Bäume sind wie Elefanten, nur langsamer - das geheime Leben der Bäume
Das Buch, „Das geheime Leben der Bäume“ von Peter Wohlleben ist ein großer Erfolg geworden. Wir treffen Peter Wohlleben und lassen uns seine Sichtweise über Bäume, Wälder und deren soziales Leben näherbringen.
Das Buch „Das geheime Leben der Bäume“ von Peter Wohlleben war ein internationaler Erfolg. Peter Wohlleben zeigt darin eine ganz neue Sichtweise auf Wälder, Bäume, Pflanzen und das soziale Zusammenleben auf. 30 Jahre arbeitete Peter Wohlleben als Förster in einem konventionellen Wald. Nun betreibt er in der kleinen Gemeinde Hershofen, in der Nähe von Bonn, einen naturbelassenen Wald auf ca. 5 km² und seit einigen Jahren auch die Waldakademie Hümmel in Zusammenarbeit mit drei weiteren Kollegen. Durch sein Buch, das ein großer Erfolg in Deutschland, Frankreich, Polen, den USA und in Kanada wurde sind Peter Wohlleben, seine Arbeit und Sichtweise, national bekannt geworden. Der Autor selbst sieht diesen Erfolg als Beweis dafür, dass Menschen überall auf der Welt eine besondere Verbindung zu Bäumen und Wäldern haben. Am 26.Juli nimmt sich Peter Wohlleben eine Stunde Zeit, um mit mir und einem Freund über seine Arbeit und seine Erkenntnisse zu reden.
Zu Beginn unseres Gesprächs erklärt uns Peter Wohlleben, es sei ein Fehler die Natur in drei Klassen aufzuteilen: 1. Menschen, 2. Tiere und 3. Pflanzen. Er betont, sein Anliegen sei es, die Sichtweise auf die Natur öffnen, aufzuzeigen das Bäume soziale Wesen sind und zu erklären was in einem Wald passiert. Er erklärt uns beispielsweise, das Bäume in der Lage sind Familienmitglieder zu identifizieren. So füttern zum Beispiel Mutterbäume ihre Seedlinge mit wichtigen Nährstoffen oder Familienmitglieder füttern einen alten, kranken Baum, sodass er überlebe kann. Warum tun Bäume das? Peter Wohlleben meint, Bäume wüssten, dass sie nur gemeinsam, als Wald stark sind. Unsere Theorie „Survival of the fittest“ hält er, in der Welt der Bäume, für nicht korrekt. Auch sagt er, gibt es Beziehungen zwischen Bäumen. Man findet Bäume, deren Wurzeln völlig ineinander verwoben sind. Würde man einen Baum fällen würde auch der andere sterben. Peter vergleicht das mit einem alten Liebespaar. Bäume haben außerdem die Fähigkeit miteinander zu kommunizieren. Sie tun das, sehr langsam über Pilznetze (World-Wood-Net) im Boden und schnell, über Düfte im Wind. Bisher können wir aber nur negative Informationen, wie die Warnung vor einem Käferbefall messen. Die umstehenden Bäume haben dann die Möglichkeit, Bitterstoffe auszusenden, sodass der Käfer sie nicht befällt. Die Warnung über den Wind funktioniert sogar so schnell, dass Giraffen immer gegen den Wind an einem Baum fressen, denn die Bäume in Windrichtung schmecken nach der Warnung bitter. Die Signale, die Bäume aussenden um miteinander zu kommunizieren, haben auch auf uns einen Effekt. In bewirtschafteten Wäldern, Peter Wohlleben bezeichnet sie als „gestresste Wälder“ steigt unser Blutdruck, wohingegen er in natürlichen Wäldern sinkt. Er sagt auch, man könne den Unterschied riechen, doch wahrscheinlich riecht ein „gestresster Wald“ für uns wie ein Urlaub in Spanien. Die sozialen Strukturen, die in einem Wald herrschen, vergleicht Peter Wohlleben oft mit einer Elefantenherde.
Was unterscheidet also einen naturbelassenen Wald von einem normal bewirtschafteten Wald? Peter Wohlleben spricht zuerst an, dass ein naturbelassener Wald ca. 3 °c kühler ist, als ein bewirtschafteter Wald. So schadet der Klimawandel, den bewirtschafteten Wäldern viel mehr, als den naturbelassenen. Auch Waldbrände sein in einem naturbelassenen Wald viel seltener als in einem bewirtschafteten. Das liegt unter anderem daran, dass Bäume natürlicherweise viel näher beisammen wachsen, als wir sie pflanzen. So wachsen sie langsamer aber stärker. Wir aber pflanzen die Bäume so, dass sie schnell groß werden und wir sie fällen können. Außerdem können die Bäume, wenn sie mit so viel Abstand gepflanzt sind, nicht miteinander kommunizieren und kein Netzwerk aufbauen. Einen einzelnen Baum in der Stadt zum Beispiel bezeichnet Peter Wohlleben als einen Waisen. Als er gepflanzt wurde, wurden seine Wurzeln gekürzt, was dem jungen Baum schadet. Außerdem hat er nie die Möglichkeit sich mit anderen Bäumen zu vernetzen. Er hat keine Familie. Aber er hat überlebt. Das ist laut Peter, wie der zweite Preis. Denn die Chance, dass aus einem Samen ein Baum wird beträgt eins zu zwei Millionen.
Also sollen wir uns in Zukunft schlecht fühlen, wenn wir Holz benutzen, oder wenn wir einzelne Bäume in der Stadt sehen? Nein, aber es ist wichtig, zu wissen, dass Bäume intelligente Wesen sind, und wir ihre Natur so wenig wie möglich beeinflussen sollten. Zuerst müssen wir unsere Sichtweise auf Pflanzen verändern. Pflanzen sind nicht weniger wert als Tiere oder Menschen. Vielleicht können wir sogar von Pflanzen lernen, zum Beispiel, uns mehr Zeit für Dinge zu nehmen, also Dinge in „Treespeed“ zu tun, geduldig zu sein, oder aber etwas selbstlos und stattdessen für eine starke Gemeinschaft zu tun. Peter Wohlleben sagt, „Wenn Bäume wählen könnten, würden sie niemals rechte Parteien wählen. Dann sie wissen, es ist wichtig, jeden in der Gemeinschaft zu unterstützen.“