BILDer!
Endlich ist es soweit: zu den amüsanten und spannenden Geschichten von Johannson aus dem Norden England gibt es jetzt auch kommentierte Fotos, die seine Erzählungen illustrieren. Ansonsten gibt es Neuigkeiten von der Arbeit auf diversen Farmen und Betrachtungen über selbst gewählte Tätigkeiten.
Von wegen jeden Sonntag! Hier bin ich schon wieder. Eigentlich sollte ich meine Präsentation über die EVS-Stelle auf der Farm schreiben, aber darauf habe ich gerade überhaupt keine Lust. Auch wenn es wirklich Spaß macht, mit PowerPoint zu arbeiten. Nur hat man immer so wenig Platz für Text, was gerade für mich Vielschreiber ein Problem ist.
Wer hat an der Uhr gedreht?!
Ich habe gerade erfahren, dass Peter Brabban erst in drei Wochen wiederkommt und ich die restlichen Fotos somit nicht früher hier haben werde. Apropos, letzten Freitag eröffnete er mir ja, dass es Zeit für den Halbzeitbericht wäre. Mein Gott, ist es denn wirklich schon soweit?!?
Jedenfalls werde ich meine bereits verfügbaren jetzt online stellen und die restlichen in einem zweiten Schub. Vier gibt es in diesem Eintrag und zwei weitere lasse ich in frühere einfügen. Ach ja, und ich habe auch ein Foto für mein Profil hochgeladen, welches Ihr also demnächst neben meinen Artikeln bewundern können werdet. Zwei Wochen hatte ich darauf gewartet, seitdem Peter es per Email losgeschickt hat. Fragt mich nicht, warum es so lange dauerte. Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben, bis es dann ganz unvermittelt gestern angekommen ist. Leider sind die Bilddateien aus Peters Digitalkamera alle so groß, da er als ehemaliger Profi natürlich eine Hyper-Hightech Kamera mit wahnwitziger Auflösung hat. Ich hab versucht, sie so klein wie möglich zu schneiden, aber manchmal wollte ich einfach das ganze Bild zeigen, sodass unser Modem heute noch eine schwere Zeit haben wird.
Person & Persönlichkeit - Debby, Joanna und Asia
Also auf geht’s. Zuerst habe ich hier ein Bild von Debby und Joanna, aufgenommen auf der kleinen Weihnachtsfeier im Sprachkurs vor zwei Monaten. So lang ist das schon wieder her... Mir ist vollkommen unklar, warum ich das nicht in meinem Weihnachtsartikel erwähnt habe, wir hatten wirklich viel, viel Spaß. Die meisten hatten etwas traditionelles Essen aus ihrer Heimat mitgebracht (ich nicht, weil ich keinen Stollen gefunden hatte). Und ich konnte mich natürlich nicht zurückhalten; den Rest des Tages musste ich durch die Gegend gerollt werden.
Da haben wir also, von links nach rechts: zuerst Debby aus Südafrika. Immer gut gelaunt, immer mit halsbrecherischen Frisuren und noch immer ihrem ersten Schnee entgegen fiebernd. Daneben lacht Joanna vor sich hin, von der Ihr in letzter Zeit soviel gehört habt. Immer mit ihrer äußerst modischen Brille, meist auch fröhlich und ansonsten neugierig und begeisterungsfähig. Und ganz rechts haben wir noch zwei Drittel von Asia, Madzias Mutter. Von ihr weiß ich nicht allzu viel, aber sie scheint mir eine recht praktische, selbstsichere Person zu sein. Mit vier Kindern in zwei Ländern kann einen wahrscheinlich nicht mehr viel schocken. Leider schaut nur Debby in die Kamera; ein anderes Foto vom gesamten Kurs ist leider verwackelt. Nächste Woche hole ich den nächsten Film aus der Entwicklung, mal sehen was da noch drauf zu sehen ist. Außer Dutzenden Bildern von Madzia und den Tieren.
