Der siebte Monat - schokoladig, frühlingshaft, divers
Verschiedene Tagesausflüge, eine Liebeserklärung an Amsterdam und wie ich Schokoladentiere sah
Hallo Leute!
Ich weiß ja nicht, ob es euch aufgefallen ist, aber ich bin in nur 2 Monaten schon wieder zu Hause.
Einerseits freue ich mich, euch wiederzusehen. Andererseits erlebe und erfahre ich hier so viele Dinge, dass ich diesen Lebensstil nicht gern verlasse. Ich habe mich sehr an meinen entspannten Alltag gewöhnt und möchte mich äußerst ungern davon losreißen.
Außerdem wird es sehr komisch sein, nach so langer Zeit wieder nach Hause zu kommen. Genauso wie ich mich verändert habe, hat sich mein Leben zu Hause und auch ihr verändert. Ich komme nicht mehr in das selbe Gießen zurück, welches ich verlassen habe.
Aber ich freue mich schon sehr auf diesen Sommer und habe bereits alles mögliche geplant, um ihn voll auszunutzen.
Jetzt aber erstmal zu dem, was sich im letzten Monat bei mir ereignet hat.
Am ersten Märzwochenende haben Klara und ich beschlossen einen Ausflug zu machen. Da wir schon einiges von einer netten Kleinstadt namens Dinant gehört haben, beschlossen wir dorthin zu fahren.
Wie sich anschließend herausstellte, war das eine sehr gute Idee und das Wetter hat ebenfalls gestimmt.
In Dinant gibt es auch eine Zitadelle, die aber wesentlich höher ist, als unsere in Namur. Es war sehr anstrengend da hoch zu laufen, aber der Ausblick hat sich gelohnt und es gab dort auch ein Museum über den Angriff im ersten Weltkrieg zu besichtigen. Nach dem Abstieg sind wir am Fluss entlanggelaufen und haben uns die Innenstadt angesehen. Adolphe Sax, der Erfinder des Saxophons wurde dort geboren und wir sind an seinem Haus vorbeigegangen. Außerdem gibt es in Dinant auch eine Brücke mit sehr vielen bunten Saxophonen, die von verschiedenen Ländern der EU gestiftet wurden.
Danach habe wir uns das Mahnmal für die Attacke auf Dinant angesehen und ein Café aufgesucht.
In der Woche darauf, war ich krank und habe dementsprechend nicht viel unternommen. Wir sind nur zum Weltfrauentag nach Brüssel gefahren, waren dort ein bisschen in der Stadt und haben uns eine coole Veranstaltung dazu angesehen.
Glücklicherweise sind wir in der darauffolgenden Woche zum ersten Mal in diesem Jahr in den Urlaub gefahren. Dann hieß es : "Komm wir fahren nach Amsterdam!"
Als wir dort angekommen sind, haben wir uns erst einmal den Blumenmarkt angesehen und sind schonmal eine Runde durch die Stadt gelaufen. Abends waren wir dann etwas trinken und ich habe mir ein kleines Bier bestellt. Im Endeffekt war das Glas dann 0,16 ml groß. Weil ich mich so sehr darüber amüsiert habe, hat der Barkeeper mir am Ende das Glas geschenkt.
Nach einem Spaziergang über die Kanäle auf dem Rückweg zu unserem Hotel, haben wir entdeckt, dass unsere Toilette sich in der Dusche befand. Immer wenn man geduscht hat, wurde das ganze Bad nass. Ansonsten war das Hotel günstig und in Ordnung.
Am zweiten Tag haben wir eine kostenlose Stadtführung mitgemacht. Die ging über 2 Stunden und war wider Erwarten wirklich gut. Der Guide hat ausreichend informiert, aber nicht zu viele, lanweilige Details genannt und lustige Anekdoten erzählt. Nach der Stadtführung haben wir eine Bootsfahrt auf den Kanälen unternommen. Das war sehr schön und man hat die Stadt aus einer anderen Perspektive erlebt.
