Angekommen sein

Es ist der Moment, an dem du merkst, dass du genau weißt an welcher Stelle du mit dem Fahrrad den Bordstein hinauf fahren musst, damit es nicht zu sehr huggelt. Du nicht mehr Google Maps in deiner Tasche sprechen hörst. Du Orte ein zweites, dittes oder vierunddreißigstes Mal betrittst. Du das Gefühl hast nach Hause zu kommen, nachdem du einen Tag in einer anderen Stadt warst.

Der Moment in dem du realisierst, dass du gerade entspannt deinen Arbeitsplatz betreten hast, dich nicht mehr fragst, warum manche Menschen grüßen und andere nicht und was das zu bedeuten hat. Du einfach auch nach draußen gehst, wenn deine Kolleg*innen Raucherpause machen und nicht mehr fiebrig überlegst, ob du nicht störst, weil sie ja extra wegen dir Englisch sprechen müssen und das” killt dann ja dann schon den Vibe” und so weiter …

Der Moment, in dem du dann nach der Arbeit wie selbstverständlich einen Kaffee oder ein gezapftes Pivo trinken gehst und allen deinen Kolleg*innen Bilder von Totenkopfäffchen zeigst, damit die wissen, welches Tier du wärst, wärest du ein Tier.

Der Moment, in dem du erkennst, dass andere Menschen jetzt “die Neuen” sind und man ihnen ansieht, wie sie sich dieselben Fragen stellen, die du dir noch vor kurzer Zeit gestellt hast. Wie auch sie versuchen, die Unsicherheit zu überspielen, die erst langsam von dir abzufallen beginnt. Sie ebenfalls jede Gelegenheit nutzen, um ins Gespräch zu kommen und du merkst, dass es davon einfach scheiße wenige gibt. Es ist der Moment in dem du dann realisiert, dass nicht alles an dir gelegen hat, nicht deine Schuld ist.

Der Moment, indem du merkst, dass auch du langsam müde wirst, neue Menschen kennenzulernen, entgegenkommend zu sein, einzuladen, freundlich, lustig und interessant zu wirken. Es ist dieser Moment, der dir zeigt, dass die Menschen, mit denen du viel Zeit verbringst Freunde sind, manchmal sogar Familie.

Du weißt, das alles hat lange gedauert und genau deshalb fühlt es sich so gut an, jetzt einfach durchatmen und lachen zu können, nackt im Wasser zu liegen und in den blauen Himmel zu schauen, Vertrauen zu haben und dich fallen zu lassen.

Es sind diese Momente, in denen du merkst, dass du angekommen bist.