4 Wochen voller Dinge
Erlebnisse: laut Duden "von jemandem in einer bestimmten Weise beeindruckendes, erlebtes Geschehen" oder wie ich es nenne neue Dinge die ich toll finde. Ich berichte über Reiseerlebnisse, Alltagserlebnisse, Wiedersehenserlebnisse und vielem mehr.
Dobrý den,
es ist jetzt schon über 4 Wochen her, dass ich mich das letzte Mal gemeldet habe. Aber diese 4 Wochen waren so vollgepackt mit Erlebnissen, dass sie mir vorkommen wie 3 Monate. Ich fange mal ganz von vorne an. Das letzte Mal als ich euch geschrieben habe, war ich krank (jetzt geht es mir wieder gut, keine Sorge). Aber wie soll man bei all den hustenden und schniefenden Kindern auch gesund bleiben. Unmöglich! Ich war dann auch erst mal 2 Tage daheim und hatte dann das Abenteuer: Katrin alleine beim tschechischen Doktor. Aber er konnte zum Glück deutsch, alles also kein Problem. Habe mit dem guten Doktor dann auch noch ein kleines Pläuschchen gehalten. Das war also das erste von vielen kleinen Erlebnissen in diesen 4 Wochen.
Am Wochenende nehme ich mir eigentlich immer etwas vor, denn es kann schnell langweilig werden in Náchod (wie man auch an meinem neuen Leserekord sieht, 12 Bücher in etwa 10 Wochen). Deswegen war ich in Prag, habe ein Schokoladenfest in Pardubice besucht, eine Halloweenparty in Rychnov gefeiert, meinen Freund in die Arme geschlossen und Hannah, eine gute Freundin von mir einen Besuch zu ihrer Geburtstagsparty abgestattet. Ja das waren nur 4 Wochen. Aber nun von Anfang an.
Prag ist eine unglaublich tolle Stadt. Sie hat es verdient die goldene Stadt genannt zu werden. Es gibt so viele alte und wunderschöne Häuser und Kirchen. Wenn nicht die ganzen Touris da wären, könnte man sie auch ganz sehen, aber auch so ist es einfach nur super schön zum Anschauen. Ich habe mich regelrecht in Prag verliebt. Da an unserem Wochenende auch das Wetter Hammer war, hat alles gepasst. Abends waren wir auf einer sogenannten EVS-Party, naja eher etwas lahm. Aber wir haben trotzdem das Beste aus dem Abend gemacht. Wir waren zuerst in einer niedlichen Bar mit dem Namen „Retro“ und in dem angrenzen Club haben wir dann zu den 80ern getanzt. Später um ca. 4 Uhr nach einer kleinen Stärkung beim Dönerladen haben wir die leere Karlsbrücke betreten. Normalerweise ist sie voll mit Menschen und Künstlern, aber nicht nachts. Nachts hast du sie für dich ganz alleine. Das muss man natürlich nutzen und was macht man auf einer leeren Brücke nachts um 4 Uhr? Man tanzt und singt „Stand by me“ (an dieser Stelle, High five an Kathi). Aber richtige Touris hält natürlich ein bisschen weniger Schlaf nicht davon ab Prag zu Fuß zu besichten. Nach etwas mehr als 4 Stunden Schlaf haben Kathi und ich uns Prag genauer angeschaut. Die Burg und vor allem der Ausblick auf die Stadt sind unglaublich beeindruckend, auch der Hauptplatz und das goldenen Gässchen sind nicht zu vergessen. Dort haben wir auch zum Mittag gegessen, ein köstliches Etwas aus Zucchini mit Kartoffelbrei und zum Nachtisch, das allerbeste überhaupt ein Schokoküchlein mit flüssigem Kern. Das war so köstlich, ich träume immer noch davon
Und apropos Schokolade und köstlich. Für dich ist Schokolade das Beste? Und auch Lebkuchen sind deine große Liebe? Dann wäre das Schokoladenfest in Pardubice auch etwas für dich gewesen. Denn Pardubice ist die Stadt die nach Pfefferkuchen riecht und dort fand das Schokoladenfest statt. Das Fest gibt es nicht nur in Pardubice, auch in Brno, Plzeň und Prag, also nicht unbekannt in Tschechien. Es war nicht groß, trotzdem hatte es so ziemlich alles was man aus Schokolade machen konnte. Angefangen bei Schokofrüchten, Trinkschokolade und Pralinen bis hin zu Schokoladenbier und Schokoladendöner. Alles probieren kann man nicht, denn allein schon von dem Geruch wird man satt. Aber die Trinkschokolade, die Pralinen und auch eine heiße Schokolade hab ich probiert, alles weiter zu empfehlen. Nach diesem wunderbaren Samstag und einem entspannten Sonntag, fing meine neue Arbeitswoche an, aber mit einigen Besonderheiten.
