Barcelona
Winterferien in der sonnigen Stadt Gaudís.
Kurz vor den Weihnachtsferien verkündete mir meine Mentorin, dass alle Freiwilligen mit in die Winterferien fahren dürften. Meine isländische Mitfreiwillie sollte nach Norwegen zum Skifahren und ich durfte mit nach Barcelona.
BARCELONA!!!
Wow! Yippieh! Juhu!
Ich war so froh und überglücklich, dass das Bofaellesskab (die Wohngemeinschaft der Behinderten) es uns ermöglichte mit in die Ferien zu fahren. Als ich aus den Weihnachtsferien wieder zurück nach Dänemark gekommen bin, ging die große Vorbereitung auch schon los. Es gab zahlreiche Meetings und es wurden immer wieder neue Packlisten sowie Programmlisten verteilt. Ein ganz schön großes Durcheinander, aber irgendeiner hatte schließlich immer den Überblick. Die Beboerne (so nennen wir die behinderten Einwohner Herthas und es heißt so viel wie „Bewohner“) waren ganz schön aus dem Häuschen und sprachen schon zwei Wochen vor der großen Reise über nichts anderes mehr. Ich staune immer wieder darüber, wie lebensfroh und mit welcher Energie und Elan sie allem entgegenfiebern, egal ob großes oder kleines Ereignis, für sie ist alles was passiert nicht alltäglich, sondern immer ein großes Event, ob es nun der Arbeitstag in der Bäckerei, die Schwimm- oder Reitstunden am Nachmittag oder einfach nur die neue Rasmus Seebach- oder Candys-CD ist. In der letzten Woche vor dem großen Ereignis wurden dann Gruppen eingeteilt, wer mit wem den Koffer packt und in welchen Koffer wie viel rein darf, wer sich mit wem ein Zimmer teilt und schließlich auch was alles auf dem Programm stehen sollte. Wir sollten am Montag, den 21. Januar abreisen, am Samstag zuvor reiste die größere Gruppe nach Norwegen ab und die Barcelonagruppe versammelte sich früh morgens vor dem Herthahus um die anderen zu verabschieden. Bei zahlreichen Umarmungen und Farvels kam dann schon ganz schön Reisefieber auf und wir konnten es kaum noch erwarten nach Spanien aufzubrechen.
Das Wochenende verging dann auch wie im Flug und am Montag morgen um sieben ging der Tag dann auch schon los. Ich sollte Sandwiches und Madpakke (Reiseproviant) für alle vorbereiten. Ziemlich müde und äußerst gespannt auf das was mich erwarten würde bereitete ich 48 Sandwiches, 20 Karotten und allerlei andere – natürlich gesunde ;) - Leckereien vor.
Um acht wurden dann nochmal alle Koffer zur Sicherheit gewogen und noch einiges Umverteilt und dann ging das ganze Gepäck in unseren großen, alten VW-Bus. Nun ging die Aufregung richtig los. Alle sprachen durcheinander und es gab nur ein Thema: Das Flugzeug. Wir würden nämlich nach Barcelona fliegen und für einige sollte es der erste Flug werden.
Während der Fahrt nach Billund beruhigten sich alle wieder einigermaßen und als wir es duch Schnee und Eis dann schließlich zum Flughafen geschafft hatten, stieg die Anspannung wieder an. Aber erst mal einen Parkplatz finden. Dies sollte sich als etwas schwierig gestalten und wir mussten unseren Bus so gut wie am anderen Ende des Flughafens abstellen. Könnte problematisch werden, wenn wir wieder zurück kommen, meine eine der Pädagogen, da wir spät nachts zurück kommen würden, aber wir würden schon eine Lösung finden. Erst einmal mussten wir die Koffer aufgeben. Alle erfüllten das Gewichtlimit und schon war es an der Zeit für eine erste Pause. Die eine Hälfte der Madpakker wurde vertilgt und dann ging es auf zur Sicherheitskontrolle. Alles lief wie am Schnürchen und dann hieß es nur noch warten, dass es endlich in den Flieger ging.
Als wir schließlich alle mehr oder weniger bequem im Flugzeug saßen stieg die Anspannung bei einigen noch einmal an, aber als wir dann in der Luft waren, legte sich die Aufregung wieder und alle, die einen Fensterplatz ergattert hatten, staunten nicht schlecht über den herrlichen Ausblick auf das winterlich verschneite Dänemark.
Während des Fluges wurden meine, doch recht spärlichen, Dänischkenntnisse auf die Probe gestellt, als mir eine der Behinderten, für die ich während des Urlaubs ein bisschen die Verantwortung übernehmen sollte und mit der ich mir auch das Zimmer teilen würde, von ihren Erlebnissen aus dem letzen Afrikaurlaub erzählte. Das sie viele Tiere gesehen hatte, konnte ich einigermaßen gut erraten und bei allem anderen mussten mir die andren ein bisschen Übersetzungshilfe geben. Aber dennoch war ich sehr stolz, dass es doch so einigermaßen gut geklappt hatte. Und in mir stieg die Hoffnung auf, dass ich vielleicht einen großen Sprung vorwärts machen könnte, in Sachen dänischer Sprache.
