Critical Whiteness Studie
Das stigmatisierende Bild über "Afrika" als einen Kontinent in dem hungernde, arme und ungebildete Menschen unsere Hilfe brauchen, ist in gewisser Weise rassistisch. Wir müssen hinterfragen, wie solche Bilder entstehen, sie hinterfragen und unseren Blick weiten.
Wenn wir an Afrika denken, haben wir oft ein Bild von Hungernden, Armen und benachteiligten Menschen im Kopf, die auf unsere Hilfe angewiesen sind. Dieses Bild ist eine Stigmatisierung, die uns nicht zuletzt durch Medien vermittelt wird.
Bei Werbungen für Entwicklungszusammenarbeitsorganisationen wird oft die emotionale Komponente angesprochen. Mit Sprüchen wie „Schenken Sie einem Kind seinen ersten Geburtstag“ (World Vision 2009) und Plakaten auf dem Kinder in verlassenden Gegenden, mit kaum Kleidung traurig in die Kamera gucken, wird an das Gewissen appelliert. Mit all diesen Sätzen und Bildern werden bewusst oder unterbewusst Botschaften übermittelt. Botschaften, die mit Stereotypen, Vorurteile und Stigmata gekoppelt. Abgebildete Situationen werden mit Wildheit, Natur und dem Fehlen von Bildung und Zivilisation, mit Armut, Hilflosigkeit, Ausweglosigkeit und Verzweiflung verbunden und zu schnell entsteht ein kollektivistisches Bild für einen ganzen Kontinent, z.B. Afrika. Die Kinder in Afrika werden zu einem leidenden und passiven Objekt. Dadurch werden Stigma bzw. Stereotype wie der Schwarze, dem geholfen werden muss durch den gebildeten Weisen, unterschwellig verfestigt. Diese Bilder sind rassistisch und spiegeln Konstruktionen von Bildern von Schwarz und Weis, Reich und Arm, Gebildet und Ungebildet in der Gesellschaft wieder. Zum Ausdruck kommt die Macht der Weißen, der Europäer.
Die „Critical Whiteness Studie“ ist eine Theorie, die dieses Bild kritisch hinterfragt.
Den meisten Weißen, die in einer Weißen Gesellschaft aufwachsen ist nicht bewusst, dass sie Weiß sind und dadurch Weiß handeln und Weiß gesehen werden. Weißsein wird als etwas Normales und Selbstverständliches wahrgenommen, als eine nicht erwähnenswerte Norm, die sich darüber definiert in dem sie sich von dem Schwarzen abgrenzt, und dabei selbst ein leerer Raum bleibt. Im Gegenzug wird Schwarz wahrgenommen und thematisiert, z.B. wird in den Medien erwähnt, wenn der Täter eines Übergriffes Schwarz war, allerdings nicht, wenn er Weiß war. Durch die scheinbare Neutralität wird die Herrschaftsposition von Weißsein verschleiert und gleichzeitig legitimiert. Es entsteht eine Dominanzkultur, in der es ermöglicht wird, Machtverhältnisse und -geflechte basierend auf Rassismus aufzubauen.
Privilegien, die Weißsein mit sich bringen, sind für Nichtweiße oft nachteilig. Doch da weißen Menschen oft nicht bewusst ist dass sie diese Privilegien haben, werden die Nachteile an denen schwarze Menschen leiden wenig wahrgenommen. Als Privilegien gelten zum Beispiel, dass ein hellhäutiger Mensch nie für eine ganze Gruppe von Menschen eines gleichen ethnischen Hintergrundes Stellung beziehen muss. Demzufolge müssen Weiße Menschen ihrer Position und Rolle nicht selber reflektieren, wohingegen Menschen, die nicht Weiß sind ständig dazu gezwungen werden.
Rassismus macht Angst, sowohl den Menschen, die von ihm betroffen sind, als auch denen, die davon nicht betroffen sind aber Angst haben, mit Rassismus in Verbindung gebracht zu werden. Dies hat zur Folge, dass Rassismus in weißen Räumen oft nicht diskutiert wird und somit zu einem Tabu Thema gemacht wird. Zu Oft kommt es zu der Aussage Rassismus existiere nicht mehr in Deutschland.
Rassistisches Wissen, Privilegien und Dominanz können unterbrochen werden, indem Unterschiede als Bereicherung und nicht als Abweichungen von der vorgegeben Norm zu erkannt werden. Oder indem wir unseren Blickwinkel verändern und „den Spieß umdrehen“, so wie es der musikalischen Videoclip „Africa for Norway“ macht: https://www.youtube.com/watch?v=oJLqyuxm96k
Es geht darum, dass Schwarzen Menschen in Afrika Bilder von Norwegen gezeigt werden. Bilder von Massen an Schnee, Kälte, Eis und Menschen, die darunter leiden und zum Teil erfrieren. So entscheiden sich Menschen in Afrika dazu, ein Projekt zu starten und Heizkörper zu sammeln, um sie nach Norwegen zu schicken und den Menschen dort zu helfen.
Was wurde passieren, wenn Menschen in Afrika nun nur dieses „leidende“ Bild von Norwegen im Kopf hätten, was wäre wenn es das einzige ist, das sie je über Norwegen gehört hätten?
Würden sich Norweger dann diskriminiert und reduziert fühlen?
Wir sollten uns immer wieder bewusst machen, dass Länder und Kulturen vielseitig sind und wir genau hinsehen müssen um Stereotypen entgegenzuwirken und Unterschieden gerecht und fair begegnen.
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