„Achtung: Hier spricht Gliwice!“ - Gleiwitzer Provokation
Der Radiosender Gliwice gehört zu den berühmtesten Holzbauten in Oberschlesien, Polen. Mit seinen 111 Metern Höhe ist er die weltweit höchste Holzkonstruktion. Er ist aber auch eines der wertvollsten Denkmäler aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges. Ein inszenierter Überfall auf den "Reichssender Gleiwitz" diente Adolf Hitler 1939 als Vorwand für den Überfall auf Polen und somit Beginn des Zweiten Weltkrieges.
Am 31. August 1939, in der Nacht vor dem Ausbruch des Krieges überfiel ein SS-Kommando, gekleidet wie die Schlesischen Aufständischen, die deutsche Radiostation Gliwice. Ein paar Augenblicke später sendete man die berühmte Meldung: "Achtung: Hier spricht Gliwice. Die Station ist in polnischen Händen."
Die Inszenierung geriet sehr unglaubwürdig, doch die von den deutschen Soldaten inszenierte Provokation in Gleiwitz lieferte Hitler formal den Vorwand, den Zweiten Weltkrieg zu entfesseln. Im Sommer 1939 hatten die Deutschen zahlreiche Provokationen längs der ganzen polnisch-deutschen Grenze veranstaltet. Das Hauptziel der Operation "Großmutter gestorben" bestand darin, die Regierungen Frankreichs und Großbritanniens von der Erfüllung der Verträge abzuhalten, die Polen militärische Hilfe garantierten. Der Plan war einfach: Wenn die Deutschen von den Polen überfallen wurden, durften Frankreich und Großbritannien nicht die Seite des polnischen Angreifers einnehmen.
Bereits am 1. September begann der Einmarsch nach Polen und somit der Zweite Weltkrieg. Die Propaganda wies Polen die Schuld für den Beginn des Konfliktes zu, was Deutschland Sicherheit und militärische Neutralität von Seiten seiner Verbündeten gewähren sollte.
SS-Sturmbannführer Alfred Naujocks (1911-1966) war mit der Inszenierung des Gleiwitz-Zwischenfalls beauftragt worden und ist in die Geschichte als "der Mensch, der den Zweiten Weltkrieg begann" eingegangen. Dabei hatten die als polnische Kämpfer verkleideten SS-Leute sogar eine Leiche dabei, um den Angriff als Attacke polnischer Provokateure glaubhafter zu machen. Sie haben zuvor einen propolnischen Schlesier erschossen, um das Unternehmen polnischen Kämpfern in die Schuhe zu schieben. Das Ziel dieser Inszenierung war, zu zeigen, dass Deutschlands Überfall auf Polen nur eine Antwort auf die Gewalt der polnischen Seite gegen die deutschen Einwohner sei. Am Tag darauf begründete Hitler in seiner Rede vor dem Reichstag den Angriff auf Polen mit den angeblichen Provokationen von polnischer Seite.
Über den Zwischenfall in Gleiwitz berichteten damals die größten Zeitungen der Welt, der Rundfunk und die Nachrichtenagenturen. Die Wahrheit über das Täuschungsmanöver trat erst beim Nürnberger Prozess dank der Aussagen Alfred Naujocks zu Tage. So ist der Radiosender als Ort der „Gleiwitzer Provokation” tief in das kollektive Bewusstsein Polens eingegangen.