Austausch Scheinfeld-Trbovlje Part III
Da war noch was. Wie war es eigentlich als der Gegenbesuch aus Deutschland kam?
Eines Sonntags Mitte April rollte ein Seifert Bus in Trbovlje ein, der sehnsüchtig auf dem Schulparkplatz von Austauschpartnern samt Eltern, Lehrern und natürlich von mir erwartet wurde.
Ich dokumentierte die Ankunft (wie immer mittlerweile) mit dem Schulfoto und sah durch die Linse wie groß die Wiedersehensfreude war, wenn Partner sich in die Arme fielen. Zusammen mit den Deutschlehrerinnen brachte ich die deutschen Lehrer und den Busfahrer im Jugendzentrum unter, da dies ja quasi mein zweites Zuhause ist, konnte ich alles zeigen.
Während mir einer der Lehrer, die lustigerweise beide Peter heißen, schon in Deutschland das Du angeboten hatte, und es mir verhältnismäßig leicht fiel ihn zu duzen, da ich ihn nie als Lehrer hatte, war das schon etwas anderes als der andere Peter mir das Du anbot. Er war mein Geographielehrer durch die komplette Oberstufe hindurch und unterrichtete mich auch vorher schon mal ein Jahr in Mathe. Um es kurz zu machen: ich halte ihn für einen der gebildetsten und belesensten Menschen, die ich kenne, hatte wahnsinnig gerne Unterricht bei ihm und habe einen heiden Respekt vor ihm. Dementsprechend viel mir das duzen hier nicht ganz so leicht. Im Laufe der Woche und nach mehreren Unternehmungen habe ich es aber doch ganz gut hinbekommen.
Am ersten Abend gingen wir Lehrer (mittlerweile fühle ich mich wirklich fast schon so) in die Pizzeria gegenüber von meinem Haus und besprachen bei guter Pizza erstmal das anstehende Programm und plauderten über allerlei.
Montag stellte den ersten Tag des Austausches dar und begann mit einer Einführung für die Deutschen in das slowenische Schulsystem, einer Schulhausführung und auch einer Vorstellung der Region Zasavje durch mich. Ich erzählte von der Bergwerksvergangenheit der kleinsten Region Sloweniens, den Einwohnern der 3 Städte Hrastnik, Zagorje und Trbovlje, der Landschaft mit dem höchsten Berg Kum und was mir am Leben hier besonders gefällt.
Da mich einige Schüler natürlich schon vorher persönlich kannten (sie kommen ja immerhin von meiner alten Schule), waren sie auch neugierig, sodass ich von meinem Alltag hier, meinen Aufgaben und auch vom Europäischen Freiwilligendienst allgemein erzählte.
Nach diesen informativen Stunden ging es los „in die Stadt“. Das Quiz, welches die eine Deutschlehrerin normalerweise im 2. Jahrgang mit ihren Schülern zum Thema Wegbeschreibung durch Trbovlje macht, führte ich nun etwas abgewandelt mit den deutschen Gästen durch. Dabei stand auch ein Besuch im hiesigen Museum und in den alten Bergarbeiterwohnungen an. Zudem hatte ich im Jugendzentrum eine Führung auf Deutsch für uns organisiert.
Der Nachmittag stand den Schülern zur freien Verfügung und ich fuhr mit den deutschen Lehrern zum Häuschen der einen Deutschlehrerin im kleinen Dorf Tirna. Wir spazierten durch die Gegend, redeten viel und grillten schließlich. Ich lernte schon hier meine ehemaligen Lehrer von einer ganz anderen Seite kennen. Lehrer sind wirklich auch nur Menschen und das ist für mich als angehende Lehrerin sehr beruhigend.
Tag zwei war Dienstag und die Schüler mussten unter meiner Anleitung das Stadtfotoprojekt weiterführen. Hierzu gingen sie in der ersten Stunde am Morgen durch Trbovlje um ihr persönliches Bild zu schießen, welches sie mir anschließend mailten.
