Besuch von zu Hause
Nach acht Monaten haben mich meine Eltern in Ungarn besucht
Man hat kein Heimweh nach den Orten. Man hat Heimweh nach den Menschen.
Diesen Satz würde ich sofort unterschreiben. Das ist etwas, was ich bisher während den acht Monaten gelernt habe. Natürlich spielen die Straßen, die Häuser, die Bäume und die ganze Umgebung eine große Rolle beim Heimweh, aber eigentlich sind es vielmehr die Menschen, nach denen man sich sehnt. Besonders natürlich die Familie und ganz besonders die Eltern. Deswegen habe ich mich ganz doll gefreut, dass meine Eltern vom 21. April bis zum 29. April mich in Ungarn besucht haben.
Vier Tage in Budapest
Da ich erst am 21. April gerade aus Sizilien gekommen bin und es eine glückliche Bestimmung so wollte, sind meine Eltern und ich nur 20 Minuten versetzt am Flughafen in Budapest angekommen. Von dort aus ging es dann in die Stadt, wo wir die ersten Tage in einer Wohnung auf der Buda-Seite verbracht haben. Von Sonntag bis Mittwoch bzw. Donnerstag waren wir nämlich in Budapest, bevor wir nach Nagyvázsony gefahren sind.
Da meine Eltern tatsächlich noch nie in Budapest waren, haben wir uns natürlich die typischen Sehenswürdigkeiten angeschaut inklusive dem Parlament, aber ich habe auch ein paar neue Erfahrungen gemacht. Da wäre zum einen das Széchinyi Thermalbad (Széchenyi gyógyfürdő) im Stadtpark in der Nähe des Heldenplatzes. Meine Mutter wollte nämlich gerne in solch ein Heilbad und wir haben uns für das Széchenyi Bad (und nicht für das Gellért-Bad) entschieden, da dies länger geöffnet hat. Ab 19:00 Uhr ist zudem der Eintritt um 200 HUF günstiger, sodass wir abends bis 22:00 Uhr gebadet haben.
Obwohl ich eigentlich zu ungeduldig für rumliegendes Entspannen bin, hat es mir gut gefallen. Im Außenbecken ist das Wasser 38°C heiß und gerade wenn es dunkel wird, ist das riesige Gebäude ein prachtvoller Anblick. Im Preis (4500 HUF pro Person) ist zudem die Saunabenutzung mit inbegriffen, sodass ich dort auch zum ersten Mal in meinem Leben in der Sauna war. Alles in einem finde ich das Széchenyi Heilbad, auch wenn der Eintritt nicht günstig ist, einen Besuch wert und man muss auch keine Badekappe mehr tragen.
Ein paar Tips für Budapest
Was mir außerdem noch gut gefallen hat ist der For Sale Pub, an dem jeder Zettel an die Wand und Decke pinnen kann. Zudem gibt es kostenlose Erdnüsse! [] Als wir dort waren, war es ziemlich voll, wahrscheinlich weil es geregnet hat.
Dann waren wir noch morgens im Mainstreet 25 Café, das in der Nähe von unserer Wohnung lag. Das Frühstück dort war nichts Besonderes, aber lecker, jedoch war die Bedienung sehr nett, was ja viel ausmacht. Ein anderes Café, welches ein bisschen teurer ist, ist Home of Franzsika. Dafür bieten sie auch trendiges Essen wie z.B. Avocado Toast und Kaffee mit Sojamilch an. Wir haben dort gefrühstückt, aber man kann dort auch Kuchen essen, der sehr lecker aussah. Mit der Zeit wurde es dann sehr voll und laut, also besser ein wenig früher hingehen.
Der Top-Geheimtipp ist aber weder ein Café noch ein Pub, sondern Ferenciek tere 2 in Budapest. An der Adresse befindet sich auch das Maverick Hostel und links daneben der zweitbeste Döner der ganzen Stadt Eker. Zuerst einmal ist das Gebäude an sich schon sehr beeindruckend. Da man meist unten entlang läuft und nur die Geschäfte sieht, bemerkt man das gar nicht, es lohnt sich also auf die andere Straßenseite zu gehen. Dort ist auch der Parísz Udvár, der schneller ins Auge sticht, weil er ein wenig pompöser ist. Da es geregnet hat, standen wir im Hauseingang und mein Vater hat jemanden abgepasst, der ins Haus wollte und hat sich einfach mit reingeschmuggelt. Fünf Minuten später kam er wieder raus und meinte, dass der Innenhof sehr schön aussehe und dass das Gebäude der königliche Mietpalast ist. Deswegen habe ich auch auf den nächsten Hausbewohner gewartet, um es mir selbst anzuschauen. Tatsächlich ist der Innenhof kein normaler Innenhof, sondern sehr schick und auch das gesamte Gebäude ist nicht wie alle anderen. Vorne im Gang gibt es auch eine Infotafel, es lohnt sich also mal dort einen Blick reinzuwerfen.
Und vier Tage in Nagyvázsony
Der eigentliche Plan war es, zusammen mit meinen Eltern noch bis Donnerstag in Budapest zu bleiben. Allerdings war am Donnerstag der Nationalitätentag in der Nagyvázsonyer Grundschule, weshalb ich schon am Mittwochnachmittag zurück gefahren bin. Am Donnerstagnachmittag habe ich dann meine Eltern von der Bushaltestelle abgeholt und am Abend haben wir zusammen mit Svetlana in unserer Wohnung gegessen.
