Besuch, Schottland und Festivals
Rike87 wandelt in Edinburgh auf literarischen Spuren und erlebt auch ansonsten ereignisreiche zwei Wochen.
Da das Internet hier mal wieder streikt, konnte ich länger nichts schreiben, aber auf die Computer in der Bibliothek ist zum Glück Verlass, sofern man sie geöffnet vorfindet. Das ist nun endlich mal der Fall!
Vor inzwischen zweieinhalb Wochen kam Sarah für eine Woche zu Besuch und wir haben viele tolle Sachen unternommen! Zunächst sind wir für ein paar Tage nach Edinburgh gefahren, wo wir glücklicherweise bei anderen europäischen Freiwilligen unterkommen konnten und ich mal wieder Gelegenheit hatte, mit Carmen, unserer Gastgeberin, ein bisschen Spanisch zu reden, sofern mir die Vokabeln noch einfielen. Wir wurden auch die ganze Zeit bekocht und umsorgt wie das eben so ist in Spanien. Unsere Hilfe wurde natürlich abgelehnt...
In Edinburgh sind wir zunächst durch die Altstadt gelaufen, die majestätisch auf einem Berg thront, auf dessen höchstem Punkt sich das Schloss befindet, was wir uns wegen horrender Eintrittspreise allerdings erspart haben. Stattdessen haben wir lieber einen Cappuccino in dem Café getrunken, das sich selbst als Geburtsort Harry Potters bezeichnet.
Wie alle Kenner wissen, stimmt das so natürlich nicht, denn er wurde auf einer langen, langweiligen Zugfahrt „geboren“, mental zumindest. Immerhin liegt in dem Café überall Papier zum Schreiben, sodass die Legende über das Schreiben auf Servietten vielleicht gar nicht stimmt. Könnte natürlich auch eine neuere Entwicklung sein.
Am Abend haben wir einen Pub aufgesucht, in dem es so zuging, wie man sich das Treiben in einem schottischen Pub vorstellt: lauter laute, betrunkene Menschen, die fröhlich von Tisch zu Tisch sprangen (und das meine ich wörtlich). Dass betrunkene Briten im Allgemeinen vulgär werden, kann ich nicht leugnen, aber es herrscht doch zumeist eine freundliche, offene Stimmung.
Am Sonntag haben wir uns die Altstadt und ihre Geschäfte näher angesehen und viele Fotos gemacht. Nachmittags haben wir das schottische Parlament und ironischerweise gleich gegenüber die Residenz der Queen gesehen, wo sie offenbar wohnt, wenn sie sich mal nach Schottland wagt. Wir sind dann auf einen Berg geklettert, der direkt an das Zentrum angrenzt. Die Stadt hört an dieser Stelle, logischerweise, einfach auf, was irgendwie seltsam ist. Als ob man die Stadt im Rücken und die Highlands vor Augen hat.
Da an diesem Tag die Wolken sehr, sehr tief hingen, konnten wir leider nicht so viel erkennen und Edinburgh machte insgesamt einen sehr weißen Eindruck.
Am Montag waren wir noch in einer Galerie für moderne Kunst, die sehr schön etwas außerhalb des Zentrums an einem Fluss gelegen ist und haben den Sonnenschein, der kurz vor Abfahrt plötzlich Gestalt annahm, genossen. Dann sind wir auch schon zurück nach England gefahren. Wieder in Gibside angekommen, haben wir noch ein bisschen Evas Geburtstag gefeiert und damit auch das Ende jeglichen Teenagerlebens in den Stables.
Sarah musste sich dann natürlich noch ansehen, was Nordostengland so alles zu bieten hat, also sind wir am Dienstag nach Durham gefahren und haben Altstadt, Kathedrale und kurz auch das Schloss angesehen. Beachtenswert natürlich der Kreuzgang der Kathedrale, wo für den ersten Harry-Potter-Film gedreht wurde (Weltkulturerbe ist die Kathedrale natürlich auch noch). Abends wurde Evas Geburtstag dann noch mal richtig gefeiert mit ganz viel Essen und ein paar Freunden.
Am Mittwoch sind wir nach Newcastle gefahren und haben uns über die paar Sonnenstrahlen zwischendurch gefreut. Ich war jetzt auch endlich mal in der Burg, also im Castle von Newcastle, was wirklich nett war. Man hat eine schöne Sicht über die Stadt, aber noch bemerkenswerter ist, dass man das Gebäude von der Stadt aus nie sieht, obwohl es doch so groß ist.
