Das Geheimnis der Schrift
Die japanischen Schriftzeichen sind eine Sache für sich: Im Westen exotisches Dekoelement, in Japan banale Gebrauchsschrift. Dass diese aber nicht immer leicht zu lesen ist, weiß eva_o aus eigener Erfahrung...
Wer es gewohnt ist, in Europa zu reisen, erlebt in Japan zu ersten Mal, was es heißt, nichts zu verstehen. Nicht einmal an die Straßentafeln oder die Pläne der U-Bahn kann man sich halten. Die Schriftzeichen sehen zwar unglaublich spannend und ästhetisch aus, lassen uns aber nicht all zu viel verstehen.
In Großstädten wird neuerdings immer auch auf Englisch übersetzt, trotzdem sind sie überall. Was für uns als schöne Verzierung oder geheimnisvolles Geschnörkel gilt, ist hier Alltag.
Allein schon der Ausflug in den Supermarkt ist ein Erlebnis wert. Milchpackungen, die vom Design her eigentlich den unseren gleichen, sehen abenteuerlich und super interessant aus. Doch die tollen Zeichen heißen lediglich "Vollmilch" oder etwas ganz Unspektakuläres.
Ebenso die Zeitung. Für uns sieht sie aus wie eine vielseitige Geheimbotschaft, obwohl die selben News wie bei uns drinstehen.
Doch bei genauerem Hinschauen fällt einem etwas auf: Bücher werden zwar immer von hinten nach vorne gelesen, geschrieben wird aber manchmal von links nach rechts und manchmal von oben nach unten. Ein wichtiger Hinweis? Nein überhaupt nicht. Ursprünglich wurde immer von oben nach unten geschrieben, aber mit der Modernisierung hat sich auch die westliche Art eingebürgert.
So ist mehr oder weniger frei wählbar, wie geschrieben werden will. Oft werden zum Beispiel Zeitungen und Magazine horizontal verfasst. Damit ist aber noch nicht das ganze Geheimnis der japanischen Schrift gelöst, denn bei noch genauerem Beobachten sind markante Unterschiede zwischen gewissen Zeichen zu erkennen.
Wie vieles ist auch die Schrift Japans von China geprägt. Aber wer glaubt, die zwei seien identisch, liegt falsch. Die japanische Schrift besteht aus drei verschiedenen Schriften: dem Kanji, das lediglich die chinesischen Zeichen sind und das somit eine Symbolschrift ist und vor allem für Nomen verwendet wird; dem Hiragana, einer Art Silbenschrift, die für alles Restliche verwendet wird; und dem Datakana, das eine Silbenschrift für Fremdsprachen ist.
So kann man sich vorstellen, das allein das Erlernen dieses Codesystems eine lange Fleißarbeit ist und ebenfalls Japanern nicht einfach selbstverständlich mit in die Wiege gelegt wird. Schon im frühen Alter muss also begonnen werden, und schon um eine normale Zeitung lesen zu können, ist eine enorme Anzahl von Schriftzeichen nötig.
Die geheimnisvolle Schrift ist also wirklich unglaublich schön, aber sie verstehen zu können muss verdient sein. Bleibt nur noch die Frage, ob ein so kompliziertes System auch sinnvoll ist, denn ein Japaner kann nicht unbedingt eine chinesische Zeitung lesen, trotz ähnlicher Schrift.