Dansforum
Internationaler Besuch beschert Janna wundervolle Tage. Wehmut lässt einige Tränen kullern. Aber schön, dass es dann Menschen gibt, die ihr beim Trocknen der Tränen helfen.
Ich bin traurig! Eine wundervolle Woche ging am Sonntag zu Ende…
Letzten Samstag holte ich mit Nickie und Vale drei Tanzgruppen aus Luxemburg, Berlin (meine!) und Paris ab. Das Ganze fing damit an, dass von zwölf erwarteten Parisern nur vier in Schweden ankamen und diese seit dem dritten Morgen spurlos verschwunden waren… Sehr merkwürdig, aber naja.
Auf der Fahrt in den Norden sahen Nadja (meine Tanzlehrerin) und einige andere am Straßenrand einen Elch stehen! Wie ungerecht – ich bin nun schon fast neun Monate hier und habe noch nie einen Elch in freier Natur gesehen… da kommen die daher und sehen nach einer halben Stunde Schweden einen da stehen. Das Witzige aber war dann, dass ich mich mit nem Freund gerade über Nadja unterhielt – wir schwärmten so zu sagen von ihr… Ich meinte irgendwie so was wie „Ich könnte ihr stundenlang zusehen beim Tanzen, sie hat einfach solch eine tolle Ausstrahlung!“ Da dreht sich Nadja um und meint: „Du kannst es einfach nicht fassen, ne?“ Sie war noch beim Elch, aber es hat zu gut gepasst! :-)
Abends waren wir dann noch alle in der Jugendherberge – die ist echt super süß! Es war wohl angeblich so, dass Ende der 60er Jahre sich ein paar Hippies zusammentaten, hier in der Pampa gemeinsam zu leben. Nach und nach sind sie aber dann doch dem bürgerlichen Leben übergetreten, zogen fort und gründeten Familien. Nur eine blieb an Ort und Stelle und gründete aus der ehemaligen WG die Jugendherberge. Liebevoll eingerichtet, köstliches Essen und nette Atmosphäre.
Sonntags und montags hatten wir dann einen House-Workshop. Ist an sich überhaupt nicht meine Musikrichtung, hat aber trotzdem Spaß gemacht, weil es einfach mal was ganz anderes war. Nachmittags waren wir am See in Viksjöfors. Und zwar an einem für mich neuen See - schade, dass wir ihn nicht schon früher entdeckt haben. Ist eine kleine Idylle mit Sandstrand und in der Mitte einer kleinen Insel.
Am Mittwoch machten wir eine Kanutour auf dem Vinströmmen. Wir hatten zwei große Kanus für jeweils 15 Leute. Das Problem war, dass der Wasserstand der Gewässer zurzeit einen Meter unter dem gewöhnlichen Wert liegt, da es nicht allzu viel Schnee im Winter gab. Dadurch gab es viele Felsen und Baumstämme, die aus dem Wasser ragten oder sich kurz unter der Oberfläche verbargen… Kkrrrrrtsch… da saßen wir auch schon wieder auf ’nem Felsen fest!
War echt nicht ganz ohne und wir hatten Schiss um das Boot, denn an einer Stelle war bereits ein winziges Wasserloch entstanden… Schließlich kamen wir dann aber glücklich ans Ziel und wurden unter anderem mit heißer Sauna empfangen.
An dem Tag kamen am Stockholmer Flughafen vier Afrikaner an, wovon jedoch nur drei hier in Edsbyn ankamen – einer war am Flughafen geflüchtet, weil er vermutlich in Schweden bleiben möchte! Krass, jetzt muss er versuchen, innerhalb seines 12-Tage-Visums Asyl zu erhalten, ansonsten darf er auf keinen Fall bleiben.
Abends waren wir dann noch in unserem einzigen Club (in Bollnäs). Es machte Spaß, mit allen zusammen einfach abzutanzen… da ist es dann auch nicht so schlimm, dass die Musik dort nicht gerade der Hit ist. Es war einfach super, weil alle miteinander gespielt haben beim Tanzen.
Zwischendurch gab es leider öfter Stress mit der Eieruhr. Es war einfach alles so unorganisiert und nicht gut miteinander abgesprochen. Alle fragten uns dann natürlich immer, und wir wussten oft leider auch nicht mehr als sie. Ich will hier jetzt aber lieber nicht genauer darauf eingehen – ich denke, dass alle, die dabei waren, sich ihren Teil dazu denken können, und ansonsten erzähle ich das dann lieber mal direkt.
