Da wird man zum Naturmensch
Nun wird es doch mal wieder Zeit für einen Tagebucheintrag. Mittlerweile habe ich noch ein wunderschönes Wochenende erlebt, dieses Mal in der Touristenattraktion Meteora, die aber glücklicherweise zu dieser Jahreszeit nicht ZU überlaufen war. Meteora ist ein unvorstellbares Gebirge (zum Glück gibt es Fotos). Auf einigen Bergen wurden Mönchsklöster gebaut, die heutzutage als Museen für byzantinische Kunst und griechische Geschichte zur Verfügung stehen. Das Museum, das Mikis und ich uns angesehen haben (wenn man eins gesehen hat, hat man angeblich eine ungefähre Vorstellung von allen weiteren und wir hatten ja leider nur einen Tag) war toll und sehr interessant, aber zwischen den Bergen auf einem Wanderweg, der bestimmt seit zehn Jahren nicht mehr benutzt wurde, spazieren zu gehen: Das war das absolute Highlight. Natur pur, tolle Aussicht – traumhaft. Es ist ein ganz anderes Griechenland (immerhin bin ich auch sieben Stunden gereist um es zu erleben) und ich musste immer an meine Eltern denken: Ich glaube, es würde euch mindestens so gut gefallen wie eine Wanderung durchs „Black Valley“ :-).
In dem Museum wurden wir von einem lustigen Mann begrüßt, der gut Deutsch sprechen konnte. Er fragte ob Mikis und ich verheiratet seien (mittlerweile bin ich das gewohnt, nach der Frage nach dem Namen und dem Alter folgt die nach dem Verheiratetsein, dann der Fußballverein und schließlich die politische Richtung). Na ja, als wir ihm versuchten klarzumachen, dass wir nicht verheiratet sind und es auch in nächster Zukunft nicht vorhätten, folgten seine weisen Worte: Mikis solle aufpassen, dass er mich möglichst schnell heirate, ich sei so ein nettes Mädel, das müsse man „behalten“ und ich solle möglichst schnell irgendwen heiraten und dann fünf Kinder kriegen. War jetzt nicht meine eigentliche Zukunftsplanung (und gleich fünf, puh!) aber wir werden sehen...:-)
In Meteora an sich waren wir aber nur am Samstag als Tagesausflug. Gewohnt haben wir bei Freunden in Larissa. Da habe ich mal wieder viele neue, interessante Leute kennen gelernt und es hat sich bestätigt, dass wenn viele verschiedene Freiwillige auf einem Haufen sind, es immer in einer riesigen Hausparty endet. Einziger Wehrmutstropfen war die lange An- und Abreise und dass ich nicht wusste, dass es auch billigere Züge als IC’s gibt und somit viel zu viel Geld ausgegeben habe. Aber es hat sich gelohnt. Dafür werde ich jetzt erstmal eine Reisepause einlegen und das Dorfleben genießen.
Letzte Woche haben Philip und ich Alexis näher kennen gelernt. Er ist Grieche, der lange Zeit in Berlin gelebt hat und jetzt alles tut, um uns das Leben hier noch angenehmer zu machen. Bis letztes Jahr war er immer der Mentor der Freiwilligen. Im Augenblick hat er beruflich zu viel in Athen zu tun, um noch offiziell Mentor zu sein, aber mittlerweile habe ich das Gefühl, dass er mein wahrer Mentor ist. Zweimal die Woche können wir mit ihm nach Kiato fahren, weil er Hausbesuche (er ist Physiotherapeut) machen muss.
Das ist natürlich ideal zum einkaufen und ich habe die Gelegenheit, meinen Pita-Man (Pita ist der bessere und griechische Döner, nur ganz anders) aufzusuchen. Mittlerweile gehe ich dort eigentlich weniger zum Pita essen als viel mehr zum Quatschen hin. Tassos und Dimitris (die Besitzer) kennen mich mittlerweile und ich verbringe immer lustige Stunden dort. Sie bringen ihre Brocken English, ich versuche mich in meinem noch schlechteren Griechisch und der Rest läuft dann mit Händen und Füßen und alles was man sonst noch so findet. Dadurch komme ich dann auch mal wieder regelmäßiger in Kontakt mit jungen Einheimischen: Hier im Dorf sind leben ja nur Kinder oder ältere Leute, alles andere flüchtet in die Stadt oder ist die ganze Zeit auf dem Feld.
Die Arbeit im Footpath, die ich im letzten Artikel angekündigt habe, hat sich als wahre Knochenarbeit herausgestellt. Heute konnten wir dort nicht arbeiten, weil es viel zu kalt hier in den Bergen ist (ich bin so dankbar für unsere klasse Heizung), aber in den anderen Tagen habe ich schon einige Tonnen Müll gesammelt, die ein oder andere kaputte Brücke aus dem Fluss gezogen, zwei Brücken repariert, auf einmal einen Schafsschädel in der Hand gehabt, zwei Riesen-Schrammen kassiert, mir ein wenig Muskelkater zugezogen, meine Schuhe ruiniert, etliche Male festgestellt wie kalt das Wasser ist, wenn ich mal wieder in den Fluss gefallen bin :).
Na ja, was ich nie so richtig bedacht habe, ist, dass die Aufgabe „Brücken zu bauen“ natürlich impliziert, dass keine Brücken vorhanden sind. Aber ein Fluss, der bei dem Regen jetzt im Herbst stetig steigt. Da macht man schon mal nähere Bekanntschaft mit dem Wasser. Schön ist, dass man sieht, was man an einem Tag so alles geschafft hat und außerdem wird uns die Arbeit immer von Alexis’ Tieren (zwei Hunde und drei Katzen) versüßt. Die fünf kommen immer mit uns mit und wenn meine Lieblingskatze mir nicht gerade unangemeldet vom nächsten Baum in den Nacken springt, um mit mir zu kuscheln, genieße ich ihre Gesellschaft auch sehr. Die sind echt lustig, vor allem wie der große Schäferhund die kleinste Katze ins Maul nimmt, um sie über den Fluss zu tragen.
Am Freitag haben wir endlich unsere Präsentation in der Schule. Was eigentlich mal als kurze PowerPoint-Präsentation angedacht war, wurde jetzt auf Wunsch des Direktors in eine 45-minütige Show mit deutschen Liedern und interaktiven Aktionen mit den Kindern umfunktioniert. Die ganze Grundschule (also 80 Kinder) versammelt sich also am Freitag, um Rolf Zuckowski zu singen. Das wird ein Spaß. Darauf freue ich mich schon riesig, und wenn das dann endlich gelaufen ist, können wir hoffentlich auch mit anderen Workshops anfangen. Sodele, das war wieder ein kleiner Zwischenbericht, ich muss dringend ins Bettchen, die Tage sind so voll und jeden Morgen früh aufstehen. Ich freue mich aufs Wochenende...