Am Freitagvormittag sind wir nach Balatonfüred gefahren und das Wetter war top. Am Balaton haben wir dann die anderen Touristen mit dem Versuch, ein Foto von uns und dem See zu machen, unterhalten und sind danach noch ein wenig auf der Promenade spazieren gegangen. Gegen Mittag mussten wir schon wieder zurück nach Veszprém, weil ich um 15:00 Uhr beim Orchester sein musste. Um 16:00 Uhr haben wir nämlich ein Veszprém an einem Denkmal ein kleines Ständchen gespielt, weshalb weiß ich auch nicht so genau. [] Meine Eltern sind überall mit hingekommen, sodass sie auch eine authentische ungarische Veranstaltung erlebt haben.
Natürlich wollten viele Leute, die ich hier so kenne, meine Eltern kennenlernen. Deswegen sind wir am Samstagvormittag zusammen mit meiner Mentorin Viola und ihrem Mann und ihren drei Kindern wandern gegangen. Unser Ziel war die Zádor Burgruine in der Nähe von Nagyvázsony und um 9:30 Uhr ging es vom Nachbardorf Barnag los. Die Wanderung war sehr schön, weil alles grünt und blüht und der Wanderweg war sehr gut. Ein Teil des Weges war wieder die Kék-tour , die auch durch Nagyvázsony und auf den Kab-hegy führt. Besonders dieser Abschnitt hat mir gut gefallen, weil der Weg sich durch den Wald geschlängelt hat. Da ich auch meine Weihnachten in Violas Familie verbracht habe, haben meine Eltern alle zum Mittagessen im lokalen Restaurant in Nagyvázsony eingeladen. Das Ganze hat wie immer länger gedauert als gedacht, sodass wir uns danach ein wenig beeilen mussten, um zu unserem nächsten „Termin“ zu kommen.
Um 15:00 Uhr waren wir zum Geburtstagskaffee wieder in Barnag eingeladen. Wir haben allerdings mehr Wein als Kaffee getrunken. [] Und zwar habe ich Anfang des Jahres bei einem Konzert in Balatonfüred ein sehr freundliches Ehepaar aus Barnag kennen gelernt. Beide sprechen ausgezeichnet Deutsch und haben mich nach dem Konzert spontan zum Mittagessen am nächsten Sonntag eingeladen. Ildikó hatte nämlich ihren Namenstag. Wir haben es auch Miklós zu verdanken, dass wir in Budapest das Parlament besichtigen konnten, denn er hat sich um die Karten gekümmert. In Barnag leben Ildikó und Miklós zusammen mit Miklós‘ Mutter Gizella, die am Samstag ihren 97. Geburtstag feierte. Leider konnte mein Vater nicht mitkommen, weil er ausgerechnet jetzt krank wurde, was Miklós sehr bedauert hat. Trotzdem war es ein sehr amüsanter Nachmittag.
Zuerst gab es natürlich den obligatorischen Begrüßungsschnaps. Außer uns war noch die Nachbarin sowie die Frau, die sich um Gizella kümmert eingeladen. Sie konnten beide kein Deutsch, aber ich konnte mich trotzdem mit ihnen auf ungarisch unterhalten. Gizella allerdings spricht sehr gut Deutsch und kennt sogar sehr viele deutsche Volkslieder, von denen sie auch eins zum Besten gegeben hat. Nach dem Wein und Pogácsen gab es dann die Geburtstagstorte. Aber es gab auch noch eine zweite Torte, da die Frau, die sich ab und zu um Gizella kümmert auch Geburtstag hatte. Diese Torte war eine Sachertorte, worüber ich mich sehr gefreut habe, da ich in Wien zu geizig dafür war. Allerdings waren zwei Torten sehr viel, weshalb meine Mutter und ich auf das Abendessen verzichtet haben. Es war ein sehr schöner Nachmittag und ich bin sehr dankbar über die Einladung, zumal meine Mutter dadurch ungarische Tradition besser als in jedem Touriprogramm erleben konnte.
Als wir nach dem Kaffee um 19:00 Uhr wieder zurück in Nagyvázsony waren, sind meine Mutter und ich in unsere Wohnung gegangen, um die Boardingpässe für den Rückflug meiner Eltern und für mich nach Brüssel herunterzuladen. Zusammen mit Svetlana und einer Flasche Rotwein hatten wir noch sehr viel Spaß an diesem Abend.
Und der letzte Tag…
Am letzten gemeinsamen Tag mit meinen Eltern, Sonntag, haben wir dann endlich den Dorfspaziergang nachgeholt. Wir waren auf der berühmten Nagyvázsonyer Burg und im Jugendzentrum bevor wir meine Sachen aus der Wohnung abgeholt haben. Danach sind wir gemeinsam mit dem tonnenschweren Koffer meiner Eltern zur Bushaltestelle gegangen, um den Bus nach Veszprém zu nehmen. Ich war ein wenig nervös, dass wir unseren Anschlussbus von Veszprém nach Budapest verpassen, da ich sonst meinen Flug nach Brüssel zur Europäischen Jugendwoche auch verpasst hätte. Es hat aber alles super geklappt, sodass wir schließlich zu dritt auf der letzten Bank im Bus nach Budapest saßen.
An der Bushaltestelle in Budapest hieß es dann Tschüss sagen, da ich zum Flughafen gefahren bin, während meine Eltern erst am Montag nach Hause geflogen sind und noch eine Nacht in Budapest übernachtet haben. Die Woche mit meinen Eltern war sehr schön, da es eben ein Unterschied macht, wenn dich jemand schon dein ganzes Leben lang kennt. Aber mit dem Wissen, dass wir uns wahrscheinlich in zwei Monaten wiedersehen, war der Abschied erträglich. [] Zumal hatte ich ein tolles Erlebnis in Brüssel vor mir…