Bitwa pod Heilsbergiem - die Schlacht bei Heilsberg
Im Juni fand die "Schlacht bei Heilsberg" statt, letztes Wochenende die "Schlacht bei Grunwald" - verspätet, aber dennoch aktuell, hier nun ein Bericht zur ersten Schlacht.
Eine Kampfszene auf offenem Feld mit altertümlichen Waffen und traditionell gekleideten Soldaten – eine sehr ungewöhnliche Szene für mich, für andere Leute schon Tradition. Dieses Jahr wird das 210. Jubiläum der Schlacht bei Heilsberg zelebriert. Eine Schlacht vom 10-11.06.1807, die in der Nähe des heutigen Lidzbark Warmiński stattfand und ein wichtiges Element des Krieges zwischen Napoleon und der 54. Koalation 1806-1807 darstellt. Damals waren 14000 Kämpfer involviert und die Anzahl der Opfer betrachtend war sie die größte Schlacht Napoleons auf dem Gebiet des heutigen Polens.
Um das Jubiläum gebührend zu feiern, werden auf dem damaligen Standort der preußisch-russischen Armee noch einmal die Waffen klingen, es wird Kartoffelkeller, Schanzen und andere Armeegebäude geben sowie einen historischen Jahrmarkt. Auf dem Festprogramm stehen unter anderem Konzerte, Workshops, die Präsentation von Napoleons Kriegszelten, eine Show der Armee und einer Nachstellung der Schlacht durch 500 Rekonstrukteure aus ganz Europa, Kanada und Russland. Zum „Festmahl Napoleons“ wird man nur in historischer Verkleidung eingelassen – soweit die Ankündigung im Internet.
Schon mehr als 30 Feiern dieser Art haben dieses Jahr in Polen stattgefunden. Morgen werde ich Teil des Festes sein und mir das Ganze mal genauer ansehen. Was ich mich im Vorhinein frage ist: Wozu das Ganze? Im Internet wird von Bildung und Näher-Bringen der Polnischen Geschichte auf spielerische Art und Weise gesprochen. Jeder kann mitmachen und statt offiziellen staatlichen Erinnerungsfeiern, Apellen und Gottesdiensten gestalten sich die Nachstellungen moderner. Durch Konzerte, Stadtspiele oder eben nachgestellte Schlachtszenen bringen engagierte Bürger ihren Mitbürgern und vor allem jüngeren Leuten die Geschichte nahe. Dies alles wird fröhlich angenommen, wenn es um Schlachten von vor 600 Jahren geht, wie die Schlacht von Grunwald. Wenn es um den 2. Weltkrieg geht, gehen die Meinungen auseinander, schließlich gibt es noch Zeitzeugen, die die Leiden in Echt mitgemacht haben.
Wir sind da. Das Festgelände ist in zwei Teile eingeteilt – ein Naturmarkt und ein Lager der Rekonstrukteure. Auf der einen Seite finden sich Zelte, Pferde, Wagen, Tische, Bänke, Lagerfeuer, Lehmkeller und eine Menge bunten Volkes, auf der anderen Seite finden sich Stände mit Sirup, Wurst, Fundsachen von Schlachtfeldern, Schmuck, Pieroggi und Bier. Es sind nicht so viele Besucher da, wie ich erwartet hatte, aber siehe da – einer der Ersten, die ich treffe, ist ein Leipziger, verkleidet als Soldat. Von ihm und einem Polen bekomme ich eine Aufklärung in Sachen Rekonstruktionsfeste. Dass es diese nicht nur in Polen, sondern mindestens ebenso häufig in Deutschland, Frankreich, Weißrussland und Spanien gibt. Dass sich die meisten der Teilnehmer schon kennen und sich regelmäβig auf ebensolchen Festen besuchen. Und ich habe Gelegenheit, meine Frage zu stellen: „Warum das Ganze?“ Es ist ein Hobby, das Spaß und Abwechslung bringt. Man braucht dazu keine besonderen Kenntnisse oder Fähigkeiten, jeder kann mitmachen. Ob als Privatperson oder als organisierte Gruppe bzw. militärische Abteilung, für jeden findet sich eine Rolle. Eine Gruppe ist am Mittwoch zu Pferde aus Warschau aufgebrochen, um am Freitag vor Ort zu sein. Es geht fröhlich zu, die Zuschauer bummeln auf dem Markt, bis 17 Uhr die Schlacht nachgestelt wird. Dafür gib es ein Regiebuch, an das sich jedoch nicht immer alle halten. Es kämpft Napoleon gegen die Preußen, zu Fuβ und zu Pferd. Am Ende des Abends wird getanzt und auf Geigen, Zimbeln und anderen alten Instrumenten am Lagerfeuer aufgespielt. Insgesamt ist es ein spannendes Fest gewesen. Ob es dem unkundigen Besucher so viel an neuem Wissen über die Geschichte nahegebracht hat, wage ich zu bezweifeln. Aber sicher war es ein Erlebnis für alle, das einen weiteren Anlass gibt, die ehemals ostpreußische Stadt Lidzbark Warmiński zu besuchen.
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