1. November in Polen
Der 1. November ist einer der höchsten Feiertage im katholischen Polen und es gehen wirklich ALLE auf den Friedhof.
Bereits am Vortag machte sich die Feiertagsstimmung bemerkbar: Auf der Arbeit gab es Kuchen und im „Biedronka“ wurden die Tiefkühlpierogi in doppelter Menge nachgefüllt. Obwohl es noch vereinzelte Halloweenpartys am 31. Oktober gab, kehren doch die meisten Polen schon in ihre Heimatorte zurück.
Am 1. November war es dann wirklich so ruhig in der Stadt, wie wir es bisher noch keinem Sonntag erlebt haben. Dorina und ich haben uns abends auf den Weg zu dem großen Friedhof in der Poprzeczna gemacht. Obwohl wir noch nie in der Ecke hinterm Bahnhof waren, sind wir ohne Karte zurechtgekommen –wir mussten nur den Menschenmassen folgen. Rund um den Friedhof wurden tausendfach Kerzen und Blumen verkauft. Und zwischen den Gräbern hat uns dann auch ein wahres Lichtermeer erwartet. Eine gute Entscheidung, erst im Dunkeln zu gehen!
Für mich war kein trauriger Tag, weil ich ja an keinem Grab jemanden gedenken musste. Aber auch insgesamt war die Stimmung nicht traurig oder gedrückt, wie man es an einem Novembertag zum Totengedenken erwarten könnte. Andächtig wäre eher passend, aber die vielen Kinder waren ganz unbefangen.
Kein Grab, auf dem nicht mindestens drei oder vier Lichter standen. Wir haben unsere Kerze am Denkmal für die AK abgestellt. Auch in Olsztyn gibt es einen Gedenkstein für den Flugzeugabsturz in Smolensk, bei dem der Präsident Kaczynski starb. Unter seinem Foto stand ein Kreuz aus Kerzen.
Der Friedhof war wirklich riesig, wir haben uns fast verlaufen. Doch immer schimmerten durch Baum– und Buschreihen Kerzenlichter. Außerdem waren wirklich überall Menschen. Wir sind so lange geblieben bis es dann doch zu kalt wurde. Glücklicherweise gab es zurück einen Bus, obwohl ich mich langsam an die langen Fußwege hier gewöhne.