Ausnahmsweise mal Hand- statt Kopfarbeit
Ein anstrengendes, aber äußerst interessantes Wochenende
Nachdem ich von einem rumänischen Freiwilligen, den ich beim On Arrival Training kennengelernt habe, eine Einladung auf Facebook für ein Event namens „Jablečná chasa – setkání na Kaprálově mlýně“ (Apfel Chasa – Zusammentreffen in Kapraluv Mlyn) erhalten hatte, war ich von Anfang an interessiert und konnte auch Lucia überzeugen, dass wir daran teilnehmen. Also machten wir uns am Freitag direkt nach der Arbeit mit gepackten Rucksäcken auf den Weg zum Busbahnhof, um zunächst nach Brno zu fahren. Dort holte uns dann (zum Glück, denn ohne ihn hätten wir den Weg nie gefunden, besonders weil es schon dunkel war :D) mein Bekannter ab und wir nahmen die Straßenbahn und einen weiteren Bus, bis wir endlich mitten im Nirgendwo angekommen waren. Darauf folgte ein ca 15 Minuten langer Fußmarsch mitten durch den Wald (spätestens hier wären wir alleine verloren gewesen, da waren Lucia und ich uns einig) und dann hatten wir endlich unser Ziel erreicht. Auch wenn es schon dunkel war, bekamen wir dann erstmal eine Führung über das große Grundstück, welches eine laaaange und komplizierte Vergangenheit hat (auf die ich aber nicht unbedingt eingehen will) und heute vor allem als Unterkunft für Pfadfinder Gruppen oder für andere Seminare zur Erziehung oder Aufklärung bezüglich der Umwelt und Umweltschutz dient. Da dort eben wie bereits erwähnt ebenfalls Freiwillige arbeiten, wurde vor gut einem Jahr neben dem großen Gebäude, das die Unterkunft für die Gruppen und das Büro beinhaltet, ein weiteres Gebäude errichtet, in dem die Freiwilligen leben. Es wurde mit einer speziellen Methode gebaut (mehrere Schichten aus Stroh und Lehm, so ganz genau hab ich es leider nicht verstanden :D) und da es recht groß ist, haben die meisten Teilnehmer des Wochenendes hier auch geschlafen. Diese waren hauptsächlich Pfadfinder aus Tschechien und der Slowakei (und diese Sprachen sind sich so ähnlich, dass sie sich problemlos unterhalten können), weshalb besonders anfänglich das Sprachproblem mal wieder sehr groß war :D Allerdings hat sich das mit der Zeit gegeben, da wenn man erstmal Kontakt zu den Leuten aufzubauen versucht, diese schnell reagieren und bald die meisten Englisch gesprochen haben. Mal abgesehen davon ist es für mein Tschechisch natürlich nicht schlecht viel zu hören... noch dazu hat sich herausgestellt, dass zwei Teilnehmer sogar Deutsch konnten und ich muss sagen es tut schon echt gut, mal wieder in der eigenen Sprache zu kommunizieren und verstanden zu werden. Den Freitagabend haben wir dann noch gemütlich bei guten Gesprächen im Strohhaus ausklingen lassen.
Am nächsten Morgen ging dann die tatsächliche Arbeit los. Wir konnten uns für verschiedene Aufgaben eingetragen und so hieß es für Lucia und mich (und natürlich noch andere :D) erstmal Äpfel aufsammeln und Gute von Schlechten zu trennen. Diese wurden dann mit einer Maschine zu Apfelsaft („mošt”) und teilweise zu Sirup verarbeitet. So konnte man, wenn man sich umgesehen hat, schon leicht mal jemanden in einem von den vielen Bäumen sitzen sehen, um sie zu schütteln... ein extrem lustiger Anblick :D Neben dieser Aufgabe wurden auch noch weitere größere Arbeiten erledigt, die anstanden, wie zb Feuerholz in die richtige Größe bringen, zum Haus karren und dort aufstapeln, Löcher auf dem Feld mit Erde befüllen oder einen alten Baum fällen und zerkleinern. So ist leicht vorstellbar, dass man nach so einem Tag doch recht geschafft und müde ist, jedoch habe ich festgestellt, dass es eine „gute Müdigkeit“ ist, wenn man etwas mit seinen Händen gearbeitet und geschafft hat! Noch dazu fiel die Arbeit viel leichter, da wir traumhaftes Wetter hatten (strahlender Sonnenschein, blauer Himmel, warme Temperatur), das vor allem den umliegenden Wald in märchenhaften Farben erstrahlen ließ. So machte das Ganze gleich noch viel mehr Spaß. Abends machten wir dann ein kleines Lagerfeuer mit einigen Spielen, bevor wir erschöpft in die Betten fielen.
Am Sonntag beschlossen wir das gute Wetter noch einmal mit einem Waldspaziergang auszunutzen, wobei ich mich mit zwei anderen auf den Weg zu zwei Höhlen machte, die wir dann ein bisschen erkundeten. Das war wirklich ein tolles Erlebnis, besonders, weil ich ja auch in Deutschland in der fränkischen Schweiz mit meinem Bruder regelmäßig Höhlen besuchte und es schon fast ein bisschen vermisst hatte. (und in diesem Gebiet gibt es wirklich sehr viele Höhlen!) Danach packten Lucia und ich unsere Sachen zusammen und machten uns auf den Rückweg. Da unser Bus erst um 8 Uhr fuhr, verbrachten wir den restlichen Tag noch in Brno (allerdings bei schlechtem Wetter), schauten uns ein bisschen um und besuchten eines der zahlreichen Cafés.
Das wars dann auch schon mit Wochenende, das meiner Ansicht nach mal wieder bewiesen hat (selbst wenn eine Nebenwirkung schrecklichen Rückenschmerzen waren :D), dass man jede Gelegenheit, etwas Neues auszuprobieren, nutzen sollte, selbst wenn man nicht genau weiß (oder besonders dann?), was einen erwartet. Denn es bringt nicht nur immer wieder neue Erfahrungen, sondern vor allem den Kontakt zu so vielen, so unterschiedlichen Leuten, die alle etwas anderes mitbringen und von denen allen man etwas lernen kann.
In diesem Sinne eine schöne Restwoche und Ahoj
Judith
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