Ansteckungsgefahr auf dem On-Arrival-Training
Für 4 Tage bin ich 1,5 km weiter in ein Hotel in der Altstadt Nikosias umgezogen, um dort den 14 anderen Freiwilligen auf Zypern zu begegnen.
Wo und wann unser On-Arrival-Training stattfinden wird, war sehr lange nicht klar. Die Nachricht kam dann schätzungsweise vor zwei Wochen, also eher kurzfristig. Nachdem wir 2 Monate auf Informationen gewartet haben, sollten wir dann plötzlich innerhalb eines Tages einen Fragebogen für das Training ausfüllen. Aber gut... Immerhin wussten wir dann, dass es stattfindet. Zwischenzeitlich wurde der Glaube daran schon verloren. Dass es hier bei uns in Nikosia sein würde, stieß vor allem bei meinen Mitfreiwilligen auf Enttäuschung, denn die Aussicht auf einen Kurztrip nach Griechenland wurde so zunichte gemacht. In den letzten Jahren war die Zahl der Freiwilligen auf Zypern zu gering gewesen, um das Training hier auszurichten, doch dieses sollte nun das erste On-Arrival-Training in Zypern werden.
Bevor es am Mittwochabend dann losgehen sollte, ging es erst mal noch zum Griechischunterricht, um die Ergebnisse des ersten Griechischtests entgegenzunehmen. Ich kann stolz verkünden, dass ich volle Punktzahl habe! Wir verließen den Unterricht dann früher, um um19.45 Uhr ein Taxi zum Classic Hotel zu nehmen. Das Hotel hat mir von Anfang an sehr sehr gut gefallen. Letztes Jahr im Oktober komplett renoviert überzeugt es mit einer stilvollen, modernen Einrichtung. Die Flure und Treppen waren sehr verwirrend, alles war ungewöhnlich geschnitten und irgendwie labyrinth-mäßig. Ich bin 5 min in meinem Stockwerk herumirrt bevor ich endlich meine Zimmernummer gefunden habe. Die Verwirrung wurde dann jedoch nicht weniger, als alles im Doppelzimmer daraufhin deutete, dass dort bereits zwei Menschen wohnen: zwei Reisetaschen, Gegenstände auf beiden Nachtischen usw. Ich habe meine Sachen dann dazugestellt und bin vorsichtshalber noch mal zur Rezeption um mich zu vergewissern, dass das das richtige Zimmer ist. War es aber anscheinend.
Für 20.00 Uhr war das Abendessen angesetzt. Dort trafen wir dann zum ersten Mal die anderen Freiwilligen, die zur Zeit ihren Europäischen Freiwilligendienst auf Zypern machen. Und dort hat sich dann auch herausgestellt, dass wirklich schon zwei von ihnen in meinem Zimmer wohnen. Scheinbar gab es da eine Verwechslung, weil eine von ihnen zwar Nino heißt, aber Nina bzw. Nina mou genannt wird. (Anmerkung über zypriotische Gewohnheiten: Auf Zypern hängt man, wenn man jemanden anspricht, den man mag, ein "mou" hinter den Namen. "Mou" ist das Possessivpronomen der ersten Person Singular, also "mein/e".)
Von 21.30-23.00 Uhr haben wir uns dann noch zu einer ersten Session mit den üblichen Spielen zum gegenseitigen Kennenlernen getroffen.
Die nächsten drei Tage bestanden dann größtenteils aus Folgendem:
1. Essen
Wie ich es mittlerweile schon gewöhnt bin, werden auf diesen Trainings Unmengen an Mahlzeiten und Zwischenmahlzeiten gegessen. Morgens ein reichhaltiges Frühstücksbuffet mit herzhaften English-Breakfast-Komponenten, Rührei mit Speck, Spiegelei, Pfannkuchen, Cerealien, Blätterteiggebäck, kleinen Brötchen, Marmelade, Aufschnitt, Joghurt, Tomaten, Gurken, Trockenfrüchten, frischem Obst und manchmal noch Kuchen.
Mittags und Abends ein Buffet mit einer Auswahl an warmen Speisen, zwei Salaten, Brot, Tahimi (eine Sesampaste und typisch zypriotisch) und andere Dips sowie einem (oder zwei) Dessert.
In der Kaffeepause am Nachmittag wurde dann zusätzlich noch eine Platte mit Kuchen und herzhaften Blätterteigtaschen gefüllt mit Halloumni, Spinat mit Feta oder Würstchen.
