Der erste Reverse-Kulturschock
Hausi38 erlebt ihren ersten umgedrehten Kulturschock, als sie in Indonesien auf einen Deutschen trifft. Erst da merkt sie, wie sehr sie sich eigentlich schon den Bräuchen des Landes angepasst hat.
Heute nur ganz kurz aus dem immer noch so heißen Indonesien. Mittlerweile hab ich mich an die 28°C nachts gewöhnt und kann auch nachts mehr als zwei Stunden schlafen.
Was mir heute allerdings passiert ist, ist schon merkwürdig gewesen. Das war wohl der erste Reverse-Kulturschock, den ich erlebt habe und ich bereite mich schon jetzt ein bisschen seelisch darauf vor, dass mich noch viel mehr davon treffen wird, wenn ich wieder in Deutschland bin, was übrigens Anfang Februar sein wird.
Ich habe heute einen deutschen Professor getroffen, der seit knapp zehn Tagen in Indonesien ist um hier irgendwelche Forschungen zu betreiben. Wir wurden einander nur kurz vorgestellt. Ich drückte ihm die Hand und sagte frischfröhlich "Guten Tag, ich bin Julia!" Der gute Mann sagte nur "Guten Tag, ich bin Professor Dr. Wackerheim." Und guckte mich dabei ein bisschen vergattert und entsetzt an. Diesen Blick hab ich sofort bemerkt, konnte ihn aber im ersten Moment nicht einordnen. Ich dachte mir, naja, so sind eben die Deutschen und schwang mich in der Mittagshitze auf mein Rad.
Nach knapp zehn Metern wurde mir auch klar, warum der gute Mann mich so angesehen haben muss. Es muss meine Vorstellung gewesen sein. In Indonesien stellen sich alle nur mit dem Vornamen vor, der Familienname oder der Titel werden fast nie genannt. Und so hab ich mich als "die Julia" vorgestellt anstatt zu sagen "Frau Haußmann" oder "Julia Haußmann"... und da war er ein bisschen verdattert.
Sehr lustig, aber es hat mir gezeigt, wie sehr ich mich hier schon angepasst habe, ohne es eigentlich zu merken, und wie viele Dinge für mich normal geworden sind, ohne dass ich sie hinterfrage. Natürlich nerven mich ab und an immer noch die Leute, die mich anstarren, als wäre ich die Riesencobra die gerade aus dem Zoo ausgebüchst ist, aber mittlerweile starre ich zurück und drehe den Spieß um. Dann lächeln die meisten kurz und gucken weg und ich habe meine Ruhe.
Das ist mittlerweile normal geworden und ich kann mir gut vorstellen, dass das "Gestarre" in meinen Erinnerungen, wenn ich erstmal wieder in Deutschland bin, zu einem "freundlichen Gegucke" wird, was ich sehr vermissen werde. Reverse-Kulturschock ich komme! Und ich freu mich wirklich nicht drauf, denn die letzten Male waren nicht schön.
In diesem Sinne, bis bald – in Deutschland.
Julia