Ibai, Claudia und Elise (leider keine Jenny)
Als nächstes ein Foto, was bei mir auf dem Nachttisch steht. Es stammt vom Midterm-Training in Largs, aufgenommen am Abend kurz bevor ich wieder zurück fahren musste. Damals bin ich ja mit einigen Leuten noch in den Ort gelaufen um die letzten Stunden gemeinsam zu verbringen. Wieder von links nach rechts ist da zuerst Ibai aus Spanien. Mit 18 Jahren einer unserer Jüngsten (selbst ich gehöre noch eher zu den Kindern... Hey, ist Ibai etwa größer als ich?!?) und das Stereotyp seines Landes; laut, fröhlich, äußerst sozial und freundlich. Somit in vielen Dingen das Gegenteil von mir. Manchmal hat mich seine Offenheit ein wenig überfordert, trotzdem ist er mir sehr sympathisch. Wir bleiben auf seiner Halbinsel und kommen zu Claudia aus Portugal, von der habt Ihr ja auch schon gelesen. In vielen Dingen wie Ibai, nur um einiges älter und erwachsener. Sie ist ebenfalls sehr offen und freundlich, spontan und emotional. Letzteres kann bei ihr auch zu massiver Verstimmung führen. Außerdem ist sie in der Auswahl ihres engeren Bekanntenkreises sehr konsequent und verbiegt sich nicht. Den Menschen rechts neben ihr solltet Ihr kennen. Hier ist er gerade so müde wie glücklich, und auch etwas traurig, weil er bald gehen muss. Auf der rechten Seite wird er eingerahmt von Elise, ebenfalls in Edinburgh ansässig und oft bei Claudia & Jenny zu Gast. Sie ist älter als sie aussieht, leider weiß ich sonst noch weniger über sie, als über die anderen. Zuerst erschien sie mir sehr zurück haltend und ruhig, aber inzwischen weiß ich, dass das nicht stimmt. Ich mag ihren französischen Akzent. Sie wird versuchen, dauerhaft in der Stadt zu bleiben, worum sie natürlich von jemandem beneidet wird.
Ach ja, Jenny. Leider war sie in diesem Augenblick am Auslöser, sodass Ihr nichts von ihr sehen werdet. Ich habe zwar noch ein anderes Bild von uns fünf zusammen, aber der Mensch, dem ich meine Kamera gegeben habe, benutzte leider das Zoom nicht, sodass man fast nichts von uns sieht. Ich habe ein paar mehr Fotos in Edinburgh gemacht, habe aber das dumme Gefühl, dass sie nichts geworden sind. Die nächste Woche wird da Klarheit bringen.
Der gute Hirte und seine Schäfchen
Aus Largs zweihundert Kilometer nach Süden, auf die White Lea Farm. Der derzeitige Freiwillige dort hat einige Bilder über seine Arbeit gemacht, zuerst zeigt er Euch den bald nicht mehr anwesenden Streichelzoo. Hier befinde ich mich im Gehege von Sheila und den Ziegen, die ihr um die Futterkrippe versammelt seht. Genau das mache ich jeden Morgen: Körner da rein kippen und den Tieren dann beim Drängeln zusehen. Ihr müsst Euch nur noch Rocky vorstellen, wie er wie ein Irrer vor dem Zaun hin und her wetzt, winselnd und jaulend, weil er als geborener Hütehund nicht seiner Arbeit nachgehen kann. Das ist übrigens mein Lieblingsfoto der Farmarbeit. Davon hat Mareen letztens einen Abzug erhalten, damit sie sieht was aus ihren Babyziegen und -schafen geworden ist, bevor sie wegkommen. Was inzwischen für nächsten Montag vorgesehen ist.
Selbstporträt mit Axt
Farm die zweite, diesmal ein klassisches Angeberfoto. In meinen Händen halte ich meine Spitzhacke, das Hauptwerkzeug der ersten Wochen. Dieses Bild wird das grösste Problem beim Hochladen werden. Ich könnte es auf mich zusammen schneiden, aber ich wollte auch den Hintergrund zeigen, der den Grossteil des Tiergeländes darstellt. Ganz links die Ecke, in der das letzte Motiv aufgenommen wurde, direkt neben dem Hackenkopf: der kleine Teich der Ente. Und rechts in der Mitte, die zu diesem Zeitpunkt noch vorhandenen Hühnerhäuschen. Ja, wir hatten ja mal Hühner. Der Weg ganz hinten führt direkt nach Easington, was hinter dem Baumbestandenen Wall im Hintergrund liegt. Zwischen uns und dort liegt aber das Gemeindeland mit seinen zehntausenden Plastikbeuteln. Ich mag meine Spitzhacke. Sie steigert das Selbstwertgefühl unheimlich.
So viel Heimlichkeit!
Zwei hab ich noch. Beide sollten im allerersten Artikel erscheinen, da sie beide aus der Weihnachtszeit stammen und das englische Verhältnis zu Tradition, Originalität und Geschmack dokumentieren. Da haben wir zuerst einen Schnappschuss aus Easington selbst. Ich kam eines Abends zurück ins Dorf und sah vom Bus aus diese Häuser. Da musste ich nach dem Aussteigen einfach zurück laufen und das auf Zelluloid bannen. Wahrscheinlich findet Santa sogar das Schornsteininnere hell erleuchtet. Dagegen sind unsere Nachbarn gar nichts, oder? Hui, so viele bunte Farben!
