Abschied
Für Hennchen endetet ein aufregender Tag in Norwegen mit einem ganz besonderen Erlebnis: Sie konnte zum ersten Mal das beeindruckende Polarlicht sehen. Ein einzigartiger Augenblick zum Träumen!
Am Samstagabend machten ich und meine Freundin einen Besuch in einem anderen Haus, in dem auch zwei Co-Worker, also Freiwillige, wohnen. Wir schauten einen schönen Film und ich saß die ganze Zeit artig still auf meinem Stuhl und - tata! - als der Film zu Ende war, war auch mein neuer, sehr schöner kurzer Haarschnitt fertig. Ist voll gut geworden. Das hat sie klasse geschnitten! Danach saßen wir zusammen und spielten noch „Pack den Esel“ und Hexentanz. Es war echt voll lustig. Der Sonntag war mein letzter Tag in Südnorwegen.
Wir schliefen lange aus, frühstückten gut und die eine Villagerin wiederholte dauernd: „Det er trist at du reise i morgen!“ („Es ist traurig, dass Du morgen abreist!“) Ja, das fand ich auch. Wir waren also noch mal draußen und ich verabschiedete mich von allen. Auch vom Schnee, weil es seit Mitte Dezember nur grau und trist und schneelos hier oben in Sortland war.
Am Abend schauten wir dann beide „Pirats of the Carribean III"“ und aßen unseren Reissnack, den wir uns in Oslo gekauft hatten. Wir hatten noch nicht lange geschaut, als es laut wurde und die andere Freiwillige, ihre Mutter und ihr Bruder den Kopf durch die Tür steckten. Sie waren für drei Tage in Bergen gewesen.So versammelten wir uns in der Küche. Und während der junge Mann das halbe Pizzablech in sich schlang (ich bin jedes Mal wieder erstaunt, wie viel die essen können, dabei müsste ich das ja wissen, schließlich kenne ich das ja von meinem Bruder), schwärmten sie von der tollen Zugfahrt und der tollen Reise, deren Rückfahrt aber wegen den gewaltigen Schneemassen etwas komplizierter geworden war, weil teilweise Streckenabschnitte von dem Zug komplett zu waren.
Auf jeden Fall, freue ich mich schon darauf, wenn ich das dieses Jahr auch machen kann. Wer mag mit der Heni mit der Flambahn von Oslo nach Bergen fahren und an der Westküste die Fjorde anschauen und dort wandern gehen? Ich glaub es war um 11 Uhr, als wir uns es wieder im Büro gemütlich machten (es wurde etwas eng, aber ich find’s da trotzdem gemütlich, aber das ist nur meine Meinung :-)) und schauten den Film bis 1 Uhr oder noch später.
Ein Glück hatte ich schon gepackt, denn am nächsten Morgen klingelte der Wecker um 4.45 Uhr! Das ist der absolute Horror, für mich. Ihr kennt mich ja, ich find ja schon um 9 Uhr aufstehen früh! Und dann saß ich im Bus, draußen meine Freundin mir zuwinkend und ich war so traurig.
Der Rückflug ging auch ganz schnell. Es gab ein Frühstück (gratis, weil ich ja noch vor 9 Uhr flog) und dann wurde die rosa Wolkendecke langsam immer dunkler. Auf einmal sah ich die Sonne in der Wolkendecke wieder verschwinden. Ade, bis in zwei Wochen! Schnüff, schnüff... Als ich dann wieder im Bus saß, konnte ich endlich schlafen. Auf graue trostlose Landschaft, ohne Schnee, hatte ich ja jetzt gar keine Lust. Irgendwie hat sich doch noch eine Schneeflocke in meinem Koffer versteckt, denn am Nachmittag begann es hier zu schneien. So ein Glück, so tröstet wenigstens die schöne Landschaft hier ein wenig. Schließlich waren diesen Sonntag, an dem ich mit meiner Freundin hier draußen war, sogar schon von den hohen Bergen die Spitzen von der Sonne mit rosa Farbe angemalt. Am Nachmittag, als es dunkel wurde (14.30 Uhr), saßen wir beide gemütlich im Wohnzimmer, hörten Musik, redeten (ich merke, dass ich zwei Wochen nur Deutsch gesprochen habe) und strickten. Ja, ich bin an meinem ersten Socken! Und der ist sogar bald fertig! Zu allem Glück endete dieser wunderschöne Tag damit, dass ich das erste Mal das Polarlicht sah. Wow, das ist echt schön. Ich hoffe, ich sehe noch mehr.
Letzten Donnerstag hatten wir Stromausfall, hier direkt in der Stadt. Nur eine halbe oder eine Stunde, aber etwas weiter außerhalb waren es drei Stunden! Das ist echt was. Um 16 Uhr ist es ja stockdunkel, und man ist hier oben so auf den Strom angewiesen. Heizung, Licht, Herd, Straßenlaternen ... Da wird das einem erstmal bewusst. Aber es war sehr gemütlich in meinem Zimmer, nur mit Kerzen. Allerdings musste ich am nächsten Tag mit dem Notencomputerprogramm, wo ich gerade dabei war, ein Stück einzugeben, alles noch mal machen, weil ich nichts zwischendurch abgespeichert hatte. Naja, so lerne ich dieses Notenprogramm besser kennen und werde noch zum „Finale“-Experten.
Heute bin ich mit dem Korrekturlesen einer deutschen Übersetzung eines norwegischen Kriegstagebuchs endlich fertig geworden. Hab dabei meinen Wortschatz vergrößert. Naja, wofür ich Maschinengewehr, oder so was gebrauchen kann... Ich weiß nicht recht, aber ich hatte mich ja dazu angeboten, also selber schuld! Morgen will ich endlich in die Bibliothek gehen und mir den letzten Harry Potter Band ausleihen. Den haben nämlich echt schon alle um mich herum gelesen und ich will nun endlich auch wissen, wie es zu Ende geht (ich hoffe, ich verstehe mehr als beim englischen Band). Also wenn ich mich in der nächsten Woche nicht melde, dann wisst Ihr ja, womit ich beschäftigt bin! :-)