Erstens habe ich meine erste Unterrichtsstunde an einem Gymnasium in der 12. und 13. Klasse gehalten. Es war eine wirklich neue Erfahrung für mich, plötzlich vor der Klasse zu stehen und nicht weil man eine Präsentation halten soll, sondern weil man selber unterrichtet. Es hat aber alles ganz wunderbar geklappt und ich hoffe die Schüler konnten alles verstehen. Denn viele der Schüler dort oder überhaupt in Tschechien sprechen ziemlich schlecht englisch. Das ist sehr schade, denn es ist heutzutage unglaublich wichtig gut englisch sprechen zu können. Ich hoffe für nachfolgende Generationen, dass sich die Gewichtung im Lehrplan ein wenig ändert und Englisch als wichtiger angesehen wird.
Nun aber zu der zweiten Besonderheit. Da die Kinder kurz vor Halloween auch in Tschechien Ferien haben, werde ich für Workshops in Déčko (meine Coordinating Organisation und ein Jugendfreizeitorganisation in Náchod) gebraucht. Ich habe bei verschiedenen Bastelworkshops mitgeholfen und außerdem habe ich selber einen Origami-Workshop geleitet. Interessante Erfahrung, kleineren Kindern Origami (was schon schwierig genug ist) auf Tschechisch bei zu bringen. Mit viel Gestik und Vorzeigen hat es dann auch ohne viele Worte gut geklappt. Es sind dabei ziemlich niedliche Kürbisse, Geister und Fledermäuse entstanden. Den Kindern und auch mir hat das ganze ziemlich viel Spaß gemacht. Das hat auch wohl die Leiterin dort gemerkt, denn ich wurde gefragt ob ich denn nicht auch Schmuck und Weihnachtsdekoration aus Origami als Kurs anbieten möchte. Mal schauen was daraus wird, ich werde berichten sobald etwas zustande gekommen ist.
Da auch wir Freiwilligen Halloween würdigen wollten, gab es eine große Halloweeen-Party in Rychnov. Sie wurde von einigen Freiwilligen mit wirklich viel Liebe zum Detail organisiert. Alle waren schaurig verkleidet, von böser Vogelscheuche über „creepy twins“ und männlichen Hexen, war so ziemlich alles dabei. Auch ich habe mich natürlich in Schale geworfen und war als entlaufende Irre nach Rychnov gekommen. Mit viel Bowle und guter Musik ließ es sich im Keller gut feiern. Aber eigentlich fieberte ich den ganzen Abend auf etwas anderes hin. Denn mein Freund kam mich besuchen und holte mich morgens in Rychnov ab, um mit mir einige schöne Tage in Náchod zu verbringen.
