Amnesty International - Die Menschenrechtsverteidiger
In Deutschland engagiere ich mich bei der Menschenrechtsorganisation Amnesty International, aber erst mit meinem EVS in der Türkei wird mir bewusst, wie wichtig ihre Arbeit ist, aber auch welches persönliche Risiko dabei in Kauf genommen wird..
Alles begann mit einem Brief: 1961 schrieb der britische Anwalt Peter Benenson einen Artikel über zwei portugische Studenten, die inhaftiert wurden, weil sie einen Toast auf die Freiheit gehalten hatten und rief zu internationaler Solidarität auf. Das war die Geburt der größten Menschenrechtsorganisation weltweit – Einer Bewegung die mittlerweile über 7 Millionen Mitglieder umfasst und an dessen Aktionen sich noch viel mehr Menschen beteiligen. Die Idee ist ganz simple: In einer globalisierten Welt, in der Waren über den halben Planeten verschifft werden, können auch Menschen gegenüber politischer Gewalt, Korruption und Diskriminierung zusammenhalten. Das Mittel: Die Weltöffentlichkeit. Denn wenn es etwas in dieser vernetzen Welt gibt, was noch kostbarer als Geld ist, dann ist es Anerkennung.
Kein Regime der Welt könnte sich aufrecht halten, wenn es nicht die Unterstützung anderer Länder und die dementsprechenden Beziehungen in wirtschaftlicher und politischer Hinsicht erhalten würde. Daher kann die Weltgemeinschaft großen Einfluss üben wenn es um Rechtstaatlichkeit und Menschenrechte geht, aber dafür ist es wichtig, dass Menschenrechtsverletzungen benannt, dokumentiert und angeprangert werden. Und genau das ist die Arbeit, die Amnesty International leistet: Die Organisation gründete ein internationales Netzwerk an lokalen Gruppen, die vor Ort über die Menschenrechtssituation berichten und im Falle einer Verletzung essenzieller Rechte werden Experten vom Amnesty in die Krisengebiete geschickt um alles genaustens festzuhalten. Diese Berichte wiederrum dienen den einzelnen Ländergruppen als Basis für Kampagnen und größere Aktionen: So werden Materialien hergestellt, die Themen weiter recherchiert und aufbereitet und Aktionen geplant. Da Amnesty International demokratisch organisiert ist, gibt es für die kleinen Untergruppen und Stadtgruppen keine spezifischen Vorgaben, dieses Material dient lediglich der Inspiration und der Information.
Da ich selber in einer Hochschulgruppe engagiert bin, berichte ich nun ein wenig von der Arbeit an der Basis: Wir selber sind nochmal in Themengruppen aufgeteilt, die sich allerdings einmal wöchentlich zu einem Plenum treffen und ihr Handeln koordinieren. Bei uns gibt es Themengruppe wie die Indigenen-Gruppe, eine, die sich mit Intersexualität beschäftigt, eine Frauenrechtsgruppe und eine die zum Thema Militär und Waffenhandel arbeitet. Die Auswahl und Bildung der Gruppen steht uns völlig frei, die Themen sollten natürlich einen Bezug zu Menschenrechten haben und bestenfalls auch von Amnesty International recherchiert worden sein, tatsächlich können wir aber auch mit anderen Organisationen so beispielsweile Human Rights Watch oder Oxfam kooperieren.
Als Themengruppe arbeiten wir dann zu dem Thema, das heißt wir beschäftigen uns intensiv damit und veranstalten Aktionen dazu, um möglichst viel Aufmerksamkeit zu erhalten: So haben wir bereits einen Poetryslam der Menschenrechte, Kleidertausch-Partys, Demonstrationen, Bücherflohmärkte, KüFAs ( Küche für Alle) und Vorträge veranstaltet. Mit möglichst kreativen Methoden versuchen wir zu informieren, einen Diskurs anzuregen und einfach aufmerksam zu machen – Denn Solidarität zu zeigen mit denen, die ungerechterweise inhaftiert, verfolgt oder diskriminiert werden ist das das Mindeste, was wir aus Deutschland aus tun können. Die Briefe und Bilder von Aktionen geben den Gefangenen oder Betroffenen Mut, sie sind ein deutliches Symbol dafür, dass Menschenrechtsaktivisten nicht alleine sind.
Eine der erfolgreichsten Amnesty-Methoden ist der Briefmarathon, eine alljährliche Aktion, bei der zehn Einzelfälle präsentiert werden und weltweit Briefe an die Regierungen dieser Personen gerichtet werden. Vielleicht werden sie nicht alle die Staatsoberhäupter erreichen und eventuell nicht einmal geöffnet, aber es ist ein großes Zeichen wenn die Botschaften und Institutionen mit derselben Forderung bombardiert werden: Für die Einhaltung der Menschenrechte. So funktionieren auch Urgent Actions, also Briefe und Petitionen in sehr dringenden Fällen ( https://www.amnesty.de/mitmachen/urgent-actions). Briefe scheinen ein machtloses Mittel gegen korrupte Eliten zu sein, tatsächlich haben aber circa 30% der Amnesty Aktionen Erfolg, laufen also auf ein Strafende oder eine Milderung hinaus – Und das ist für mich Zeichen genug, dass unser Engagement etwas bewirkt! Auch die internationale Ächtung der Todesstrafe oder von Folter wurde mit Amnesty International in den großen internationalen Organisationen durchgesetzt.
Die ganze Arbeit von Amnesty Internation beruht auf den internationalen Menschenrechten der Vereinten Nationen von 1948 ( http://www.un.org/depts/german/menschenrechte/aemr.pdf). Auf diese Grundrechte wurde sich geeinigt und sie wurden von allen Mitgliedstaaten ratifiziert – Damit sind die das Minimum, welches alle Mitgliedstaaten einhalten sollten, und Amnesty versteht sich als zivilgesellschaftlicher kritischer Beobachter zur Einhaltung dieser. Natürlich kann und sollte man die Menschenrechte der UN auch hinterfragen und kritisieren, beispielsweise an dem enthaltenen Begriff der "Rasse" unter Menschen, trotzdem halte ich sie in ihrer Grundessenz für absolut und sehe sie als Maßstab für ein humanes Zusammenleben.
Mehr über Amnesty: https://www.amnesty.org/en/