht und erzählt die Geschichte zweier Jugendlichen, Alessandro und Pietro, an denen ein Polizist seinen Freund Davide aus Versehen getötet hat.
Dieser Film spielt auch in Neapel und stellt die Probleme dar, die alle Großstädte haben: In diesem Fall ist Gewalt nicht die Antwort, weil die beiden Jungen angewidert sind. Im Hintergrund bleiben eine große Einsamkeit, wie im Film “La paranza dei bambini”.
Kann man sagen, dass dies in allen großen Städten geschieht. In Berlin, wo ich das ESK mache. Es gibt keinen Mangel an Begünstigungen für junge Menschen, so dass jeder in seine Ziele ruhig verfolgen kann. Dennoch sehe ich oft eine große Fraglichkeit unter jungen Menschen, die manchmal den Weg der Kriminalität wählen.
- Auf ARTE.de ein kurzer Bericht über die Baby Boss der Camorra:
https://info.arte.tv/de/italien-die-kleinen-mafiosi
- Links zu den Wettbewerbsfilmen der Berlinale:
https://www.berlinale.de/de/programm/berlinale_programm/datenblatt.html?film_id=201913537
und
https://www.berlinale.de/de/programm/berlinale_programm/datenblatt.html?film_id=201916356