Und zuletzt: Unser Weihnachtsbaum! Auf Nachfrage von Peter unter der Spüle hervorgeholt. Ja da wird einem doch so richtig warm ums Herz! Die Lokalität ist ein Regal in der Küche. Auf dessen mittlerem Brett seht Ihr übrigens auch ein Bild von Rocky, dem dummen Hund.
Wenn es am schönsten ist
Da habt Ihr jetzt also ein Bisschen was zu gucken, wo ich sonst keine Fotos nach Hause schicke. Ha, ich freu mich schon, mein Gesicht auf den Seiten zu sehen. Schnell noch die Geschehnisse der Woche, wo wir schon einmal dabei sind: Montag war ich ja, wie angekündigt, wieder auf Bill Quay Farm und leider wirklich zum letzten Mal. Ich habe noch nicht in Gibside angerufen, schätze meinen Antrittstermin dort aber auf den übernächsten Freitag. Wie sich herausstellte, hat Doug, der Chef von Bill Quay, lange Zeit dort gearbeitet, genau wie Paul. Alle haben mir erzählt, wie schön es dort sein soll, sodass ich jetzt wirklich gespannt bin.
Trotzdem bedaure ich etwas mein Ausscheiden von der Farm in Newcastle, wo ich erst vier Mal dort gewesen bin und mich offenbar gerade dort einfand. Die ersten Male habe ich ja noch viel Zeit wartend und sitzend verbracht. Inzwischen habe ich gelernt, dass ich dort herum laufen und Arbeit suchen muss – was die Zeit auch viel schneller und befriedigender ausfüllt. Außerdem lernte ich die Belegschaft gerade erst etwas kennen.
Montag war ich so fast durchgehend bis fünf am Tummeln; Tiere treiben und striegeln und Ausmisten und, was am besten war, ein paar Zäune einreißen. Das hat Spaß gemacht. Wir hatten auch halbwegs gutes Wetter; im Sommer muss die Arbeit dort wunderschön sein. Wobei das allerdings ebenfalls auf Gibside zutreffen dürfte.
Abends ging es dann zum Französischkurs und trotz eines halbwegs vernünftigen Abendbrots kippte ich vor Müdigkeit beinahe vom Stuhl. Schlaf ist diese Woche wieder ein ganz besonderes Problem.
Alleinunterhaltung
Den Dienstag habe ich etwas gefürchtet, da Paul weg war und ich mich allein um Aufgaben bemühen musste. Eine Situation, an die ich schlechte Erinnerungen hatte. Als Paul mal eine Woche in London war, sollte ich eigentlich mit dem ILM-Team arbeiten. Nach einem Tag habe ich mir aber geschworen, dass nie wieder vorkommen zu lassen. Dadurch musste ich mich aber die restliche Zeit allein beschäftigen, was extrem langweilig war und sehr auf die Arbeitsmoral schlug. Daher war ich alles andere als vorfreudig auf noch so eine Gelegenheit.
Ich hatte mir die restliche Farbe am Wohnwagen vorgenommen, was etwas ärgerlich war, da das für das Wochenende vorgesehen war. Aber nachdem ich das Verlängerungskabel ausgerollt und das Heißluftgebläse angeschlossen hatte, fiel auf die Sekunde genau mit Druck auf dessen Schalter der Strom aus. Das war der Auftakt zu einer unglaublichen Odyssey, die mich nicht vor elf zum eigentlich Arbeiten kommen ließ.
Gut, so kriegt man Zeit rum, aber es ist wahnsinnig frustrierend, wenn nichts was man tut hilft. Allein bis ich rausgekriegt habe, dass es an den Sicherungen liegen muss, verging eine Stunde. Nur, um festzustellen, dass die einzigen Personen mit Schlüssel zum entsprechenden Raum weg waren. Und wenn man dachte, man könne einfach die Steckdosen im Haus anstatt die im Werkstatttrakt benutzen, fand man (aus mir bis heute unerklärlichen Gründen) sie auch dort ohne Energie. Was mich vollends verwirrt zurück ließ, da die Stromkreise von Wohnhaus und Werkstatt getrennt sind.