Ansonsten hatten wir unter anderem noch zwei Workshops bei Nadja, die natürlich wieder großen Spaß machten. Bis auf zweimal schlief ich jede Nacht bei den anderen in der JH. Abends waren wir dann oft noch lange draußen, unterhielten uns stundenlang über Gott und die Welt. Und im Zimmer probierten wir verschiedene Bettkonstellationen aus, was sehr witzig war. Nachts wird es hier jetzt gar nicht mehr richtig dunkel – um halb eins ist es immer noch ziemlich hell und um eins wird es schon wieder heller! Echt krass!
Samstag war dann mit dem Dansforum der Höhepunkt und Abschluss der Woche. Viele, viele Tanzgruppen aus allen möglichen Ländern der Welt und ganz Schweden kamen in Viksjöfors zusammen und tanzten den ganzen Tag über draußen auf der Bühne. Dort war dieser typische schwarze Gummitanzboden ausgelegt und Vale meinte vorher schon, ob das nicht heiß sei.
Meine schwedische Tanzgruppe war die erste Gruppe, die barfuss tanzte… und stellt Euch vor, es war wie auf heißen Herdplatten! Das war echt krass! Ich habe beim Tanzen manchmal echt aufschreien müssen, weil es so heiß war. Wie blöd, dass wir es nicht abbrachen – auf die Idee kamen wir nicht. Die Folge war dann jedenfalls, dass wir alle verbrannte Füße hatten – richtige Brandblasen bildeten sich sofort, das war echt krass!
Es tat so weh, dass ich danach dann nicht mehr mittanzte, obwohl ich den Tag über eigentlich noch acht Aufführungen gehabt hätte - wie schade! Alle folgenden Gruppen durften dann jedenfalls nur noch mit Strümpfen oder besser noch Schuhen tanzen.
Als die deutsche Tanzgruppe noch mal einen Teil ihres Stückes „Schwan oder Mensch“ zeigte, musste ich plötzlich total weinen. Sie trösteten mich alle sehr nett, das tat gut! Ich war so traurig, dass sie mich am nächsten Morgen schon wieder verlassen würden. Es war einfach so eine intensive und wundervolle Woche mit ihnen! Nie habe ich hier in Schweden so viel gelacht und so viele tolle Gespräche geführt wie während dieser Woche! Und jetzt ist mir wieder bewusst geworden, wie sehr mir das gefehlt hat! Hier in Schweden ist halt alles ziemlich oberflächlich. :-(
Die Gruppe ist einfach einzigartig – so was von harmonisch und eng, das ist unglaublich schön und ich fühlte mich sehr wohl und geborgen bei ihnen!
Abends hatten wir zum Abschluss des Tanzfestivals noch ein Essen in einem Haus, nicht weit von einem See. Später lief ich alleine hinunter zum Wasser, die Abendstimmung war gerade so schön und ich wollte kurz die Ruhe am Wasser genießen. Nach ein paar Minuten kam meine ganze Tanzgruppe hinterher, um mich noch zu verabschieden. Ich musste wieder weinen, sie schrieben mir einfach wundervolle Worte. Ach, ich hoffe einfach so sehr, dass ich in Berlin bleiben kann! So gern möchte ich wieder bei Nadja in der Tanztangente tanzen! Sonntagmorgen um sieben Uhr fuhren sie ab in Richtung Berlin! Ich hatte noch bei ihnen übernachtet und verabschiedete sie morgens dann. Als sie weg waren, spazierte ich nach Hause, da der erste Bus erst um halb elf oder so gekommen wäre. Es war ein neuer Weg, den ich ausprobierte – wunderbar immer am Wasser und neben Feldern entlang. Beim Gehen dachte ich viel nach und ließ die Woche noch einmal Revue passieren.
Schade, dass die Woche nun vorbei ist! So lange hatte ich mich schon darauf gefreut und nun ist alles vorbei. Dafür war es aber noch viel, viel schöner als ich es erwartet hatte! Danke Euch Berlinern noch mal!
Ich denke viel an Euch und kann den Berliner Sommer kaum erwarten,
Eure Janna!