Seltsam ist auch ein Platz, der nicht sonderlich groß, aber voller Mülleimer ist. Es gibt da bestimmt 20 Mülleimer, die in ordentlichen Reihen aufgestellt sind. Ich weiß nicht, ob es sich um Kunst oder um einen Aufruf zur Sauberkeit handelt...
Donnerstag und Freitag habe ich gearbeitet, um Sarah mal zu zeigen, was ich den lieben langen Tag hier so mache, und am Samstag wollten wir eigentlich ans Meer fahren, was dann dank starken Dauerregens ausfallen musste. Abends waren wir zur Museumsnacht in Newcastle, wo viele Museen und Galerien kostenlos besichtigt werden konnten.
Oft gab es auch ein kostenloses Glas Wein und eine Galerie hatte sogar ein kaltes Buffet angeboten, was schon ziemlich leer war, als wir dort ankamen (und noch leerer, als wir wieder gingen). Ein Mann, der dort arbeitete, hatte allerdings offenbar Mitleid mit uns oder vielleicht sahen wir auch alle halb verhungert aus, jedenfalls hat er uns noch mehr Essen gebracht. Die Kunst war nicht so appetitlich, ein Gemälde nannte sich beispielsweise „Ghost of a fart“...
Sarah ist am Sonntag gefahren und daher mussten wir das gute Wetter (ja, mal wieder am letzten Tag) nutzen und sind nach Tynemouth ans Meer gefahren. Es war richtig schön in der Sonne zu sitzen und aufs Meer zu schauen, da bekommt man so eine richtige Urlaubsstimmung, auch wenn mein Urlaub da schon fast vorbei war.
Letzte Woche habe ich gearbeitet, sodass dann auch nicht so viel Spannendes passiert ist. Am Dienstag kam eine sehr große Gruppe von der Yorkshire Bank, die einen Tag lang in Gibside helfen wollte. Man muss natürlich erstmal Aufgaben für 75 Leute finden. Eine davon war es, Disteln aus einer Wiese zu entfernen, die bald wieder mit Wildblumen und Gräsern bewachsen sein soll.
Diese Gruppe wurde von den Europäischen Freiwilligen betreut... ja, das war ein Spaß. Die Bank hat offenbart viel Geld (naja, es ist eben eine Bank), denn sie haben viele Spaten und Schaufeln für diesen einen Tag gekauft, die sie uns dann gleich überlassen haben. Was für eine Verschwendung!
Am Mittwoch haben wir endlich erfahren, wer der neue Landscape Manager in Gibside wird. Seit Januar hat Phil den Job übernommen, obwohl er selbst erst kurz vorher Assistant Landscape Manager wurde. Er hat das aber so gut hinbekommen, dass er sich auch für die Stelle beworben hat und genommen wurde. Jetzt ist Phil also, mit 24, unser neuer Landscape Manager. Ich kann wahrscheinlich froh sein, wenn ich mit 24 mein Studium abgeschlossen habe. Naja, dafür hat er dann auch gleich einen Kuchen von uns bekommen!
Am Freitag waren wir mal wieder strimmen, aber diesmal nicht in Gibside, sondern am Hadrianswall. Der National Trust meinte es gut mit uns an diesem Tag, denn wir haben uns noch den ummauerten Garten von Chester angesehen und ein Eis hat er uns auch ausgegeben.
Das Wochenende war nicht sehr ereignisreich. Am Samstagabend fand eine Party von einer Kollegin statt mit den 20er Jahren als Thema, sodass man sehen musste, so was wie ein Kostüm zu finden.
Am Sonntag waren wir am Meer, denn es ist ja nicht weit, aber so schön dort.
Gestern war der zweite Bank Holiday in England, sodass ich mal wieder Autos einweisen durfte. Abends war ein großes Musikfestival in Newcastle, das wir uns natürlich nicht haben entgehen lassen!
Das Evolutionfestival ist für einen guten Zweck (Water Aid) und hat auch nicht viel gekostet. So haben wir für 4 Pfund unter anderem Kate Nash und The Streets gesehen, was wirklich wunderbar war! Die Stimmung war auch einfach super an einem warmen Maiabend direkt am Tyne mit ich weiß nicht wie vielen tausend Menschen um einen herum.
Erstaunlich ist auch die nicht enden wollende Höflichkeit der Engländer, die sich selbst bei so einem Event noch tausendmal entschuldigen, wenn sie einen mutwillig anrempeln oder sich vordrängeln. Der Bus zurück war dann auch ziemlich voll für halb zwölf nachts in Rowlands Gill...
Heute habe ich frei und musste mich erstmal vom gestrigen Stress erholen. Morgen geht dann der normale Arbeitsalltag weiter.