Derry/Londonderry
Die Stadt mit Bindestrich
Nordirlands zweitgrößte Stadt Derry (oder Londonderry) am Südende des River Foyle liegt dicht an der Grenze zur Republik Ulster.
Die Bezeichnung der „City of Londonderry“ wurde im 17. Jahrhundert kreiert. Die galt als Anerkennung der Spenden einiger Londoner Handelsorganisationen, die zum Aufbau der neuen Stadtbefestigung beigetragen hatten. Schon damals verstanden viele Bewohner diese Namensgebung nicht, da der Name „Derry“ ein irisch-gälischer Name war und viele den Zusatz „ London-„ nicht verstanden.
Vor dem Nordirlandkonflikt der 1960er Jahre beinhaltete der Gebrauch von Derry oder Londonderry noch keine politische Stellungnahme.
Seit dem bekam die Namensverwendung Derrys oder Londonderrys eine tragende Bedeutung. Auf protestantischer Seite, welche straken Bezug zu Großbritannien hat, blieb der Name „Londonderry“ bestanden und wird auch heute noch gebraucht.
Die irischstämmigen, nationalistischen Einwohner, welche meist Katholiken sind, bezeichnen die Stadt ausschließlich als „Derry“.
Seit den „Troubles“ der 60er Jahre, besteht besonders in den Medien ein Problem bezüglich der Namensgebung, wenn Neutralität gewahrt werden soll. Viele Nachrichtensprecher verwenden seitdem konsequent einen Schräg-oder Bindestrich, wenn sie sich mit der Stadt auseinander setzen.
Gesprochen heißt das im Englischen dann „Derry-Stroke-Londonderry“, weshalb sich im Alltag seitdem häufig auch die etwas sarkastische Bezeichnung „Stoke“ für die Stadt durchgesetzt hat.
Nicht nur in Bezug auf den Namen war die Stadt lange Zeit gespalten. Auch die politischen Konflikte zwischen verschiedenen Teilen der Stadt, prägten lange den Alltag.
Seit dem Jahr 1998 allerdings hat sich Derry/Londonderry allerdings für Frieden eingesetzt. Nach dem Friedensabkommen Nordirlands ist die Stadtverwaltung dabei Brücken zu bauen, um den Osten der Stadt mit dem Stadtzentrum zu verbinden. Dies schien, auf Grund der politischen Konflikte noch zehn Jahre zuvor undenkbar. Lange Zeit wurden in einem Teil der Stadt irische, im anderen britische Flaggen gehisst.
Nun besteht seit einigen Jahren die sogenannte „Peace Bridge“, die Friedensbrücke, welche den abschließenden Schritt in Richtung vereinigter Stadt getan haben soll.
So ist die Stadt in den vergangen Jahren immer mehr zusammen gewachsen. Dazu beigetragen hat mit Sicherheit auch der erwähnte Bindestrich, der beide politischen Einstellungen symbolisch verbindet und es ihnen möglich macht friedlich Seite an Seite zu existieren.
Erster Erfolg dieser Vereinigung war der Titel „UK City Of Culture“, den Derry/Londonderry als erste britische Kulturstadt tragen durfte.
Dies förderte nicht nur das weitere Zusammenwachsen der beiden Seiten, sondern auch den Tourismus der Stadt.
Trotzdem wird an die lange Zeit der Konflikte erinnert.
Die Stadtverwaltung hat vor einigen Jahren ein Museum eingerichtet, in ehemaligen Schauplätzen politischer Auseinandersetzungen, im Glenfada Park. „Unsere Absicht ist es, die Geschichte unserer Gemeinschaft aus unserer Sicht zu erzählen“, sagt Museumsdirektor Adrian Kerr. „Die Ereignisse, die wir hier abdecken sind weltberühmt – aber sie wurden bislang meist nur aus einer offiziellen Sichtweise erzählt.“
So ist es Touristen nun möglich die außergewöhnliche Geschichte der Stadt nachzuvollziehen.