Burocracia
Ein denkwürdiger Tag, an dem ich nach viel Bürokratie endlich meine Aufenthaltsgenehmigung bekomme und damit ein Konto eröffnen kann.
Das Programm für diesen Morgen steht fest: kein Unterricht und keine Arbeit im Telecentro, dafür wieder einmal ein Ausflug nach Huesca. Es geht um viel: die tarjeta de residencia- meine Aufenthaltsgenehmigung, ohne die ich fast nichts anfangen kann. José Luis kann vorher nicht sagen, ob mein Personalausweis ausreicht oder ob ich in einer langwierigen Prozedur noch einen Reisepass in Madrid beantragen muss. Und schiebt hinterher, ach mit der alten Regierung letztes Jahr war doch einiges einfacher. Das Amt, das für die Ausländerangelegenheiten und Pässe zuständig ist, befindet sich im Gebäude der Polizei. Wir müssen gar nicht lange warten, sondern kommen gleich dran. Die Dame hinter dem Schreibtisch ist angesichts des Versicherungsschreibens etwas skeptisch, sie glaubt nicht ganz, dass die Versicherung alles deckt (wenn ich das richtig verstanden habe). Also telefoniert sie in verschiedene Ministerien und Ämter, um sich zu vergewissern, dass alles seine Richtigkeit hat. Dann müssen wir verschiedene Angaben machen, Adresse, Namen der Eltern, Geburtsort usw. und bekommen einen blauen Zettel mit mehreren Durchschlägen. Damit gehen wir zur nächsten Bank und müssen 10,30 € bezahlen, was uns die Frau von der Bank quittiert und dann geht’s wieder zurück zur Polizei. Eine Unterschrift und dann bekommen wir ein kleines blaues Kärtchen mit Name und aktueller Adresse, dass bestätigt, dass wir hier in Spanien sein dürfen. Und in Verbindung mit unserem Ausweis gilt das ungefähr so viel wie ein spanischer Pass. Weil José Luis noch zu tun hat, dürfen wir bis Punkt zwölf noch etwas rumschlendern. Wir kaufen ein paar Lebensmittel und gehen dann in eine Bar, ganz stilecht. Wir bestellen eine Cola und fragen dann nach Churros, diesen Teigwürstchen, die in heißem Fett gebacken werden. Die sind ganz gut, aber richtig frisch, noch warm und mit geschmolzener Schokolade wären sie sicher besser. Nächstes Mal gehen wir in eine Churrería. Punkt zwölf stehen wir wieder vorm Auto, aber weit und breit ist kein José Luis in Sicht. Er kommt dann 20 Minuten später, aber immerhin haben wir durch unsere Anwesenheit verhindert, dass er einen Strafzettel bekommt. An vielen Plätzen ist Parken hier umsonst (wenn man einen Parkplatz findet), nur manchmal muss man wie in Deutschland einen Parkschein lösen. Zurück in Ayerbe fahren wir direkt zur Bank, denn mit unserer druckfrischen tarjeta dürfen wir jetzt ein Bankkonto eröffnen. Das ist ja auch ganz praktisch, weil wir auch eine EC-Karte bekommen (ich denke schon an Shoppingtouren ☺). Der Mittag verläuft ganz entspannt, Nachrichten schreiben wie gewohnt und ohne Pablo oder José Luis zu Gesicht zu bekommen. Abends zeige ich Laetitia mal, dass Zucchini auch gut schmecken kann, sie hat da wohl ein Kindheitstrauma. Und ich bin ganz stolz, dass ich ein weiteres Kapitel in meinem Buch schaffe und viele neue Vokabeln aufschreibe. Wir hoffen beide morgen auf den Gas-Lastwagen, weil spülen und duschen macht ohne heißes Wasser keinen Sinn bzw. Spaß. Uns ist noch ein bisschen ein Rätsel, wie das abläuft, weil eine Gasflasche hängt noch an einem Kabel in der Küche und da machen wir besser nicht dran rum. Die anderen Flaschen, die grade auf dem Balkon stehen, stellen wir runter an die Straße und hoffen, dass der Fahrer daran vorbeikommt und sieht, dass wir Neue wollen. Und dann müssen wir den in bar bezahlen, wohl zu einer Zeit, in der wir eigentlich arbeiten sollten. Nun ja, das lassen wir mal auf uns zukommen und hoffen, dass wir bald wieder warm duschen können.