Abfahrt
16. August 2007 Nach 12:51 ICE 547 Berlin-Düsseldorf
Jetzt also fahre ich los. Genauer gesagt: jetzt also bin ich losgefahren, denn ich befinde mich bereits im Zug nach Düsseldorf, von wo meine Reise nach Ghana beginnt. Wie nicht anders zu erwarten, musste ich natürlich einige Tränen lassen. Ich glaub, der Typ schräg gegenüber auf Sitzplatz Nummer 17 musste seinen Helferkomplex stark unterdrücken, so hab ich vor mich hingegluckst.
Zwar haben in den letzten Wochen alle gefragt, wo ich denn überhaupt leben und arbeiten werde, aber so richtig klar wird mir erst jetzt, dass ich das wirklich absolut nicht weiß. Wo ich morgen oder in einer Woche um diese Zeit bin (es ist etwa 13:36 als ich mit Schreiben anfange), weiß ich nicht einmal ansatzweise. Aber das gehört dazu zu dem Abenteuer. Momentan lasse ich noch grüne Bäume und blauen Himmel an mir vorbeiziehen. Schon seltsam zu wissen, dass das die Heimat ist und zu ahnen, dass man sie vermissen wird.
20:09 Flughafen Düsseldorf Wartehalle
Nach dem Umsteigen in Duisburg Hbf und der etwas langwierigen Fahrt mit der örtlichen S-Bahn ist das erste Etappenziel (Bahnhof Internationaler Flughafen Düsseldorf) erreicht. Eine beängstigend wackelnde und spacig silbrige Luftschwebebahn holpert sich zum Terminal A und B über den Autobahnzubringer und die Flughafenparkplätze. Eva mittendrin zwischen einem Businessman (mit Anzug und Krawatte) und einer polnisch-deutschen Kleinfamilie, die weiter zum Terminal C fährt (aus Spaß gucke ich nach den nächsten Flügen von Terminal C: Mallorca und Konsorten).
Doch in meinem Terminal weht schon reichlich internationale Luft vom Barpiano rüber (Frankies „New York, New York“...), aber eigentlich ist es recht kahl und unnatürlich sauber hier. Ich stell mich also vor die Anzeige, bis mein Flug erscheint. dann laufe ich noch ein wenig durch die Mamorhallen des Terminals, weil ich eh noch auf Sabines erscheinen warten muss. Die Dame beim Emirates Fugschalter kann ich gleich noch nach der Umbuchungsgebühr fragen (55 Piepen für ein paar Klicke mit der Mouse...) und an den Zeitungsständen schau ich mich noch durch das Postkartensortiment des Flughafens (spiele kurz mit dem Gedanken eines spontanen letzten Lebenszeichens, lasse es dann aber weil alle hässlich sind). Warte dann vor Flugschalter 175-179. Um 18 Uhr 21 kommt Sabine (meine Reisegefährtin und eine der deutschen Freiwilligen meiner Organisation) mit einigen Familienmitgliedern an, die unbedingt auf die Besucherterrasse wollen und Flugzeugen beim starten und landen zusehen. Da sie mir den Eintritt sponsorn, beschwere ich mich nicht und schnuppere noch ein wenig deutsche Luft. Um dreiviertel acht machen wir uns aber doch endlich auf zum Sicherheits-Check. Sabines Abschied von ihrer Mutter geht mir dann auch noch mal sehr nah und jeder trottet vor sich hin durch die Kontrollen.
Wir beschließen, uns ans Fenster der Wartehalle zu setzen und dem Sonnenuntergang zu schauen. Mensch, good old Germany lässt sich heute echt nicht lumpen uns zu beweisen, wie nett es sein kann. Hab grad noch die letzte Mutti-made Stulle gegessen und höre grad noch die Ansage. Wir müssen uns nun anstellen, um ins Flugzeug zu steigen.