Sssccchhhlösser knacken
Am Ende blieb mir nichts anderes übrig, als das Schloss zum Sicherungsraum abzuschrauben. Strom ging wieder, allerdings nur, bis ich ein zweites Gerät anschließen wollte. Also wieder zurück, wieder abschrauben, wieder Schalter umlegen, wieder anschrauben, wieder geht der Strom aus, wieder abschrauben... Zwei Stunden lang bin ich wie ein Idiot vom Wohnwagen zur Werkstatt zum Haus zur Werkstatt zum Wohnwagen zum Haus zum Wohnwagen zur Werkstatt gerannt. Irgendwann habe ich dann einen praktikablen Weg gefunden, netterweise war es dann aber auch schon Zeit zum Lunch.
Die restliche Zeit ging aufgrund von mir mit hinaus genommener Musik erstaunlich schnell rum. Und trotz fehlender Aufsicht habe ich bis zum offiziellen Arbeitsende gewerkelt. Paul war übrigens auf einem Lehrgang „Umgang mit schwierigen Freiwilligen“.
Abends habe ich mich dann endlich intensiv mit meiner ersten Polnischstunde beschäftigt. Die Akzente sind die Geißel dieser Sprache. Man glaubt gar nicht, auf wie vielen Wegen man Zischen kann. Aber es macht Spaß. Jetzt kann ich sagen, wie alt ich bin. Ich mag die 4. Stäre. Das klingt cool.
„Ich kann auch ohne Schule Spaß haben“
Obwohl diese Woche kein Englischkurs statt findet, war Mittwoch ein schöner Tag. Eigentlich wollte Paul nachmittags nach Newcastle fahren, dann aber kam Newcastle zu Paul. John, ein Freund von Paul, kam mit seiner Freundin auf die Farm, um sich etwas von der Stadt zu erholen. Die beiden sind ziemliche Hippies und recht sympathisch. Vor allem können sie verdammt gut kochen. Die Nachmittagsarbeit wurde praktisch abgesagt, auch wenn ich sie abends mit Weiterentwicklung der Präsentation nachgeholt habe.
Wir haben wirklich gut gegessen; ich habe zum ersten Mal freiwillig Fisch probiert. Wenn ich es richtig verstanden habe, war das eine Makrele – und sie hat mir sogar geschmeckt. Die beiden Hippies haben hier übernachtet und trotz der guten Landluft sah der schwer verschnupfte John am nächsten Morgen noch schlimmer als am Vortag aus. Tja das kommt davon, wenn man keine bewährte Chemie-Medizin nehmen will.
Fortschrittsfreude
Womit wir bei Donnerstag wären, den ich vornehmlich im Caravan verbracht habe. Heute haben wir das Tapezieren abgeschlossen, was ich auch zum ersten Mal gemacht habe und mir vielleicht später eine ganze Menge Geld sparen könnte. Wobei ich diesen Kleister absolut hasse: im Laufe der Zeit kann man kaum etwas mehr anfassen, ohne dieses kalte klebrige Zeug an den Fingern zu haben.
Diese Arbeit macht mir viel Spaß, weil ich viele neue Dinge lerne und es mal etwas anderes ist. Außerdem ist es sehr schön, mal wieder etwas handfeste Entwicklung zu sehen; wie etwas mit jedem Tag besser wird. So hat man nach Feierabend ein sehr gutes Gefühl. Und man hat ein Dach über dem Kopf, was bei dem wechselhaften Wetter zurzeit von Wert ist.
Außerdem habe ich herausgefunden, dass wir hier mindestens zwei Luftmatratzen haben, sodass ich nicht einmal welche zu kaufen brauche. Nur um Bettzeug und Handtücher muss ich mich kümmern.
Zeit oder Geld
Am Samstag werde ich entweder mal wieder nach Durham fahren oder an einer geführten Wanderung durch Hawthorn Dene Teil nehmen. Ich habe Joanna geschrieben, ob sie das mit Madzia machen möchte, da ich den Dene ohnehin zeigen wollte und eine Führung da bestimmt interessant ist. Außerdem werden unsere Tiere bald weggebracht, sodass Madzia sie noch ein letztes Mal sehen könnte.
Sonntag dann werde ich hoffentlich wieder arbeiten. Entweder hier für Freizeit oder in Newcastle für Geld. Vor ewigen Zeiten haben wir ja mal angefangen, diesen Garten eines Privatmannes wieder herzurichten. Ich habe mich schon gefragt, ob Paul das vergessen hat. Das Geld wäre nicht schlecht, trotzdem wäre mir die erste Option lieber.
Man wird sehen. Genau das könnt Ihr auch bald machen, wenn dieser Eintrag online geht. So wie die Dinge stehen, werdet Ihr bald wieder von mir hören. Bis dahin verabschiede ich mich.
Oh ja, bevor ich es vergesse. Käse: immer noch null.
Kommentare