Der Pass ist der edelste Teil von einem Menschen

Viermal. Viermal musste ich nach Berlin, in die chinesische Botschaft, meinen Pass abgeben und abholen, Angaben machen, Flugtickets vorzeigen - Und das alles zusätzlich zu Telefonaten, Emails und Online-Formulare! Gerade da ich noch nicht so häufig mit schwierigen Visa-Bestimmungen zu tun hatte, brachte mich das ganze Prozedere ziemlich aus der Bahn und machte mich ziemlich hilfslos. Doch während ich mich in meinen Ärger reinsteigerte, wurde mr plötzlich bewusst, welches Privileg ich eigentlich besitze, damit, dass Visa-Anträge und deren Schwierigkeiten für mich die absolute Seltenheiten sind. 

Der Paß ist der edelste Teil von einem Menschen. Er kommt auch nicht auf so einfache Weise zustand wie ein Mensch. Ein Mensch kann überall zustandkommen, auf die leichtsinnigste Art und ohne gescheiten Grund, aber ein Paß niemals.

Schließlich leben wir in der Europäischen Union, einem einzigartigen Staatenbund, welcher seine (inneren) Grenzen abbaute. Noch unsere Eltern mussten, um in den Urlaub zu fahren, Grenzposten passieren, Geld wechseln und Gepäck kontrollieren lassen. Das ist eine unglaubliche Errungenschaft, doch darf auch nicht vergessen werden, dass für diese Entwicklung die Außengrenzen der EU deutlich verstärkt werden mussten - Reisefreiheit gilt nur für Staatsbürger. Und Staaten sind es, die die Einreise einschränken, die kontrollieren wollen, wer sich im Land aufhält und für welchen Zweck. An sich völlig legitim, aber mit Einreisebeschränkungen werden ganze Menschengruppe kategorisch ausgeschlossen, aufgrund ihrer Ethnie, ihrer Region (Trumps Muslim Ban) oder ihrer Armut. Tatsächlich können sich viele Menschen nicht einmal einen Reisepass oder ein Visum leisten - Oder sie sind nicht mal Staatsbürger in ihrer Heimat. 

Dafür wird er auch anerkannt, wenn er gut ist, während ein Mensch noch so gut sein kann und doch nicht anerkannt wird.

Grenzen an sich sind absurde, menschliche Konstrukte, teilweise mit dem Lineal gezogen. Und doch bestimmen sie die Lebensumstände enorm, schon auf der anderen Seite einer Stadt geboren zu sein kann alles verändern. Es scheint fast, als wäre diese Umstande, die Staatsbürgerschaft, wertvoller als der Mensch an sich. 

Man kann sagen, der Mensch ist nur der mechanische Halter eines Passes. Der Paß wird ihm in die Brusttasche gesteckt, wie die Aktienpakete in das Safe gesteckt werden, das an und für sich keinen Wert hat, aber Wertgegenstände enthält.

Ich habe bereits sehr viele Grenzen überschritten, und jedes Mal hatte ich ein mulmiges Gefühl. Man nie wissen, wie es hinter den Mauern aussieht, was mich beunruhigt. Trotzdem ist es absolut notwendig, dass wir diese Erlebnisse erfahren, denn je weiter man reist, desto ähnlicher wird sich die Welt. Man sieht im Fremdem das Menschliche, man begegnet Neuem und Vertrautem und fühlt sich überall zuhause. Und auch wenn man lieber Zuhause in seiner Heimat bleibt: Jede*r sollte die Freiheit zur Entscheidung haben. 

Nach den Auszügen von Berthold Brechts Flüchtlingsgesprächen (https://www.zeit.de/1961/03/fluechtlingsgespraeche ) und meinen Gedanken dazu, hier noch ein paar praktische Tipps zum Visumsantrag: 

• Erkundige dich frühzeitig (min.3 Monate vor Antritt der Reise) bei der zuständigen Botschaft bezüglich der Visabestimmungen und den Fristen für die Beantragung eines Visas ( Vorsicht: Auf vielen Internetseiten stehen Angaben, die veraltet/falsch sein können - Lieber einmal vorher anrufen!)
• Den Visumsantrag vollständig abgeben, bestenfalls mit vielen genauen Angaben zum Aufenthalt und zu den Flügen (Tipp: Vielerorts kann man Hotels/Hostels kostenlos reservieren und dann auch wieder kostenlos stornieren lassen, diese Angaben unterstützen deine Glaubwürdigkeit und sind manchmal auch notwendig!)
• Solltest du dich bereits längere Zeit in Ausland aufgehalten haben und das in deinem Pass erkennbar, halte Dokumente bereit, die diese Aufenthalte belegen (zB Freiwilligendienstbescheinigung) 
• Erkundige dich auch, ob du ein Transit-Visum für deinen Flug benötigst (USA)
• Es gibt immer verschiedene Visa-Typen, wobei ein Touristenvisum meist am einfachsten zu beantragen ist (aber auch meistens nur drei Monate Gültigkeit besitzt) 
• Bring viel Geduld und Geld mit :D 

Weitere landesspezifische Hinweise findet ihr hier: https://www.urlaubsguru.de/reisemagazin/visum-beantragen/ und allgemein immer auf der Seite des Auswärtigen Amts :)