Daraufhin gab es eine Stunde Geographie in der wir viel über die landschaftliche Beschaffenheit Sloweniens lernten. Für mich war es super die ganze Woche bei den deutschen Austauschschülern dabei zu sein, da auch ich so viel Neues erfuhr und sah. Beispielsweise auch das Bergwerksmuseum in Kisovec, in das wir anschließend fuhren. Hier gab es einen nachgebauten Stollen, den man mit Helm betreten konnte, viele alte Maschinen, einen „Bergmann“, der uns herumführte und auch eine echte Bergmannsmahlzeit zum Kosten.
Nächster Halt war GEOSS, das ist der errechnete geometrische Mittelpunkt Sloweniens, an dem man Denkmäler und Flaggen aufgestellt hatte. Ich schoss natürlich wieder einige Bilder und drehte auch Videos mit den deutschen Schülern, um einen ähnlichen Kurzfilm wie schon mit den Slowenen zu machen.
Unser eigentliches Ziel an diesem Tag war aber Ljubljana, wo uns die Geographielehrerin herumführte und mit der Geschichte und einigen Sehenswürdigkeiten (, die ich natürlich schon kannte,) vertraut machte. Als wir wieder in Trbovlje ankamen, hatten die Schüler mit ihren Partnern einen Sportnachmittag, an dem ich allerdings nicht teilnahm.
Am Mittwoch schließlich gab es den ersten Slowenischunterricht für die Deutschen und für mich war es interessant zu sehen wie sie mit den Wörtern strauchelten, da es mir am Anfang hier haargenau so ging. Wann ist es jetzt „tsch“, „sch“ oder doch nur stimmhaftes „s“? Ich versuchte bei der Aussprache so gut es ging zu helfen.
Anschließend kam englisch an die Reihe. Hier machte eine der Englischlehrerinnen spielerischen Unterricht nach eher informellen Methoden, was mir natürlich sehr gefiel. Es gab viele kleine Aufgaben zu erledigen und wurde durch die ganzen Aktivitäten im Unterricht nicht langweilig. Am Ende mussten die Schüler und auch die Lehrer und ich, da wir ein Team bildeten, Luftballons zerplatzen und aus den herausfallenden Stücken Sätze bilden.
Im darauf folgenden Musikunterricht sangen Deutsche und Slowenen zusammen das Lied „Samo Ljubezen“, welches die slowenische Gruppe „Sestre“ 2002 beim Eurovision-Song-Contest zum Besten gab. Der Text war halb Deutsch, halb Slowenisch, sodass alle etwas dabei lernten. Auch das Fliegerlied probte ich nochmal mit den Schülern, da wir es am letzten Abend aufführen wollten.
In der Wirtschaftsstunde lernten die Schüler (auf Englisch) Familienbudgetplanung und welche Güter lebensnotwendig und welche nur Luxus sind. Danach kam Deutschunterricht mit Nina und mir. Nina ist über einen Publicservice an der Schule, der eine Art Arbeitslosenprogramm vom Staat ist. Als fertige Deutschlehrerin findet sie nämlich im Moment keinen Arbeitsplatz in Slowenien, was sehr schade ist, da ich sie als Lehrerin sehr gut finde und sie zudem einfach super nett, sympathisch und hilfsbereit ist. Ich hielt zunächst eine Präsentation über den slowenischen Nationaldichter France Preseren und Nina ging dann mit den Schülern eine seiner Balladen auf Deutsch durch (Povodni Mos-Wassermann). Zum Schluss mussten die Schüler ihre eigene Fortsetzung der Geschichte mittels einer zusätzlichen Strophe schreiben, was wirklich klasse Ergebnisse vorbrachte.
Die letzte Stunde war Geschichte über das mittelalterliche Slowenien mit seinen damals größten Städten, die interessanterweise alle auch deutsche Namen haben.
Am Nachmittag ging es für die Gastlehrer und mich dann zur anderen Deutschlehrerin nach Hrastnik. Es wurde wieder viel geredet und gegessen und die Zeit genossen. Ich dachte ursprünglich nicht, dass ich so viel Zeit mit den Lehrern verbringen würde, sondern irgendwie eher, dass ich mich den Schülern anschließe, doch ich habe festgestellt, dass zwischen 15/16 Jahren und 19 Jahren doch etwas Unterschied liegt und ich mich mittlerweile auf „der anderen Seite“ wohler fühle. Ich hatte super Gespräche mit den Lehrern und auch echt Spaß, da beide Peters gerne mal einen Witz machen und sehr gesellige Typen sind.