An einem Abend haben wir in einer traditionellen Taverne zu Abend gegessen. Wie es sich natürlich gehört gab es Mezedes.
2. Spielen
Zu Beginn jeder Session ein Aufwärm-/Aufwach-Spiel, überlichweise "Energizer" genannt, welches gerne dazu genutzt wird mit den anderen in Kontakt zu kommen oder sich in irgendeiner Art und Weise lächerlich zu machen und sich so gegenseitig zu belustigen.
Auch innerhalb der Sessions sind wir so gut wie alle Themen (Interkulturelles Lernen, Konfliktmanagement, Projektmanagement,..) in einer spielerischen oder zumindest unkonventionellen Art und Weise angegangen. Das war zwar immer unterhaltsam und hat Spaß gemacht, aber manchmal hat man sich dann doch gefragt, was und wie viel man letztendlich davon mitnimmt.
3. Diskutieren
Die Diskussionen kamen meist ganz von selbst auf und betrafen meiner Meinung nach das, was die Teilnehmer wirklich interessierte. Leider kam es mir manchmal so vor, als würden die Trainer nicht wirklich auf dieses Bedürfnis des Mittteilens und Austauschens innerhalb der ganzen Gruppe eingehen und zurückblickend hätte vielleicht mehr Zeit dafür zur Verfügung gestellt worden sein.
4. Freizeit
Viel Freizeit hatten wir zugegebenermaßen nicht. Nach dem Mittagessen hatten wir ca. 2 Stunden ohne Programm und abends nach dem Abendessen wurden teilweise auch einzelne Programmpunkte gekürzt oder ausgelassen (eigentlich sollten jeden Tag von 9.30-23.00 Uhr Sessions stattfinden). Diese Zeit wurde natürlich vor allem dazu genutzt sich mit den Anderen über alles mögliche auszutauschen und die Stadt zu erkunden, wobei wir als Ansässige natürlich eine besondere Rolle hatten. Nachts suchten die die wollten eine Bar oder einen Club auf, wobei abermals festgestellt werden musste, dass Nikosia sich doch schon sehr von anderen Hauptstädten Europas unterscheidet. Hier ist eben alles ein bisschen beschaulicher und ruhiger.
Am Freitagnachmittag haben wir eine kostenlose Führung von einem Hobby-Touristenführer bekommen. Ich fand sehr sehr spannend was uns der nette Herr über Nikosia und seine Geschichte erzählt hat. Die Führung beinhaltete auch einen Grenzübergang und so besuchte ich zum zweiten Mal den besetzten Teil Nikosias. Direkt hinter der Grenze ist zwar alles sehr touristisch ausgelegt, aber so einen kleinen Eindruck vom türkischen Lebensgefühl bekommt man schon. Am Tag darauf habe ich die Grenze dann gleich noch mal überschritten um mir das ganze noch mal bei Tageslicht anzugucken.
Am Sonntagmorgen ging es dann zurück in die gewohnte Umgebung. Dieses Mal mussten merkwürdigerweise mehr bezahlen als auf der Hinfahrt, statt 5€ waren es 8€.
Aber jetzt zum Titel des Beitrags: Das gesamte On-Arrival-Training wurde permanent von Gehuste und Geschniefe begleitet. Mindestens die Hälfte der Teilnehmer war krank, vornehmlich Erkältungen. Es wurde sogar ein Doktor ins Hotel gerufen, um 4 von ihnen zu untersuchen. Dem Doktor zufolge hatten alle den gleichen Virus, der individuell unterschiedliche Symptome hervorgerufen hat. Und jetzt stelle man sich vor: 17 Leute und 1 Virus 4 Tage lang in einem Raum, der unzureichend gelüftet wurde. Mit dem Produkt dieser Zusammensetzung kann ich mich jetzt persönlich herumschlagen. Am Sonntagmorgen nach 4 Stunden Schlaf bin ich mit grässlichen Halsschmerzen aufgewacht, die sich innerhalb weniger Stunden zu einer fetten Erkältung entwickelt haben. Na toll. Bis jetzt konnte mein Körper sich erfolgreich gegen jegliche Viren behaupten, er die Erkältungsphasen meiner beiden Mitbewohnerinnen an sich abprallen lassen. Aber das war jetzt doch zu viel. Nun warte ich sehnsüchtig auf das Paket von zuhause mit Wärmflasche, Tee, Hausschuhen und dicken Socken!