Die 23-Punkte-Liste
Jule_in_Lettland lebt sich immer mehr ein und ihr geht es gut. In 23 Punkten beschreibt sie, was sie in der letzten Woche über das Leben, das Land und den ganzen Rest gelernt hat.
So meine Lieben,
Ach du meine Güte - wo fange ich nur an?
Vielleicht damit, was ich die letzte Woche gelernt habe:
1. Was der Begriff Heimat bedeutet;
2. dass man auch Böden super tapezieren kann;
3. dass man sich einfach mal an die Supermarkttheke trauen und von jeder Spezialität eine Kostprobe nach Hause nehmen sollte: Nervt zwar die Verkäuferin, freut aber Zunge und Geist, weil sie wieder etwas dazu lernen;
4. dass unheimlich viele deutsche Freiwillige in Lettland sind;
5. dass die Bäume hier viel greller sind als in Deutschland;
6. dass man so oft seine Nachbarn grüßen kann, wie man will, kaum jemand grüßt zurück;
7. dass, wenn man sich anstrengt und sich bemüht offen zu sein, jede noch so trostlos erscheinende Umgebung wunderbar sein und voller Überraschungen stecken kann;
8. dass die Letten wirklich auf Milchprodukte stehen und das die interkulturelle Annäherung für mich schon einfacher macht;
9. dass ich die Türkei liebe, sie macht sich jedenfalls gut an meiner Wand;
10. wie schwierig die politische und ökonomische Situation in Lettland ist, und dass sich vieles nur um das liebe Geld dreht. Trotzdem ist der Konsum sehr wichtig hier und es fehlt einem an Garnix (von Avocado bis Zott…);
11. dass wenn das Geld fehlt, die kulturelle Aktivität der Menschen arg darunter leidet, aber
12. der Konsum in Form von riesigen Supermärkten zunimmt (20 in einer 25.000 Einwohnerstadt);
13. dass die sowjetisch-lettischen Bahngleise zwar gefährlich erscheinen, es aber eigentlich gar nicht sind, weil trotz heftigstem Ruckeln alle Insassen erstaunlich ruhig da sitzen;
14. dass Lettland wahnsinnig viele schöne Burgen hat, um die sich aber selten jemand gebührend kümmert;
15. das lettischer Nebel der schönste und das Wetter hier das wechselhafteste ist;
16. dass ich anfangs wirklich einen Einsamkeits- und Kulturschock hatte wie er im Buche steht;
17. dass es hier wahnsinnig viel zu entdecken gibt (ja, ja, Jule hat ihr Reisefieber wieder) und dass ungefähr jede Woche eine Party der Subkultur "Freiwilligenschar" stattfindet, dank der Nichtgröße Lettlands kann man sich sehr einfach besuchen;
18. dass Lettland so groß ist wie die Niederlande und weniger Einwohner als Berlin hat;
19. dass das lettische Postsystem reibungslos funktioniert und sehr vertrauenswürdig ist,
(trotz erstaunlicher Seltenheit von verschlossenen und tadellosen Briefkästen), denn man muss seinen Reisepass zeigen, bevor man Pakete erhält;
20. dass allein zu leben auch seine Vorteile hat und ich die Ruhe nach einem abwechslungsreichen Wochenende wirklich genieße;
21. dass Eigeninitiative auf der Arbeit ungemein ermüdend, aber später auch erfüllend sein kann;
22. dass ich manchmal ein wenig neidisch auf Freiwillige in großen, coolen, studentischen Städten bin, die voll mit Kunst und Kultur sind (hätte ich nicht gedacht, dass ich Neid empfinden kann…);
23. dass Lettland schön und es richtig ist, dass ich hier bin!
Wie ihr merkt, geht es mir gerade wieder gut. Ich habe mich langsam eingemümmelt in mein Leben hier und nutze jetzt immer die Woche, um mich auf meine Arbeit, meine Hobbies in spe (Aerobic, Folktanz, Joggen, Schreiben, Unis-suchen, Lesen, kochen, ein Glas Wein mit Vita trinken, mit meiner Chefin Essen gehen, meine Bude nach meinen Belieben gestalten) zu konzentrieren und am Wochenende zu verreisen.
Meine Erlebnisse und mein Wochenende beschreibe ich im nächsten Eintrag, damit es etwas kurzweiliger für euch wird…
Visu labu,
Jule
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