Zwischendurch haben wir am Kanal zu Mittag gegessen und uns das Haus angesehen, in dem Anne Frank gewohnt hat. Danach sind wir zum I Amsterdam Schild gelaufen. Am Abend des zweiten Tages haben wir uns das Rotlichtviertel angesehen und sind dort in eine Bar gegangen. Anschließen waren wir noch feiern.
Am nächsten Morgen sind wir über den Albert Cuyp Markt geschlendert (und haben dabei eine frische Stroopwaffel gegessen). Weil das Wetter gut war, haben wir dann beschlossen zum Hafen zu laufen und uns diese Ecke von Amsterdam näher anzuschauen.
Als wir vom Hafen zurückkamen haben wir das Rijksmuseum besucht, wo unter anderem Rembrandt und Van Gogh ausgestellt sind. Zu diesem Zeitpunkt gab es eine Sonderausstellung zum Thema "High Society" mit Portraits von Adeligen aus ganz Europa. Das war wirklich cool.
Nachdem wir die Kunst bewundert hatten, sind wir zurück zum Hotel gelaufen, weil unsere Füße wehtaten und haben abends dann indisch gegessen.
Am Morgen des letzten Tages waren wir erst sehr sehr lecker in einem Hipstercafé Pfannkuchen frühstücken und haben uns anschließend das Museum für moderne Kunst (Stedeljikmuseum) angesehen. Dort hingen Werke von Keith Haring und vielen expressionistischen Künstlern und man konnte die Entwicklung der moderen Kunst bis heute verfolgen.
Insgesamt haben wir in Amsterdam sehr viel Käse gegessen, sehr viel Spaß gehabt und uns viel angesehen. Amsterdam ist eine wunderschöne Stadt, die ein ganz besonderes Flair hat und in der ich mich sehr frei und äußerst sicher gefühlt habe.
Direkt am nächsten Tag haben wir uns auf den Weg nach Durbuy (der kleinsten Stadt der Welt) begeben. Es war zwar etwas schwer zu erreichen, aber wir haben auch diese Herausforderung gemeistert. Dort gab es eine Ausstellung von lebensgroßen Tieren, die aus Schokolade gemacht waren. Es war beeindruckend zu sehen, wie lebensecht die Tiere aussahen und dass sie nicht geschmolzen sind. Außerdem konnte man auch Schokolade und Macarons probieren. Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben Schokochampagner und Schokobier getrunken, wobei letzteres nicht wirklich appetitlich war und ersterer astronomisch teuer.
Nach der Schokoladenausstellung sind unsere Freunde mit nach Namur gekommen und wir haben ihnen die Stadt gezeigt und waren noch in der Piano Bar.
Am Wochenende vor Ostern hatte ich dann zum zweiten Mal Besuch von meinen Eltern. Wir waren im Maison des Desserts, beim Italiener und sind am Sonntag nach Mons gefahren. In Mons gibt es einen schönen "grand place" und glücklicherweise an diesem Tag sowohl einen Schokoladenmarkt (mit Probiermöglichkeiten) als auch einen günstigen Blumenmarkt mit vielen frischen Blumen. Es war sehr warm und man hat wirklich gemerkt, dass der Winter zu Ende geht. Nachdem wir über die Märkte geschlendert waren, sind wir auf den barocken Belfried gestiegen und haben uns das Glockenwerk angesehen und bei guter Musik den Ausblick auf die Stadt genossen. Meine Eltern haben in einem netten B&B gewohnt, dessen Gastwirt sehr gastfreundlich war.
Am Osterwochenende war ich dann allein in Namur, weil Klara nach Hause gefahren ist. Natürlich bin ich aber nicht dort geblieben. Stattdessen habe ich mit Martina einen Ausflug nach Louvain gemacht. Dort wurde ich gleich von mehreren traditionell gekleideten Gruppen empfangen, die Musik gemacht, getanzt oder gesungen haben (oder alles gleichzeitig). Dabei waren nicht nur belgische Gruppen, sondern auch türkische und eine kroatische Tanzgruppe. Das war sehr unerwartet und eine gute Überraschung.
