Der Versuch eines Berichts! :-)
Nimloth kann kaum in Worte fassen wie sie sich fühlt. Vielleicht so: „Irgendwie fegt ein Sturm durch mein Leben, seit ich in England bin.“
…wie kann es eigentlich sein, dass ich mich Ewigkeiten nicht zu einem neuen Eintrag durchgerungen habe und es mir trotzdem vorkommt, als sei es nur ein paar Tage her? Das alte Dilemma zwischen Millionen von Erlebnissen, die meine Zeit in Bath voll stopfen und der Tatsache, dass man doch irgendwie… eigentlich… erst gestern hier angekommen ist. Ich weiß nie, wie ich mich ausdrücken soll, wenn ich über mein Leben hier berichten will. Es passiert so viel. Um mich herum und in mir drin – mein Kopf platzt, wenn ich versuche, alles zu reflektieren.
Eins ist auf jeden Fall klar: "Your time here is gonna have ups and downs." hatte mir meine Tutorin prophezeit und natürlich Recht behalten. Zwischendurch habe ich mich wirklich gefragt, wozu ich mir das hier alles antue. Alles ist viel krasser und intensiver als zu Hause. Die Tiefen (wenn mich mal wieder eine dieser Heimwehwellen packt, grr) – aber Gott sei Dank auch die Höhen. Und all diese fantastischen, grandiosen, lustigen Erlebnisse gibt es hier irgendwie am laufenden Band und entschädigen mich für alles, was mal weniger gut ist. Vielleicht die wichtigste Sache, die ich bisher gelernt: Es wird wirklich alles wieder gut!
Irgendwie fegt ein Sturm durch mein Leben, seit ich in England bin und dauernd mache ich irgendwelches Zeug, von dem ich vor einigen Monaten nicht mal geträumt habe und von dem ich nie gedacht hätte, dass es mir passieren könnte. Allein die Tatsache, dass fast alle unserer "fun nights out" unerwartete Wendungen nehmen – man lernt zum Beispiel Leute kennen, mit denen man sich anfreunden kann, man geht mit Australiern clubben und bekommt von einem Hooligan eine Faust ins Gesicht geschlagen (da bin ich etwas sarkastisch, eigentlich stand ich ziemlich unter Schock), man wird von fremden Jungs zum Billard spielen eingeladen, man will um 11 ins Bett und geht dann doch erst um fünf Uhr morgens…
Oder zu Hause habe ich wirklich nie Alkohol getrunken und ich weiß nicht, was England mit mir macht (könnte es die Tatsache sein, dass die Institution Pub eine zentrale Rolle in unser aller Leben spielt? ;) ), aber hier war ich das erste Mal in meinem Leben betrunken und es hat mich nicht einmal gestört. Oder ich habe mich Hals über Kopf verliebt – nur ist das innerhalb von wenigen Tagen dank des Typen von einem absoluten Hoch in ein absolutes Tief gestürzt... (noch ein bisschen Sarkasmus ;-) ).
Auch im Projekt und in unserer Flat steht nichts still – immer, wenn ich denke, dass sich ein bisschen Routine einstellt, machen mir meine Kids garantiert einen Strich durch die Rechnung. :-) Wir hatten ein paar schwierige Tage in unserem After School Club, weil einige der Jungs die ganze Bande zum Ausflippen angestachelt haben, aber ich denke, wir werden damit zurecht kommen. In der Nursery werde ich ab der nächsten Woche im Rota mit eingeteilt, das bedeutet wir übernehmen teilweise die gleichen Aufgaben wie der richtige Staff, also Storytime oder Lunch vorbereiten. Meine erste Mitbewohnerin (die im Dezember nach Hause fährt, das wird so schrecklich!) haben Laura und Jill, beide aus Deutschland, dazu bekommen und wir sind wirklich so eine typische Mädels-WG… haben eine Reihe attraktiver Männer in unserem Flur in Posterform aufgehängt :-p und kümmern uns immer umeinander.
Heute war ich bei fantastisch klarem Herbstwetter im Park spazieren, habe Herbstmusik gehört (Ryan Adams und The Promise Ring), Blätter aufgesammelt, an den August gedacht, als ich hier im Hochsommer angekommen bin… ach, ich weiß nicht, es ist so gut, die Zeit vergehen zu sehen, seasons are changing und ich bin in einer der tollsten Städte der Welt und bin glücklich.
Anne