Abschlussbericht
Eine Zusammenfassung nach 10 Monaten Finnland
Für meine deutsche Organisation musste ich einen Abschlussbericht schreiben. Ich dachte es wäre schön diesen hier hochzuladen. Also viel Spaß beim Lesen!
Im September 2020 hat meine Reise nach Finnland begonnen. Ich habe mich dazu entschieden, nach meinem Abitur einen Freiwilligendienst im Ausland zu machen und bin dadurch auf das Jugendwerk und den ESK gestoßen. Lange habe ich nach einem passenden Projekt gesucht und wurde letztendlich in Finnland angenommen. Durch die damalige Coronasituation musste vorab einiges Organisatorisches geklärt werden. Ich war total zufrieden, dass beide Organisationen meine Einreise mit geplant haben, die Kommunikation total schnell war und ich dadurch problemlos nach Finnland einreisen konnte. In Finnland angekommen, erwartete mich eine zweiwöchige Quarantäne mit meiner Mitbewohnerin. Wir haben uns kennengelernt, sind zusammen spazieren gegangen und haben begonnen Finnisch zu lernen.
Danach ging auch schon der Alltag los. Mein Projekt war an einer Volkshochschule für Menschen mit Behinderungen. Die Schüler haben ebenfalls dort gewohnt und wurden in der Schulkantine mit Essen versorgt. Es gab auch zwei Wohngruppen für Schüler, die nicht alleine leben können. Sie habe immer eine Betreuungsperson um sich. Zu der Schule gehört ebenfalls auch ein Stall mit Pferden. Dort hat jeden Montag meine Woche begonnen. Ich habe geholfen die Ställe auszumisten, die Pferde zu füttern und zu pflegen. Danach ging es zu Reittherapie der Schüler. Dienstags, mittwochs und freitags habe ich den Menschen in ihrem Schulalltag geholfen. Wir haben gemeinsam Musik gemacht, gerechnet, gekocht oder für den Schulshop gebastelt. Donnerstags war ich in der Schulkantine tätig und habe den Abwasch gemacht. Freitag morgens durfte ich auch beim Wecken der Schüler helfen. Wir haben die Schüler angezogen, mit ihnen die Zähne geputzt und auch mal die Windeln gewechselt. Nachdem wir zusammen gefrühstückt haben, ging es ans aufräumen und putzen der Zimmer.
Meine Arbeitszeiten waren durch diesen Ablauf immer unterschiedlich. Im Stall und in der Küche habe ich von 8 bis 14 Uhr gearbeitet und in der Schule von 8.45 bis 16.15 Uhr. Vor allem am Anfang, als ich noch kaum Finnisch konnte, war ich froh über diese Abwechslung. Es war schwer mit den Schülern zu kommunizieren und deshalb habe ich einmal in der Woche Finnisch Unterricht gehabt. Im Laufe der Zeit haben sich meine Sprachkenntnisse verbessert und es hat langsam Spaß gemacht mich mit den Schülern zu unterhalten.
Während meines Freiwilligendienstes habe ich zusammen mit der zweiten Freiwilligen gewohnt. Wir hatten ein kleines Haus im Dorf mit eigenen Zimmern, einem Gemeinschaftsraum mit Küche und wie es typisch für Finnland ist, einer Sauna. Wir waren die ersten Freiwilligen in diesem Haus und somit war die Unterkunft total neu. Da die Freiwilligen aus den letzten Jahren, direkt neben dem Schulgebäude gewohnt hatten und wir nun ein paar Kilometer zur Schule laufen mussten, haben wir Fahrräder bekommen. Wir haben sehr viel mit den Fahrrädern gemacht, da wir Mitten auf dem Land gewohnt haben. Die nächste Stadt war 60 km entfernt und es kam nur ein Bus pro Tag. Meine Mitbewohnerin und ich haben kein Essensgeld bekommen, stattdessen durften wir in der Schule kostenlos essen und auch Lebensmittel aus der Küche mitnehmen.