In Louvain gibt es ein beeindruckendes gotisches Rathaus, was wirklich einzigartig ist. In dieser Studentenstadt ist die Mischung aus modern und historisch wirklich gelungen. Nachdem wir uns das Rathaus angesehen haben, sind wir zu einem Aussichtspunkt gelaufen und haben die Sonne genossen. Danach haben wir uns mit etwas zu essen in den botanischen Garten gesetzt.
Auch herausragend war der Begijnhof. Das ist eine geschlossene Gemeinschaft, wo früher einmal Nonnen gelebt haben und im Prinzip ihre in sich abgeschlossene Stadt hatten. Solche Höfe gibt es an verschiedenen Orten in Europa. Der Begijnhof in Louvain wird heute von Studenten bewohnt und ist der größte seiner Art.
Zwischen den süßen Backsteinhäusern durchzulaufen und sich ein bisschen in dieser Mini-Stadt zu verirren, hat Spaß gemacht.
Am Ostersonntag habe ich bei Mathilde in Louvain-la-Neuve übernachtet. Am Abend haben wir Pizza bestellt, uns Salat gemacht und noch lange geschwätzt. Ostermontag haben wir dann eingekauft und wir wurden zu einem Freund von Mathilde mitgenommen, bei dem sie eingeladen war. Der hat freundlicherweise für uns gekocht und uns seine interessante Lebensgeschichte erzählt.Er ist als Flüchtling nach Belgien gekommen. Wir haben uns über Politik und viele andere Sachen unterhalten und dabei gegessen, bis wir nicht mehr konnten.
Ich glaube ich sollte auch noch ein bisschen über die Arbeit erzählen. Die vergisst man so leicht, bei den ganzen Unternehmungen. Also im Moment läuft alles gut. Wir haben eine neue Bewohnerin, die zwar sehr nervig ist, aber lieb. Nachdem sich die meisten Bewohner wieder erholt hatten, ist leider eine andere Bewohnerin krank geworden. In ihrem Zimmer war dann erst einmal Quarantäne, weil sie Staphylokokken hatte und sich keiner anstecken wollte. Zum Glück ist das auch nicht passiert. Mittlerweile besteht keine konkrete Ansteckungsgefahr mehr.
Die Rentner, die dort als Freiwillige aushelfen nehmen sich manchmal etwas zu wichtig und mischen sich ab und zu unangebracht ein, aber es gibt auch einige, die wirklich zielführend helfen. Diese sind wirklich sehr lieb und machen einen signifikanten Unterschied für die Bewohner.
Meistens machen wir wirklich schöne Sachen mit den Bewohnern und man merkt, dass sie sich vollständig an uns gewöhnt haben und eine Bindung entwickelt haben. Die meisten sind wirklich sehr süß und machen einem ständig Komplimente und freuen sich, dass man da ist. Allerdings ist es bei manchen auch erschreckend zu beobachten, wie schnell sich die Demenz verschlimmert und die Veränderung der Menschen mitzuerleben.
Damit wären wir dann auch am Ende angelangt. Ich stelle immer wieder fest, wie schnell die Zeit hier vergeht. Die sieben Monate kommen mir teilweise sehr kurz vor, aber von meiner persönlichen Entwicklung her ist der September eine Ewigkeit her. Gerade die letzten Monate gingen viel zu schnell um und ich habe das Gefühl, dass mir die Zeit durch die Finger rinnt. Jeder Monat vergeht schneller und plötzlich stehe ich nahezu vor dem Ende dieser wunderbaren Zeit.
Ich hoffe, meine Erzählungen gefallen euch immer noch und ihr habt Spaß beim Lesen.
Sonnige Grüße aus Namur,
Eure Leila