Zweieinhalb Flugstunden später landeten wir dann in Girona und als wir das Flugzeug verließen begrüßte uns die spanische Sonne mit wunderbar warmen 20 °C. Was für ein Klimaschock, wir erlebten einen Temperaturunterschied von beinahe 30°C und es war toll mal keinen Schnee und Wintergrau sehen zu müssen.
Nachdem wir ein Taxi gefunden hatten ging die ungefähr einstündige Fahrt nach Barcelona los. Wir staunten nicht schlecht über die sehr schöne und vor allem grüne Landschaft.
Nachdem der Taxifahrer sich gründlich verfahren hatte, wir die ersten Kommunikationsprobleme hatten und ziemlich hilflos auf irgendeinem Platz mitten in Barcelona standen, machten sich Müdigkeit und die Anstrengung der Reise bei fast allen bemerkbar.
Aber letztendlich fanden wir dann doch zu unserer Ferienwohnung. Als wir diese betraten blieb uns die Sprache weg, wir sollten in einer wunderschönen Designerwohnung wohnen dürfen. Herrlich! Die Zimmer waren schnell eingeteilt und alle fühlten sich sofort wie zu Hause.
Nach einem schnellen Abendessen in irgendeinem – touristenüberfüllten – Restaurant fielen wir alle hundemüde in die Betten.
Am nächsten morgen gings dann nach dem Frühstück auf zu einem kleinen Stadtbummel. Alle Desigualläden an denen wir vorbei kamen, wurden ausführlich begutachtet und die ein oder andere fand auch ein größeres oder kleineres Andenken. Wir schlenderten die Ramblas hinunter und die Kameras liefen auf Hochtouren, wir bestaunten den Hafen und kehrten schließlich in ein kleines Café ein. Heiße Schokolade sollte es für mich sein. Die heiße Schokolade stellte sich als sehr anders heraus, als ich sie kannte und so beschloss ich in jedem Café, dass wir in Barcelona besuchen würden eine Schokolade zu trinken um am Ende Barcelonas beste heiße Schokolade küren zu können. Gesagt, getan. Die beste gabs in einem kleinen Biocafé – den Namen habe ich leider vergessen.
Schnell wurde für uns klar, dass Barcelona nicht zu besichtigen war ohne mindestens ein Gaudígebäude zu sehen – es wurden dann im Laufe der Woche einige mehr und wir waren schwer beeindruckt von dessen Ideenreichtum und Kreativität. Besonders die Sagrada Familia, die, obwohl sie sich noch immer in der Bauphase befindet, äußerst beeindruckend ist und einem schier den Atem nimmt, da sie mit einer majestätischen Grüße und Eleganz aufwartet, die man selten zu sehen bekommt. Eines der Gaudíhäuser, dass wir besichtigten stellte sich leider als Touristenmagnet heraus und wir waren nach gut 20 Minuten wieder draußen. Aber der Gaudípark - Park Guell - weit oben über den Dächern Barcelonas war einer der Höhepunkte unserer Ferien. Wir stiegen den steilen Berg hinauf, teilweise fuhren wir auch mit Rolltreppen – was sehr angenehm war – und bestaunten wiedereinmal die architektonischen Meisterleistungen des Genies Gaudí.
Wenn man Barcelona besucht, darf natürlich ein weiterer Meister nicht fehlen. Genau. PICASSO. Im Picassomusem ließen wir uns entführen in des Künstlers wirklich beeindruckenden Malkünste. Und im Museumsshop deckte sich jeder mit zahlreichen Souvenirs ein.
Als kleiner Spaßprogrammpunkt stand das städtische Aquarium auf dem Plan. Wir bewunderten allerlei große und manchmal auch äußerst kleine Meeresbewohner.
Selbstverständlich darf bei einem Spanienurlaub der Besuch einer Tapasbar nicht fehlen. Zum Abschluss unserer Reise speisten wir königlich und genossen allerlei spanische und katalanische Leckereien.
Nach fünf Tagen war die tolle Zeit in Barcelona auch schon wieder zu Ende und wir mussten uns schweren Herzens, die Koffer aber voll mit neuen Kleidern, Souvenirs, den neu gekauften Stricksachen (ich habe nämlich stricken gelernt :) ) und tausenden von schönen Erinnerungen.
Ich kann gar nicht sagen, wie froh und dankbar ich bin, dass ich diese tollen Ferien erleben durfte. Es gab mir die Chance alle besser kennen zu lernen und alle noch mehr ins Herz zu schließen. Ich werde diese tollen Erinnerungen niemals vergessen.
Als wir spät nachts in Billund landeten und wir das Flugzeug verließen wehte uns eisiger Wind und ein kleiner Schneesturm entgegen. Willkommen in Dänemark! Ach, war es doch so schön warm gewesen im Süden. Es kam einem beinahe unwirklich vor, wie eine Zeitreise. Jetzt konnten wir nur wieder vom Sommer träumen.