Auf unserem Kennenlernseminar im September (das war das einzige das offline war) haben wir einige andere Freiwillige kennengelernt. Es waren unterschiedliche Altersgruppen und viele verschiedene Nationalitäten. Wenn es die Coronasituation erlaubt hat, konnten wir uns auch an den Wochenenden mit den ein oder anderen treffen. Auf einem anderen Seminar haben wir erfahren das zwei Freiwillige im Nachbarort (40 km entfernt) wohnten. Da die beiden auch Deutsche waren, ein Auto hatten und die Corona Situation bei uns auf Land sehr ruhig war, konnten wir fast jedes Wochenende etwas gemeinsam unternehmen. Wir haben die Region erkundet, waren oft wandern in Nationalparks und konnten auch in andere Regionen Finnlands sicher verreisen. Somit habe ich sehr viel von Finnland sehen können. Mein Highlight war auf jeden Fall die Reise vor Weihnachten nach Lappland. Wir haben Rentiere gesehen, haben stundenlang im Wald Schneeballschlachten gemacht und konnten einiges über das samische Volk lernen.
Eine Schwierigkeit für mich war vor allem der finnische Winter. Ich hatte mich schon im Vorfeld auf Kälte, Schnee und Dunkelheit eingestellt. Es wurde auch oft von der finnischen Organisation angesprochen und erzählt, dass die meisten Freiwilligen in dieser Zeit abbrechen. Trotzdem musste ich mich erstmal an die 4 Stunden Helligkeit gewöhnen und merkte langsam das ich das Gefühl von Tag und Nacht verloren hatte. Auch an den extreme Schneefall, den es in Finnland seit Jahren nicht mehr gab und ich aus Deutschland gar nicht gewohnt war, musste ich mich gewöhnen. Normalerweise liebe ich Schnee und auch Spaziergänge durch den verschneiten Wald, allerdings kamen dazu noch die eiskalten Temperaturen. Bei -30°C sind wir mit dem Fahrrad zur Schule gefahren und total vereist angekommen. In meiner Freizeit war ich somit lieber im Haus und habe einen warmen Kakao getrunken. Als dann ab Mai so langsam wieder die Natur zum Vorschein kam und es heller wurde, war ich total glücklich und freute mich auf den Sommer.
Eine andere Hürde für mich war die schlechte Anbindung zu öffentlichen Verkehrsmitteln in unserem Dorf. Eigentlich habe ich mich dort total wohlgefühlt, habe die Landschaft, den Wald und die vielen Seen genossen. Ich bin oft mit meiner Kamera losgezogen und habe mir so die Zeit vertrieben. Wenn ich dann doch in die Stadt wollte, war es eher schwierig. Wir hatten einen Bus pro Tag und unter der Woche lag die Abfahrt des Busses in unserer Arbeitszeit. Am Wochenende musste alles genau geplant werden, sodass wir am Sonntagmittag den letzten Bus in unser Dorf nehmen konnten. Es war für uns alle 4 eine totale Erleichterung als wir dann ein Auto hatten und nicht mehr auf Bus und Bahn angewiesen waren. Ich konnte so mehr unternehmen und erleben und wäre nicht das ganze Wochenende daheim gewesen.
Zusammenfassend bin ich total froh über mein Jahr in Finnland. Ich habe neue Leute kennengelernt, die zu richtigen Freunden geworden sind. Dazu zählen andere Freiwillige, meine Mitbewohnerin, Arbeitskollegen aber auch Einheimische. Ich hab Finnland und die finnische Kultur miterleben dürfen. Ich habe finnische Weihnachten und den finnischen Mittsommer mitgefeiert und dass trotz der aktuellen Pandemie. Meine Eigenständigkeit konnte ich fördern und weiß jetzt wie es sich alleine leben lässt. Ich habe ein neues Berufsfeld kennengelernt und mache den Beruf nun zu meiner Zukunft. Meine Schwierigkeiten konnte ich meistern und habe viel daraus gelernt.
Diese ganzen Dinge haben mich und meine Person weitergebracht und deshalb würde ich jedem der Lust auf einen Freiwilligendienst im Ausland hat empfehlen, es anzugehen und die Reise wagen.
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