Es war das schönste Gefühl ihn morgens nach so langer Zeit endlich wieder in die Arme schließen zu können, mit ihm Händchen zu halten und ihn küssen zu können. Die Tage vergingen viel zu schnell, doch ich konnte sie wirklich genießen. Viel haben wir nicht gemacht, da das Wetter meist ziemlich schlecht war. Doch wir haben uns gemeinsam Hradec Králové angeschaut, sind ca. 30m unter die Erde in einen Bunker geklettert und haben eine Wanderung nach Polen unternommen. Aber auch sonst war es einfach nur schön, gemeinsam einen Film anzuschauen oder ein ausgedehntes Frühstück zu genießen (Robin, ich danke dir für diese wunderbare Zeit). Doch die Abreise kam viel zu schnell und sie war auch ziemlich tränenreich. Der Tag danach war leider auch nicht viel besser, die Sehnsucht war nun viel größer als vorher. Es war glaub ich einer meiner schlimmsten Tage in diesem EVS. Da ich aber schon im Voraus geahnt habe, dass es mir an den Tagen nach der Abreise von Robin nicht besonders gut gehen wird, plante ich schon meinen nächsten Ausflug.
Ich besuchte Hannah, eine gute Freundin aus meinem Leichtathletikverein. Sie feierte an diesem Wochenende ihren Geburtstag und das war natürlich für mich eine sehr gute Gelegenheit sie zu besuchen. Da reisen mit der Bahn in Tschechien mit etwas größerem Zeitaufwand verbunden ist und ich auch über 300km zu bewältigen hatte, fuhr ich schon freitags zu ihr. Nach etwa 6 Stunden Fahrt, dem Rausschmiss aus dem Zug, weil mein Ticket nicht galt und einer Stunde Wartezeit an dem wunderbaren Bahnhof von Česká Třebová bin ich sicher in Český Těšín angekommen. Es ist die nächst größere Stadt von dem Dorf in dem Hannah wohnt und liegt direkt auf der Grenze zu Polen, d.h. es gibt einen tschechischen und einen polnischen Teil. Wir beide wollten aber nach meiner Ankunft nicht direkt ins Bett zu gehen, deswegen machten wir uns auf den Weg in den polnischen Teil um uns eine Bar zu suchen. Weder Hannah noch ich wussten allerdings wo es eine gute gab, doch glücklicherweise kam uns eine Englisch sprechende Gruppe entgegen. Da man uns wohl ansah, dass wir Hilfe brauchen, wurden wir kurzer Hand angesprochen und auch gleich mit in die nächste Bar genommen. Für tschechische Verhältnisse eine wirklich schöne Bar. Es gab außerdem ein kleines Konzert und mein geliebtes Cider. Die englische 4er-Gruppe stellte sich als polnische und walisische Studenten raus, die wirklich sehr nett waren. Auch sonst war das Wochenende super gelungen, das gekochte Chilli sin carne am nächsten Tag kam bei allen gut an und auch der Geburtstag an sich war super (bis auf die zerbrochen Glasscheibe der Eingangstür, aber das ist eine andere Geschichte).
Das waren also meine Erlebnisse der letzten 4 Wochen, aber ich möchte mich auf diesem Wege auch noch für meine zahlreiche Post bedanken. Alle Postkarten hängen an der Wand und auch die Briefe sind immer greifbar für mich auf meinem Nachttisch. Ich freue mich jedes Mal wenn ich in den Briefkasten schaue und eine kleine Nachricht aus Deutschland (oder Schottland) finde. Aber ich möchte mich nicht nur für Briefe bedanken, sondern auch für die supertollen Pakete, die mich erreicht haben. Eins von meiner Oma mit einem tollen Bastelbuch, das ich auf jedenfall im Kindergarten nutzen werde, ein weiteres von meiner Freundin Clara, mit meinem ersehnten Reiseführer und schicken grünen Socken und auch eins von meinem Freund mit supersüßen Kleinigkeiten aus seinem Urlaub und leckerer Marmelade von seiner Mama. Vielen Dank dafür.
So dass ist jetzt aber wirklich das Ende, ich freue mich schon auf das nächste Mal euch berichten zu können, was ich hier so treibe.
Ahoj und bis dann.
Katrin
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