Boldog karácsony!
Jo, frohe Feiertage euch. Ich bin über die Ferien wieder in meiner Heimatstadt. Der "place to be", wie es eine Freundin von mir nennt - und was absolut nicht stimmt.
Na ihr Freunde der Sonne, oder eher Freunde der Kälte. Gott, es ist so KALT in Cluj. Bzw. war. Ich bin schon zuhause über die Weihnachtsferien…
Weihnachtsfeiern!
Es war eine ganz aufregende Woche. Gleich zwei Weihnachtsfeiern! Die erste in meiner kleinen Gruppe. Ich hab’ mich ganz hübsch gemacht, Weihnachtsmütze, Lockenstab, Lipgloss und alles. Zum Glück, denn alle Eltern waren da und schwiegen unsicher, als ich herunterkam. Hätte awkward sein können - war es aber nicht, denn Anna stürzte schreiend auf mich zu um mich zu umarmen. Was für ein Eisbrecher!
Juliana hatte einen Film, oder eher eine Art Slideshow-Krippenspiel gebastelt. Ich bin sehr froh, dass es dunkel war, denn mir liefen Tränen über die Wangen. In letzter Zeit bin ich echt nur ein paar Zentimeter weit weg vom Wasser gebaut. Zum Glück kann man immer auf Bogdan zählen, der alle von meinem Geflenne ablenkte, indem er jedes Mal, wenn ein Kind auf dem Bildschirm auftauchte, dessen Namen sagte. “Este Dora! Este Tassi! Este Emma!” Schön, dass er sich als zweitneuestes Kind so eingelebt hat…
Na, jedenfalls. Als das Licht anging, musste ich irgendwie unauffällig meinen Mascara retten und dann mit den Kindern Gitarre spielen, was ich zum Glück als weniger emotional empfand. Jingle Bells war es. Und dann war es Geschenkzeit! Von den Eltern bekam ich eine wunderschöne selbstbemalte Tasse, ich liebe sie! Und Anna schenkte mir Seife, die ich auch SOFORT aufmachen musste, damit sie meine Reaktion sieht. Die Gute.
Nach der Arbeit traf ich mich noch einmal mit Irina, um letzte Weihnachtsgeschenke zu besorgen - oder in meinem Fall ein letztes Weihnachtsgeschenk, denn die rumänische Post hatte natürlich versagt und meine Bestellung für Gagyi kam nicht an. War aber kein Problem, denn ich fand einen witzigen handbemalten Becher für sie.
Aberglaube stimmt also doch
Dienstag feierte die große Gruppe Weihnachten, was nur eins für mich heißt: Krippenspiel! Und ich wusste doch, dass es Unglück bringt, am Tag der Aufführung zu proben! Ratet mal, wem die a-Saite an der Gitarre zehn Minuten vor der Aufführung riss! Nun, Augen zu und durch, spielt man halt mit fünf Saiten “We wish you a merry christmas”. Aber nein, das reichte ja noch nicht. Das Zimmer ist totenstill abgesehen vom Klicken von Kameras, ich will anfangen, setze mich hin - und haue Lörinc meine Gitarre an den Kopf. Lörinc, der sowieso schon bis zur Grenze angespannt war, fing sofort an lautstark zu schreien und zu heulen.
Ich verspreche euch, ich habe ihn nur gestreift, aber der Junge ist nunmal sensibel wie sonstwas und konnte sich nicht einmal beruhigen, als seine Mutter kam. Schlimmer kann es nicht werden. Ja, es war schon unangenehm, dass die ersten zwei Szenen von lautem Gejammer unterlegt waren, aber zumindest passierte nichts Schlimmeres und nur Lilla vergaß ihren Text. Oder sie war einfach schüchtern, es kann beides sein. Obwohl ich nach dem Start froh war, dass es vorbei war, war ich doch auch ziemlich stolz auf die acht Kinder, als sie sich verbeugten.
Lörinc’ Eltern vergaben mir im Anschluss sogar über selbstgemachter Guacamole.
Viszlát...
Und das war dann auch der Höhepunkt der Woche schätze ich, die restlichen Arbeitstage waren recht ruhig. Manche Kinder waren schon in den Ferien, andere waren krank, letztendlich waren es auf der Arbeit nur fünf. Das machte den Abschied nicht ganz so traurig. Ich wagte mich noch in den Bus, um Geschenke zu verteilen (und es ist wirklich wahr, nimmt man einmal den falschen Bus für zwei Stationen landet man direkt in einer vereisten Einöde ohne richtige Straßen... Geschichte natürlich frei erfunden!) und dann setzten wir vier Freiwilligen uns noch zusammen und machten unsere eigene Bescherung. Ich habe ABGESAHNT! Alkie hat mir eine Kosmetiktasche geschickt, weil sie gesehen hat, dass die in meinem Zimmer schon überquillt. Von Juliana bekam ich dicke Handschuhe, scheinbar habe ich in Budapest ein bisschen zu viel über meine kalten Hände gejammert. :D Und Jojo schenkte mir eine selbstdekorierte Glasflasche, was Süßes und - kein Scherz - eine Flasche Trockenshampoo. Ich liebe sie, ahahaha.
Und das war das. Freitagmorgen hatten Jojo und ich die Freude, um halb vier aufzustehen, um unseren Bus zu bekommen, und in nullkommanichts umarmte ich auch schon meine Mutter in der Ankunftshalle des Dortmunder Flughafens.
Optimismus
An diesem Punkt passt es sogar, ich bin eigentlich keine Person für gute Vorsätze, aber dieses Jahr habe ich welche. Regelmäßig Zeitung lesen, mindestens 5-10 Minuten Ungarisch am Tag lernen, mindestens dreimal pro Woche Gitarre spielen, mindestens einmal pro Woche fotografieren. In der Kita weiterhin gute, aber nicht Burnout-mit-21-gute Arbeit leisten. Beim AIVI Medienprogramm alles geben. Kontakt zu meinen alten und neuen Freunden halten und immer noch offen für neues sein. Weitere Möglichkeiten für Aktivismus in Cluj finden. Und… zu Oktober eine Wohnung in Berlin gefunden haben. Wobei das letzte eher ein Flehen als ein Vorsatz ist.
Crăciun fericit, boldog karácsony oder einfach nur frohe Feiertage, je nachdem. Ich hoffe, ihr habt eine schöne Zeit! Wir hören uns!