Aller Anfang ist schwer...
...vorallem wenn man von einem Tag auf den anderen in die Selbständigkeit geworfen wird, die einem anfänglich doch mehr zu schaffen macht als man gedacht hatte.
Seit 10 Tagen bin ich nun offiziell hier in der Niederlande als Freiwilliger. Meine Mitarbeiter sind sehr nett und die Arbeit an sich macht auch Spaß. Was mir hier ein wenig Probleme bereitet ist die mir bisher noch fehlende Routine. Ich hab oft das Gefühl nicht richtig zur Ruhe kommen zu können immer nachdenken zu müssen was noch zu erledigen ist.
Gerade jetzt in der Eingewöhnungszeit haben wir auch noch eine besonders große Jugendgruppe zu betreuen. Das heißt viel Abwasch und volle Arbeitstage.
Jetzt merke ich wie erleichternd es im Leben doch sein kann, eine gewisse Routine zu haben. Eine Beständigkeit die eine gewisse Ruhe in den Alltag bringt.Ein bisschen vermisse ich schon jetzt die Routine meines alten Alltags. Auch fehlen mir meine Mädels sehr. Der ausgleich zu jedem stressigen Tag war die Zeit die wir zusammen verbracht haben. Alles vergessen und einfach Spaß haben.
Ich muss mir hier meinen eigenen kleinen Alltag schaffen. Keiner außer meinem eher unbeständigen Arbeitsplan sagt mir hier was ich wann zu tun habe. Klar genießt man diese neue Selbständigkeit auch total, aber ich merke halt auch wie schwierig es doch ist selbständig zu werden, eigene Tagespläne zu machen und eine gewisse Routine und Ruhe in den Tag zu bringen.
Das letzte was ich in meiner Schulzeit wollte war Beständigkeit. Immerzu war ich auf der Suche nach Abwechslung wollte weg von all den Vorschriften die mir sagen was ich zu tun habe und wann. Frei sein von allen gesellschaftlichen Zwängen.
Ich erinnere mich fern das wir dieses Thema in Ethik damals angesprochen hatten. Der Mensch braucht Regeln und vor allem Instanzen die ihm Entscheidungen abnehmen damit er sich vollends entfalten kann. So zu mindest meine ich noch im Kopf zu haben war die Position eines Philosophen.
Schon damals dachte ich, zu verstehen was er damit wirklich meinte, aber erst jetzt glaub ich verstehe ich wirklich was er damit sagen wollte.
Wenn wir den ganzen Tag damit beschäftigt sind Entscheidungen zu treffen die uns bisher abgenommen worden sind, hätten wir keinerlei freie Kapazität um uns über uns selbst klar zu werden, die wirklich wichtigen Entscheidungen für unser Leben zu treffen. Was bringt uns eine Freiheit in der wir uns selbst einsperren vor lauter selbst gefällten Entscheidungen.
Was ich daraus für mich nehme ist, dass ich versuchen werde mir eine kleine Routine in mein Leben zu schaffen. Gerade soviel das ich meinen Tag in Ruhe erleben kann und gerade soviel dass genug Platz für die Spontanität bleibt die wir doch alle irgendwie anstreben.
Die Frage in mir bleibt ob das langsame anstreben eines routinierten Alltags eine Sache der inneren Reife oder ein Beigeschmack der Selbständigkeit ist oder ein doch generelles Bedürfnis aller Menschen, das wir in jungen Jahren einfach nur nicht wirklich wahrnehmen weil es uns stetig umgibt und wir aus Prinzip eh alles anders machen wollen als die Erwachsenen.