Am Donnerstag hatten die Schüler in den ersten zwei Stunden Chemieunterricht und sicherlich viel Spaß. Ich erinnere mich immer noch gern an meine zwei Chemiestunden vom Austausch. Ich konnte leider nicht teilnehmen, da ich mit einer der Deutschlehrerinnen die Fotos für das Stadtfotoprojekt aufgeklebt und beschriftet habe. Wie schon in Deutschland sollten auch hier die Gasteltern ihr bestes Foto, das dann prämiert wird, auswählen.
Daraufhin starteten wir den zweiten Ausflug wieder in Begleitung der Geographielehrerin. Unser erstes Ziel waren die Skocjanske Jame, slowenische Höhlen in der Karstlandschaft, die unter Unesco-Schutz stehen und die ich erst 3 Wochen zuvor mit meiner Familie angesehen hatte, als diese zu Besuch war. Nichtsdestotrotz genoss ich es, sie nochmal anzuschauen, da es dort wirklich beeindruckende Tropfsteine gibt.
Daraufhin fuhren wir noch nach Koper ans Meer, eine Küstenstadt, die ich zuvor auch noch nicht gesehen hatte. Es war super heiß und sonnig, was das Meer zu einem klasse Ausflugsziel machte und das Eis auch extra gut schmecken ließ. Was hier in Slowenien interessanterweise in vielen Eisdielen möglich ist, ist halb halb. Man kann also nur eine Kugel nehmen, aber mit zwei verschiedenen Sorten.
Auf dem Heimweg machten wir noch kurz im Shop des Weinguts Vina Koper Halt, sodass die Schüler Geschenke für ihre Eltern zuhause kaufen konnten. Auch ich nutze die Gelegenheit etwas von meinem mittlerweile Lieblingswein für daheim mitzunehmen.
Freitag war dann auch schon der letzte Tag des Austausches vor der Heimreise. In der ersten Stunde übten wir noch einmal die neu gelernten slowenischen Wörter und Mini-Dialoge, welche am Abend vorgeführt werden sollten. Und daraufhin gab es Posterarbeit für die Schüler zu verschiedenen Ausflügen und Bereichen des Austausches, ebenfalls für den Abend.
Um 18:00 Uhr fand dann die Endveranstaltung in der Sporthalle statt, die ich sehr gelungen fand. Zwei slowenische Schüler führten auf Deutsch und Slowenisch durchs Programm. Die Direktorin und ein Peter hielten eine Rede, die slowenischen Schüler berichteten ihren Eltern auf Slowenisch von ihren Erlebnissen in Deutschland und die deutschen Schüler auf Deutsch ihren Gasteltern von ihren Erlebnissen in Slowenien. Auch ihre Dialoge sagten sie brav auf und ernteten Beifall für ihr erlerntes Slowenisch. Es wurde viel gedankt und viele kleine Geschenke überreicht. Auch die drei besten Stadtfotos wurden gekürt und Preise überreicht. Zudem zeigten wir den Film, der in Deutschland entstand und ein paar Videos von den deutschen Schülern in Slowenien. Auch „Samo Ljubezen“ wurde von den Schülern vorgetragen und schließlich mit mir zusammen das Fliegerlied, bei dem nach und nach auch Lehrer, Eltern und Geschwister einstiegen. Natürlich durfte auch ein buntes Buffet, das die slowenischen Eltern zusammengetragen hatten, nicht fehlen.
Zum Abschluss des 23. Austausches gingen die Lehrer und ich nochmal zur Pizzeria, um den Abend ausklingen zu lassen.
Am nächsten Morgen um 8 Uhr hieß es dann für alle Schüler und die Lehrer und auch mich Abschied nehmen. Ich fuhr nämlich mit ihnen für eine Woche nach Hause, um meine Familie zu besuchen. Mir fiel es natürlich leicht, da ich schon bald wieder zurückkam, aber einige Partner verzwickten sich die Tränen…